Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Jägerinstinkt und ich muss auch einigen Tierchen das Fell durchlöchern.
„Aber das ist noch nichts“ sagt Joe. „Morgen gehen wir auf Gefl ügeljagd.“
An den beiden Tagen begeistert mich am meisten die Fahrerei. Wir rollen mühelos mit Joe s Achtzylinder-Ford kreuz und quer, die Hügel rauf und runter, über Gras und Gebüsch. Ich fahre, denn er muss mit seiner Flinte in der Hand in die Gegend spähen. Ich soll mich um nichts kümmern, nur die selten auftauchende Bäume umfahren und größeren Löchern ausweichen. Sonst, gib ihm! Einen einzigen Hasen erwischen wir nur und ich vertreibe mit meinem ersten Schuss den ersten und letzten Entenschwarm von einem, nach stundenlangen Robben mühsam von zwei Seiten eingepirschten, einsamen See. Der Hasenschuss dagegen, der war blitzschnell und perfekt. Na ja, ich hatte keine Zeit, um dazwischenzupfuschen:
Wir laufen mit dem Schießeisen in der Hand, als in zwanzig Schritt Entfernung ein großer Hase aufspringt. Er spitzt für einen Augenblick seine langen Ohren. Aber dieser Augenblick reicht für Joe, um seine Flinte zu entsichern, um zu zielen und zu schießen. Der Hase hat noch nicht mal die Chance, seine Lage wahr zu nehmen, und wird auch nie wieder etwas wahrnehmen können. Er liegt locker hingestreckt da. Und ich soll ihn nehmen und in den Rucksack packen. Ich bin völlig aufgeregt. Der Anblick der nach außengedrehten hängenden Augen und die Bluttropfen auf meiner Hose kosten mich einige Überwindung. Aber es ist klar; Joe ist der Meister und ich der Lehrling, und das Hasenblut trocknet schnell. Wir treiben uns bis spät in den Abend auf der majestätisch endlosen Prärie herum. Die Jagdbeute liefern wir dann bei einem alten Verwandten ab. Joe mag nur den ersten Teil der Arbeit: Schießen.
Ja, die „Verwandten“, ich traf an den folgenden Tagen jede Menge von ihnen. Sie kamen alle Nase lang in Joes Laden und betrachteten mich auch als Verwandten. Die Schwester von Joes Schwiegermutter, eine hagere, alte Frau mit gegerbtem, runzligem Gesicht redete mir jedes Mal bei meiner Seele ein, ich solle hier bleiben. Ich wäre ein guter Indianer.
„Ich, mit meinem Bart?“
„Klar, dann gibts nen schönen bärtigen Indianer. Bleib hier, sind ne Menge hübsche Mädel hier. Nimm dir eine und wirst sehn, hier isses gut.“
„Aber, ich hab schon eine Lady.“
„Na und!? Keine Sorge, hier findeste viel schönere... Aber, wenn du dein Weib ham willst, bring sie her.“ Sie lachte ganz verschmitzt und war fest der Meinung, dass es hier viel besser wäre als, sonst wo. Sie ließ nicht locker, bis ich ihr zustimmte, mit der kleinen Ergänzung, dass ich mich anderswo auch wohl fühlen kann.
Die beiden Kids hingen auch ständig an mir. Twinty schwänzte sogar die Schule, um mit mir Hasen zu zeichnen, oder nach meinem Flötenspiel herumzuhampeln. Sein Zuhausebleiben störte keinen, außer Joe. Aber, soviel hatte ich schon raus, seine Meinung wird sowieso nie richtig ernst genommen. Dafür nahm Chris mich zur Schule mit. Zum Unterricht? Ach wo, um den kleinsten Sohn, Alma, fotografieren zu lassen.
Zwei weiße Typen von außerhalb fotografieren in der geräumigen Schulhalle vor einem wandbreiten, kitschigen Gebirgsposter Indianerkinder auf der Bühne. Die Mütter stehen mit ihren Kleinkindern geduldig in einer langen Schlange, und ich verstehe nicht, wo der große Indianerstolz bleibt. Sie lassen gleichgültig über sich ergehen, dass ein Mittfünfziger Weißer und sein jüngerer Gehilfe ihre Kleinsten wie kleine Tierchen behandeln. Für den sind sie nur Fotoobjekte, unregelmäßig reagierende atmende Gegenstände. (Nein, das ist keine Macke von mir, echt, das ist offensichtlich.) Der ältere Mann nimmt ein Baby von der Mutter, setzt es auf einen Tisch vor den schneebedeckten Berggipfel, kneift, kitzelt und schüttelt es. Kaum die erste Reaktion, was aussehen konnte, als ob das Kind lächle; peng, schnurrt die Kamera, er schiebt den Winzling zur Seite und greift den Nächsten. So geht es am laufenden Band. Er schiebt die Zunge zwischen die Lippen und trompetet, tätschelt Baby-Backen, kippt seine Trickkiste aus und befummelt seine Objekte, die dann von den Muttis beruhigt werden müssen. Chris ist auch restlos glücklich und bezahlt fast zwanzig Dollar.
Ich habe aber keine Zeit , um nachzurechnen, wie viel lebhaftere Photos sie selber aus dem Schein hätte machen können. Als Ablenkung laufe ich schon die ganze Zeit in dem Gebäude rauf und runter und staune über
Weitere Kostenlose Bücher