Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
ihnen sowieso gar nichts erreichen...
Der Atchafalaya River mit der langen Brücke liegt schon weit hinter uns und Charley und Mac ist es einerlei, ob ich Niggerlecker oder Niggerhasser bin, sie leben in ihre r wohlgehüteten Mikrowelt und schieben ihre eigenen Minderwertigkeitskomplexe einfach weiter. Auf die „Nigger“. Sie zu hassen, ist viel einfacher, als die eigenen Unkenntnisse und Dummheit zuzugeben. Klar, Rassismus ist nichts weiter als Dummheit. Krankheit. Krankheit des Geistes, weil er andere nicht zu tolerieren vermag. Die kränkelnde Seele sucht nach einer noch kränkeren als sie selbst, um seine Höherwertigkeit zu beweisen. Wenn sie aber nichts findet, erklärt sie jemanden für minderwertiger. Anstelle zu sagen: „Hey Leute, ‘s tut mir leid, ich bin ein bisschen behämmert“, schreit sie laut: „Schaut den an, er ist aber ... bla bla bla...“
Bei Baton Rouge fahren wir aber nun wirklich über den Mississippi. Mit hohem Bogen spannt sich die Brücke über den eine halben Meilen breiten aufgewühlt dahindröhnenden Strom und katapultiert uns in die Stadt. Unter uns reiten mutige Schiffe über den Wellen. Von den Ufern winken uns Bäume hinterher. Hochhäuser und Parkanlagen ziehen an uns vorbei. Dann löst sich langsam das Häusermeer um uns auf. Autobahn!
Und Mundharmonika, um die Jungs auf gute „Neger-Blues“ einz uschwören.
„Oh yeah, gib ’s ihm Mann!“
Und schon sind wir mitten
IN NEW ORLEANS .
Wir trennen uns genau vor dem Greyhound Busbahnhof...
Das Gebäude ist ein typisches Greyhoundgebäude, aber es ist anders, als in anderen Städten. Ich bewege mich ganz locker, die Wächter sollten auf keinen Fall schnallen, dass ich kein Ticket habe. Nämlich nur mit gültigem Fahrschein dürfte ich hier herumsitzen und mein Gepäck abgeben. So, nach ein wenig Herumhängen, Abspannen steuere ich das Französische Viertel an.
Es geht wie von alleine, ich laufe durch von hohen Beton und Glasgebäuden besäte Straßen, bis die Häuser kleiner und die Straßen belebter werden. Es ist schon abends nach zehn. In der Canal Street haucht mir ein Wind von New Orleans Flair entgegen. Die Häuser sind nur drei-vier Stockwerk hoch, und mit den typischen Feuerwehrleitern könnten sie auch in der Bronx oder sonstwo stehen. Die Läden sehen auch ganz gewöhnlich amerikanisch aus. Aber die Menschen! Die sind ganz New Orleans artig. Es sticht ins Auge, wer Tourist ist und wer von hier. Die Einheimischen laufen hier fast ausnahmslos modisch gekleidet oder stehen schwatzend in maßgeschneiderten Kleidern, kantengebügelten Hosen, bunten Hemden an der Ecke. Schwarze Jungs mit angeleckten oder zur Seite gebügelten Frisuren. Nirgends eine Jeans, ausgenommen die Touristen. Anscheinend hat man hier Levi Strauss verbannt. Das ist ein anderes Amerika als die rasende aber lockere New York City oder San Francisco, die Gemütliche. Keine Turnschuhe, sportliche Kleider. Andere Gesichter. Eine Schwarze Frau sieht hier ganz anders aus als im Norden. Die Menschen leben und kleiden sich nach einer eigenen Ethik. Die Touristen sind natürlich ganz verschieden. Cowboy Typen, Rednecks, Hippies, sportlich lockere junge Leute, elegante Pärchen in Anzügen und Damenkostümen aus allen Staaten.
Ich höre ein Saxofon und laufe in Richtung Musik. Im Eingang eines geschlossenen Geschäftes steht ein rothaariger Typ und gibt sein Bestes. Er spielt leicht und angenehm. Die Glasfassaden der Geschäfte verstärken und streuen seinen Jazz mit guter Akustik weit in die Gegend. Aber es gibt nur wenig Leute hier, die meisten sind schon längst abgebogen in die Bourbon Street, das Herz des Franzosen-Viertels. Sein Pappkarton ist ziemlich leer und von mir sieht er auch keine Münzen. Aber ich bleibe lange bei ihm stehen.
Nach einer Weile hört er auf und wir fangen zu schwatzen an. Woher? Wohin? Das übliche schmerzlose , zeitvertreibende Geschwätz. Da kommen endlich Passanten. Zwei Pärchen.
„Tschuldige, ich muss jetzt arbeiten. Wenn sie hier sind, schmeiß fünf Dollar in den Karton! Sie sollen es sehen. Nachher geb ich’s dir zurück.“
Sehr gerne, aber nicht von meinem Geld. Wenn er es sowieso zurückgibt, warum nicht gleich sein eigenes. Nicht s für ungut oder Misstrauen, aber mein Instinkt sagt nein.
Die feinere Gesellschaft schlendert an uns heran und bleibt einen Moment stehen. Der Saxi-Mann trillert ihnen wundervolle Melodien entgegen, dreht ganz schön auf und bewegt sich mit dem Ober- und Unterkörper wie
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