Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
die mir tanzend entgegen rennende Straße nicht mehr ertragen und lenke meinen Blick zur Seite. Drahtzäune eskortieren unsere Straße in der jetzt lang gestreckten Landschaft.
„ Meine Güte, dieser offene Raum ist alles Privateigentum!“ Solange mein Auge reicht, keine Siedlung, kein Haus in Sicht. Unbehindert huschen die Weideflächen über die Hügel und umgehen sanft kleinere Berge.
Aber mein freiheitsgetränkter Phantasieflug bleibt an dem Zaun hängen. Browny, als würde er in meinen Gedanken lesen, unterbricht ein Weilchen seinen Jointflug, und zeigt auf den Zaun: „Du machst mit dei’m Eigentum waste willst. Der Besitzer kann paar Löcher mehr in deinen Arsch schießen, wenn du,... ich weiß nicht, den Berg da drüben beklettern willst“ lacht er mit der Jointkippe auf den Berg zeigend. Seine Hand bleibt vor meinem Gesicht, den Joint anbietend, in der Luft stehen, aber er ist nicht beleidigt, als ich ihn ablehne. Das Gegenteil; mit Freude über meinen großzügigen Verzicht fährt er den flachgedrückten Stummel zwischen die zum Küssen gespitzten Lippen. „Pöff... pöff... ich sag’s dir, freiestes Leben; Amerika. Freiheit, machst waste willst, sagst waste willst. Willste, haste ne Waffe. Willste, schießte uff Fremde uff dei’m Besitz. Haste Geld, kannste alles kaufen. Willste, schreiste: Fick dich, Präsident! Hehe...“
„Okay, aber was hab ich davon?“
„Nix“ schießt er die Antwort in die Luft. „Nicht wichtig. Frei zu sein!“ sagt er vor sich auf die Straße, aber gleichzeitig starr in die Ferne grinsend. „Tun, was du möchtest... Weißt du: Amerika ist FREI. Ich bin ein FREIER Mensch.“
„Okay, dann fahre schneller als das Limit.“
Er löst plötzlich seinen Blick aus der Ferne, schaut mich an, als wäre ich ein bisschen behämmert. „Das geht nicht. Zu viele Politessen hier lang... und das Kraut ist verboten. Ich will keinen Ärger mit den Bullen...“
Wir passieren eine große Tafel mit einer Zeichnung, die einen aus der Erde ragenden baumstammähnlichen Felsen zeigt. „Zum
Devils Tower,
nächste Ausfahrt rechts“ sagt der Text darüber. Aah, das ist der Felskoloss aus dem Spielberg Film. Und der ist hier um die Ecke.
„Oh, den muss ich sehen“ sage ich zu Browny. „Kannst du mich an der Ausfahrt rauslassen?“ Er aber meint, dass wär' viel zu früh, bei Moorcroft abzubiegen: „Ich zeig dir einen viel kürzeren Weg. Ich fahr jeden Tag dort lang.“
„Hm, aber meine Landkarte zeigt, dass es hier der letzte und beste Weg sei...“
„ Vergiss deine Landkarte. Ich weiß, wo’s näher ist...“
Ich lasse mich trotz meines Autoatlasses überreden und dreißig Meilen weiter fahren. Da biegt er an einer Trailerhomesiedlung neben den fahrbaren Holzhäusern ab und beteuert mir, dass die nächste Abfahrt rechts mich in zwanzig Minuten zum Devils Tower bringe.
Ich laufe des schwachen Verkehrs wegen die drei Meilen bis dorthin lieber zu Fuß. Auf eine lange Säule gespickt leuchtet schon von weitem ein riesiges McDonald’s Zeichen. Darunter steht d er bekannte Gebäudetyp, und was für eine Vielfalt, diesmal nicht quadratisch, wie ich es bislang überall erlebt habe, sondern viereckig!
Aber es hat eine saubere Toilette, wo ich mich waschen kann und billige heiße Schokolade, mit der ich meine eigene Verpfl egung herunterspülen kann.
Keiner regt sich auf wegen meiner Margarine und meinem Brot. Ich bin schließlich auf einen Kakao Gast, und was ich dazu selbst auf die Tafel packe, ist meine Sache. Selbst wenn ich damit den Tisch überhäufe. Nette Teeny Mädchen stehen hinter dem Tresen gegenüber dem menschenleer gähnenden Saal. Kaum lasse ich einige Krümel von meinem Brot auf den Boden fallen, schießt eine von ihnen fröhlich besenschwingend um meinen Tisch herum. Mir ist es peinlich, aber sie freut sich, endlich mal was zu tun zu haben. Sie hilft mir auch gerne den Weg zum Dewils Tower zu finden. Sie erklärt mir, wie weit ich auf der Neunziger nach Osten trampen, dann nach Norden abbiegen soll.
„Aber ich komme von dort, weil hier eine Abkürzung sein soll.“
„Hier, in Gillette? gibt’s kein’ Weg. Da bin ich sicher.“
Sie fragt die anderen Mädels, aber die schütteln auch nur ihre Köpfe und wiehern laut auf. Ich muss endlich einsehen, dass ein zugekiffter, wenn auch noch so netter und zufriedener zwanzigjähriger Zimmermann meinen Sechsdollarfünfundneunzig ‘Rand McNally’ Roadatlas nicht außer Kraft setzen kann.
„Du musst bis
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