Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Felsen unter den Horizont. Ein pechschwarzer Schatten türmt sich vor uns. Seine messerscharfen Konturen sind aus der schwach rotgelb schattierten, in Abendgrau gekleideten Landschaftsmasse in den Himmel gerissen.
Zu Fuß auf der anderen Seite ankommend erleben wir das Gegenteil. Die letzten Sonnenstrahlen überziehen gerade weiß und orange die baumrindartig hochrennende n Rinnen des Felsen mit ihrem Abschiedstanz. Der Wald ist um den Klotz herum in dunkler Stille versunken. Ich bin ergriffen und muss lachen. Die Strahlen prallen feuerrot, weiß, lila und braun bemalt von der runden Felsenwand zurück. Der Sonnenuntergang strömt in mich, um mich zu kitzeln, ich spüre ihn ganz deutlich. Er wärmt mein Gesicht von innen. Etwas ähnliches musste auch mit meinen Freunden passiert sein, denn wir laufen langsam, als wollten wir den verbotsschildgeschützten Koloss erklimmen. Wir besteigen jedoch nur einige der um ihn herum zerstreuten häuschengroßen Felsbrocken. Von hier aus erscheint er noch mächtiger. Die Sonnenstrahlen klettern immer höher und beleuchten nur noch die Spitze. Schließlich machen sich die von der oberen Kante herunterfliessenden letzten Strahlen davon...
Wir schweben feierlich berauscht zum Auto, und Jimmi tritt mit Gefühl ins Gaspedal, als würden wir gen Hi mmel fahren.
In dem nahe liegenden Souvenirladen bezahlt er zuvorkommend meine Postkarte und den Tee. Es ist keine große Summe, achtzig Cent, trotzdem selig und vertraut.
„Wenn du möchtest, kannst bei mir schlafen“ bietet mir Richard mit dergleichen Vertrautheit an. „Ich habe ein ‘Trailerhome’ und Platz genug für dich. Es ist in Custer. Wir wohnen alle dort.“
Custer, bedeutet, dass ich noch weiter
zurück in die Black Hills
fahre, fast so weit, wo die ‘Vier’ weißen ‘Typen’ in den Stolz der Nation schauen. Doch ich sage, ja. Warum sollte ich meine neuen Freunde so schnell verlassen. Außerdem, sie wollen morgen nach ‘Pine Ridge’, ins Indianerreservat fahren und würden mich gerne mitnehmen.
Jimmi holt aus dem Handschuhfach die Friedenspfeife hervor, deren Stiel ein dickes Glasrohr ist. Derjenige, der gerade einen Zug genommen hat, hält die Öffnung solange, bis der Nächste sie übernimmt zu, damit der wertvolle süßliche Rauch nicht en tweicht.
Als Bekenntnis zur Freundschaft, sage ich nicht nein. Ich führe das Rohr zu meinen zum Trom peten geformten Lippen und ziehe eine kräftige Portion. Richard beteuert mir, dass es den Kopf säubere. Jimmi soll auch viel klarer sehen, wenn er einige Züge nähme. Ja, Richard wurde, als er noch ein Kind war, Marihuana Tee von seiner Mutter gegen verschiedene Krankheiten, wie Bauchschmerzen, verabreicht. Sie übertreiben das Rauchen nicht, und das macht ihre Einstellung richtig glaubhaft. Ich steige schon nach der ersten Runde aus. Sie rauchen noch die Ladung zu Ende und die Pfeife verschwindet wieder.
Das Radio dröhnt fröhlich Rock’n’Roll vor sich hin. Ich hole meine Bluespfeife raus und versuche die Band im Radio zu unterstützen. Es ist gar nicht schlecht. Sogar Jimmy dreht die Lautstärke leiser, damit ich mehr dominiere, das macht mich ein wenig unsicher. Aber sie alle drei sind begeistert und feuern mich an. „Yeah, wow! Gib ihm!“ Meine Faustheulkiste jault, knarrt, lacht, weint und meine Sioux Freunde trommeln auf dem Polster, auf dem Lenkrad den ‘wow wow, yeah yeah...’ Blues dazu. So kommen wir nach Deadwood.
Ich zeige mit Stolz; in diesem Saloon, in dieser Kneipe war ich auch schon... dort oben in der Goldmiene auch... hier an der Post habe ich an den Automaten Briefmarken gekauft... Aha, aha... Aber die wieder erkannte Kreuzung und der Goldschmuckladen eilen schnell in der Nacht an uns vorbei. Wir huschen schon zwischen dunklen Bergen hindurch.
„Wir haben vor zwei Monaten auch einen Tramper mitgenommen. Der kam aus Kalifornien“ sagt Sherlyn stolz. Rich’ ergänzt es: „Wir dachten, du kommst auch von dort.“
„Das Gegenteil, ich will dorthin. Dann weiter. Ich will einen großen Kreis im ‘Big Country’ machen.“
„Wow, Großartig! Schreib’ uns eine Postkarte, wenn du es geschafft hast!“ sagt Jimmy. „Wir wollen auch in paar Jahren alles angucken. Schau, wir haben noch Zeit, wir sind jung. Gerade geheiratet und aus dem Reservat weggezogen.“
„Das ist ‘Crazy Horse’“ zeigt Rich’ auf einen dunklen Berg. Das wird das größte Denkmal der Welt sein.“
„Hm, großartig!“ Ich sehe nur einen finsteren Berghang,
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