Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Verkauf. Mit Riesenprofit.“
„Aha, ich verstehe. Aber das ist trotzdem Illegal!“
„Nein, nein nur moralisch. Er sagt mit keinem Wort, dass er das Geld auch zurückgibt. Das ist nur die Illusion, die er den Menschen suggeriert, um seinen harten Profit abzuschöpfen.“
„In Amerika gibt es doch ein ungeschriebenes Gesetz: Geld sollst du erst aus der Hand geben, wenn du sein en Gegenwert siehst.“ Er rückt seine Brille zurecht. „Dieser Kerl, dieser Kommunist Marx, Karl Marx hat irgendwo mal geschrieben, dass Profit über Moral geht, und wenn er hoch genug ist, sogar über Menschenleben. Irgend sowas. Und in Amerika ist das leider heute noch gültig. Aber das ist trotzdem illegal! Das ist Raub!.. Ich war auch Musiker auf der Bourbon eine Weile lang, aber so etwas hatte ich nie erlebt. Das ist eine Schande für ganz Amerika...“
Diese Schande können wir - wenn ich es schon mit einem New Orleans Musiker zu tun habe - nur mit einem Blues rein waschen.
„Also los, spiel den Mississippi Blues“ sagt Steve.
„Was meinste mit Mississippi Blues“ fange ich an, mich zu drücken. „So Muddy Waters mäßig? Oder erkläre mir wie.“
„Nun pass auf!“ Sagt er . „Fang irgend etwas an und spiel deine Mundharmonika!“
Ich habe eine nette Idee und spiele es in vier Viertel. Steve singt spontan aus dem Ärmel.
„Ich habe niemanden und keiner hat mich. Oh Baby...“
Wir fahren an einer windgewellten grünen Wiese vorbei. „...Dies Baby ist hier Gras. Es wuchs hier in diesem Land. Wir wuchsen auch hier auf. Oh Baby. Ich sage ooh, oooh...“
Ich ziehe die Töne in Vibrato, trillere und Steve schaukelt wohlwollend zu meinem Solo.
Aber die Ankunft vor Lafayette beendet unsere Session. Ich bin schon weit hinter Baton Rouge. Aber es war so angenehm über den Dicken zu schimpfen, und dann die musikalische Ableitung. Man soll die Sachen so lange rollen bis sie rund sind.
„Siehste, so einfach ist es“ sagt Steve. „Das war der Mississippi Blues.“
„Wieso?“
„Einfach, wir hatten ihn hier am Mississippi gespielt.“
Oh, ja das ist wirklich einfach.
Wie der nächste Ritt. Kaum vertrete ich mir die Füße an der 167, hält schon ein kleiner Toyota Sportwagen an.
Paul ist ein sehr gepflegter, frischrasierter Kerl um die Vierzig der versucht, sich mit schüchternen Fragen an mich heranzutasten. Ich wiederum gebe mir Mühe, offen und freundlich zu sein, um seine Verkrampftheit zu lockern.
„Was ist deine Meinung über die Religionen?“ Fragt er.
„Nichts. Jeder soll glauben, an was er will, aber mich sollen sie auch nach meinen eigenen Vorstellungen leben lassen.“
„Aha, genau so denke ich auch. Und... was denkst du über Frauen.“
„Hm... Nun die Frauen... Ist nicht einfach. Was soll ein Mann über Frauen denken...? Ich liebe sie.“
„Wie? Immer eine Andere? Wechselst du oft deine Partner?“
„Ich meine nicht, dass man mit jeder Frau gleich ins Bett geht.“
„Aha, verstehe“ stimmt er mir gerne zu. „Und was meinst du über Gruppensex?“
Merkwürdige Fragen, aber ich antworte brav.
„Nun, genau das gleiche wie über Religionen. Soll jeder machen, wie es ihm wohlbekommt.“
„Und gemischter Sex?“
„Wie genau meinst du das: `gemischt`?“
„Na ja... so, das Männer und Frauen... und , und alle zusammen.“
„Ach so, Männer mit Frauen und Männer mit Männern und Frauen mit Frauen? So meinste das?“
„Ja... Ja. Du, du... du, hast du schon so gemischten Sex gemacht?“
„Hm... Merkwürdige Frage... Weist du, ich bin nicht schwul.“
„Nein, nein. Ich habe das nicht so gemeint. Dazu muss man doch nicht schwul sein.“
Er ist ganz schön aufgeregt, wie ein Pubertierender. Ich ahne schon , woher der Wind weht. Und ich dachte noch zu Beginn, dass er wirklich an meiner Meinung interessiert ist, aber er will sich nur vorsichtig herantasten.
„Und du, warst schon mal mit einem Mann zusammen? Ich meine flüchtige Beziehung? Da muss man dazu nicht gleich schwul sein.“ Er umkreist den heißen Brei, und ich antworte nur kurz. Ich warte darauf, dass er endlich mit der Sprache rausrückt.
„Nein , war ich noch nicht“ sage ich.
„Und was hältst du davon, wenn jemand schwul ist?“
„Nichts... Das ist deine Sache. Weißt du, mich stört es nicht, dass du schwul bist.“
Er ist völlig verstört. Ist richtig rot geworden, wie ich damals , als ich das erste Mal ein Mädchen mit Herumgerede herumzukriegen versuchte und dabei entlarvt wurde. Sie meinte, ich wär
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