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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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den Waschraum und entblößte mich schnell bis auf die Unterhose. Kaum begann ich mich jedoch vor den blankgeputzten Waschbecken zu waschen, erschien der Gebieter des Ortes, ein würdevoller, in weißem Arbeitsanzug gekleideter Mann um die Fünfzig mit aufrechtem Gang. Er stützte sich auf seinen nussbraunen Besenstiel, der aussah, als wäre er die fortlebende Verlängerung seiner ebenfarbenen Hände und schüttelte den Kopf: „Das ist hier keine Badeanstalt, Sir.“
    „Ich weiß, aber ich bin verdreckt von der Busfahrt“ sagte ich in meiner Überraschung und fügte noch schnell beschwichtigend hinzu: „Ich wische die Pfütze nachher weg.“ Naja, begeistert war er nicht gerade, aber er gab mir eine Duldungszeit , in dem er für eine Weile verschwand. Ich nutzte die Gelegenheit vom Kopfe bis zum Fuße. Als er wiederkam, hielt ich gerade meinen frisch gewaschenen Kopf unter dem Handtrockner. Auf sein befremdetes Lächeln gab ich die Erklärung: „Ich möchte den Gangstern in Chicago gefallen.“
    „Ha, ha! Du denkst im ernst, du triffst hier Gangster? Na ja, alle denken, dass diese Stadt voller Gangster wäre. Höre mein Junge, wo die Mafia herrscht, ist Ruhe und Ordnung! Das verstehst du nicht, was? Na, pass auf: Was ist wichtig für einen Gangster? Wofür arbeitet er?“ - Kunstpause.
    „Um Geld zu machen “ antworte ich selbstsicher.
    „Aha!“ stürzt er sich auf meine Antwort. „Und tragen die Leute ihr Geld dorthin, wo es nicht in Sicherheit ist? ... Na, siehste! Die Mafia sorgt überall, wo sie ist, für Ordnung und Sicherheit, damit das Piepchen gerne dorthin rollt. Die kleinen Ganoven machen bloß den Ruf der Stadt kaputt und verderben das große Geschäft. Also, die Mafia kümmert sich um diese. Und es ist klar, wer den Kürzeren zieht. Du kannst’s mir glauben, diese Stadt hat der Mafia sehr viel zu verdanken.“
    „Ich verstehe”, sagte ich und bat um den Aufwischlappen, aber er winkte nur ab, es wäre sowieso sein Job.
    Ja, der gute Mann hat nicht nur meinen Wasserfleck vom Boden, sondern auch die Klischeepfützen in meiner Birne ordentlich aufgewischt. So was muss man erstmal mit einem Schlaf tief verdauen. Aber denkste!
     
    Während die verregnete Nachtsilhouette Chicagos hinter dem Busfenster vorbeizieht, versuche ich vergebens mich in den Schlaf zu wiegen. Nicht wegen den Nightlights, eher wegen meines massigen Nebenmannes mit dem kleinen Sohn. Er kann nichts dafür, dass er bis auf meinen Sitz hinüberschwappt und mich an die Scheibe presst. Das Kind scheint solche Reisen gewöhnt zu sein, denn es schläft wie ein Murmeltier in Papas Polsterschoß. Wenn es von Zeit zu Zeit zwischen Papas Beinen auf die große Tasche, wo das Essen und Cola stecken, heruntergleitet, wird es nicht mal wach. Er aber auch nicht, trotzdem greifen seine großen, runden Hände sorgsam nach dem verlorenen Sohn und hieven das kugelig kaffeebraune Päckchen in die Vertrautheit zurück.
    Das Spiel geht bis der nassgrau gähnende Morgen sie in Des Moines aus dem Bus steigend verschluckt. Und ich kann endlich eindösen.
    Dem Regen entkomme ich aber auch nicht, als ich in der folgenden Nacht in
     
Rapid City mit steifen Gliedern
    dem Busfahrer Tschüß sage.
    Es ist erst zwei Uhr zwanzig und das freundliche Personal bittet mich höflich den Busbahnhof zu verlassen. Also , ich darf meine Glieder anstelle an einer warmen, geschützten Bank, in dem pissenden Regen ausstrecken. Die Indianerfrauen und das Kind, mit denen ich das letzte Stück Fahrt unterhielt, sind schon längst verschwunden. Ich bin alleine auf der regengepeitschen, schlafenden Straße und ziehe in die Richtung, von der die höfliche Lady - die mir am Busbahnhofschalter den Tipp gab - meinte, dort müsse das Hospital sein. Es dauert nur wenige Augenblicke und meine „regendichte“ Jacke und die Stoffschuhe sind vollends durchnässt.
    Wie die drei sternhagelvollen Indianer, die ich einige Ecken später treffe. Einer von ihnen versucht mir zu helfen und erklärt, wo ich hier eine Mission zum übernachten finde. Er meint: zwei Straßen vor und drei Straßen , huck, nach links - oder auch umgekehrt, egal, wenn ich dort ankomme, huck, werde ich es schon erkennen.
    Der zweite denkt , ich wäre so ein Vogel, den man um ein paar Dollar lockerer machen könnte. Der erste widerspricht ihm, ob er nicht merke, dass ich auch bloß, Huck, so n Lump wäre, der keine Kohle fürs Motel hätte. Der dritte aber nimmt keine Notiz von mir und redet ununterbrochen auf die

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