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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Füßen, sondern einen weichen luftleeren Raum, der sich bei jedem Schritt mit Musik und Ausgelassenheit füllt, um sie schlittern zu lassen in dem müden Franzosen Viertel, dessen Neonlichtaugen sich langsam zum schlafen verschließen. Wir sind schon ein merkwürdiges Duo. Der „Hippie“ mit Pferdeschwanzhaar in kurzen Hosen und Turnhemd und der verarmte „Hillbilly“, der gerade seinen letzten Frisörtermin geschwänzt hatte mit Beamtenbrille, weißem Hemd und der Hosenboden seiner Jeans hängt fast bis zur Kniekehle herunter. Wer würde es André glauben, dass er ein besserbestellter Banker ist, der auf einmal in die Notbremse seiner Karriere stieg, um für ein halbes Jahr die Neue Welt mit einem Mietkombi kreuz und quer zu bereisen. Er will im Dezember zurück in New York sein, um von dort zurückzufliegen und einen neuen Job zu suchen. „Die Neue Welt ist einen neuen Job wert.“ Hahaha... Nur schön locker, wie unsere jazzbeschwingten Schritte durch die entvölkerten Straßen. Oder wie unser Abschied:
    „Tschüß, tschüß. Vielleicht sehen wir uns irgendwo noch mal. Morgen oder in zehn Jahren, das macht keinen Unterschied.“
    „ Vergiss aber nicht“ rufe ich ihm hinterher, „wenn du wieder lange auf deinem Arsch sitzt, sollst du ab und zu wenigstens hüpfen, sonst wächst noch Moos über dich.“
    „Ich vergesse es nicht“ lacht er. „Aber du sollst ’s auch nicht vergessen, nicht nur an deinem Arsch, auch an deinem Gehirn kann Moos wachsen.“
    Oh ja? Irgendwann vielleicht. Heute Nacht auf keinem Fall! Dazu müsste ich mindestens für eine Minute abschalten. Anstelle dessen streife ich durch die Straßen. Einige Lokale haben noch auf. Von einer Ecke strömen Kneipenstimmung, Lachen und Rufe auf die Morgenschimmer überzogenen Straßen und holen mich aus meiner Gedankenversunkenheit zurück.
    Vom Bürgersteig aus kann ich über die wiehernden, pfeifenden Männerköpfe hineinschauen.
    Das Fenster ist so hoch, dass ich die Sitzenden nicht sehen kann, nur die wohlbeleibte, wollüstige blonde Lady, die auf dem halbkreisförmigen Tresen tanzt, ist in meinem Panoramabild. Mikrofon in der Hand, geht sie mit wiegenden Hüften auf und ab und kurbelt die Stimmung der Männer an. Und die jaulen vor Wonne und rufen: „Hey, hey ausziehen! Runter auch damit!“
    Sie hat nur noch eine n heißen Tanga-Slip und zwei winzige Deckel über den Busen an. Sie kreiselt und sticht mit ihrem Hintern zu den lechzenden Typen: „Hier ihr Lustvögel! Schaut her! Das quält eure Gehirne. Nicht wahr? Hoppla, hier fangt dies hier!“ sie stößt mit ihren Lenden zu ihnen. Das Mannsvolk quietscht und pfeift: „Ja, Dasisses! Genau!“
    Ich sehe nur die Frau, aber auch sie kann mich sehen, denn durch das Fenster dringt mehr Licht nach außen , als auf die „Bühne“.
    „Hier habt ihr ’s! Gentlemen! Jetzt soll mir jemand sagen, dass er je schöneres als dies hier gesehen hat!“ Sie klemmt das Mikrofon zwischen die Beine und jongliert beidhändig mit ihren prallen Busen.
    Pfeifkonzert, Jubel und Gelächter.
    „Oh ihr ausgebufften. Was macht ihr denn in euren Hosentaschen?“ Fragt sie mit aufregender Stimme. „Aber ich sehe, da auf der Straße hält man es auch nicht ohne Taschenball aus“ stößt sie mit ihrem Kinn zu mir. „So ist es meine Herrschaften, Melitta lässt die Männerherzen und auch die Männerhände nicht kalt werden...“
    Pff, Melitta interessiert mich gar nicht. Sie denkt ich wär auch so ‘n Seelen-Pubertierender. Vergiss es! Nicht mit mir Baby! Oh! Was nun! Sie hat doch recht! Meine linke Hand ist Tatsache tief in der Hosentasche!
    Das Gekicher wird immer leiser in meinem Rücken. Ich denke wieder an „Moos im Gehirn“. Aber wie soll da Moos wachsen. André kann das nicht wissen... Woher sollte er ahnen, dass ich jahrelange Übung darin habe, mein „Zivilgehirn“ früh morgens mit meiner Zivilbekleidung im Umkleideraum einzuschließen. Nur so war es möglich, es vor der allgemeinen Vermoosung zu bewahren, denn bei der Arbeit war es nicht gefragt. Und wenn ich es doch mal benutzt hatte, hat man mich ganz schön blöde angeschaut. Auch die Kollegen! Und wenn jemand lange Zeit blöd angeschaut wird, den hält man dann auch für blöde. Das hatte ich zum Glück noch rechtzeitig begriffen, dass man nicht MICH, sondern meine Arbeit braucht. Nur dieses unpersönliches Irgendwas, was sie „Hundertzwanzig Prozent“ und „Arbeitsproduktivität“ nennen undsoweiter... Wozu denn auch mein eigenes Gehirn

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