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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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könnten.“
    „Du kennst die Situation hier nicht. Es geht nicht nur um Geld. Wenn dein Rucksack und deine Kleider mehr Wert sind als eine Flasche Alkohol, hast du schon verloren.“
    „Glaub’ mir Mann“ gibt ihm Jimmy Flankenschutz, „keiner wird hier ein’ vermissten Tramper suchen.“ Ich will nicht klein beigeben, aber das brauche ich auch nicht. Jimmy fährt auf der beschriebenen rechts-rechts-links-geradeaus Route so geschickt, dass wir das Haus der vier Besoffenen noch nicht mal aus Versehen finden können. Es ist besser so, meinen sie. Ich soll ihnen endlich glauben, sie wüssten, wie diese Typen denken. Jimmy und Rich übernehmen selbst meine Unterbringung.
     
    Wir fahren ins Museum und in verschiedene Missionen, wo weiße Leute arbeiten, bis wir bei den Mormonen eine heiße Spur erwischen. „Es gibt hier bei Oglala einen frommen Ungarn, den alten Joe, er hat die Tankstelle und er wird dich bestimmt aufnehmen.“
    Und der Mann hat Recht. Mir ist die Sache peinlich, aber meine Freunde wollen mich solange nicht verlassen, bis sie sicher sind, dass ich gut untergekommen bin. Also verhandeln sie an der Tankstelle über mich, wie wenn Eltern ihrem Sohn einen Ferienplatz sichern wollen. Sie reden mit ‘Joe’ und er nickt nach einem sehr kurzen Nachdenken; „meinetwegen...“
     
    Joe ist, die Gesichter der Mission nicht gerechnet, der einzige Weiße in der ganzen Gegend, er ist schon achtundsechzig und sehr beherzt mit mir. In zwei Stunden macht er den Laden dicht, solange soll ich die Zeit totschlagen.
    Jimmy und Richard sind bereits unterwegs und erwarten, dass ich ihnen über alles schreibe, wenn ich wieder zu Hause bin, und Fotos soll ich unbedingt über meine zwei Heimatländer und von meiner Familie undsoweiter schicken. Klar. Aber jetzt erst die Prärie!
    Endlich wieder zu Fuß. Schnell streift auch das letzte Stück Feldweg unter meiner Sohle davon. Ich bin ergriffen, alleine in dem hüfthohen goldgelben Gras zu waten. Hügel und Gras rund um mich, sonst nix. Einsame Bäume ragen hier und da aus plötzlich auftauchenden Tälern gen Himmel. Keine Spur von Zivilisation. Jetzt erst kann ich die Worte des ‘Roten Amerikaners’ von vorhin über die Beraubung der Indianer nachvollziehen. Ich würde es mir auch schwer vorstellen können, mit diesem Gefühl der endlosen Natur eh und je gelebt zu haben, und plötzlich mein Leben in ein paar hundert Quadratmeilen eingepfercht, von Stacheldraht zu Stacheldraht eingeteilt zu bekommen. Das ganze Leben lang in einem Dorf oder einer Siedlung festgenagelt zu sein. Die konnte ich natürlich jeder Zeit nach Belieben verlassen, aber überall anderswo bin ich nur Eindringling. Trotzdem, warum muss man immer überall als ersten Ausweg in die Alkoholflasche springen.
    Daher ist es mir angenehm, am Abend bei der großen Familienvorstellung keinen Alk ohol zu sichten und zu riechen. Ein Haufen Sioux Indianer und Joe, der blauäugige, gutmütige, weiße Mann. Er ist nur fünfundzwanzig Jahre älter als seine Frau. Es dauert einige Tage, bis ich es richtig verstehe, wie er zu dieser großen Familie kam.
    Aber zunächst kommen wir beide aus seinem, einen Steinwurf entfernten Laden , mit einer Menge Videos für den Abend nach Hause. In einem der Wohnzimmer sitzt ein fetter, junger Riese vor einer Glotze und glotzt mich nach meiner Begrüßung uninteressiert an. Die zwei korpulenten jungen Damen zeigen schon mehr Zuwendung, das siebenjährige Mädchen und der gleichaltrige Junge schließen mich nach fünf Minuten in ihre Herzen. Wir spielen, toben. Sie zupfen an meinem Bart, fragen nach meinen Namen. Ich frage auch nach ihren. Der Junge lacht andauernd und nennt sich Pamper. Ich sage, das geht nicht. Aber das Mädchen bestätigt: Pamper! und lacht. Okay, Pamper.
    Die Erwachsenen ließen uns derweilen in Ruhe spielen. Später reden wir über die beiden Kids und ich wiederhole ständig, aha Deardy und Pamper. Deardy ist Chrys’ Tochter noch aus der Zeit vor Joe, sowie die beiden junge Frauen und zwei Jungs, von denen der eine vorhin in dem anderen Zimmer vor dem Betäubungskasten saß. Ja und Pamper ist Chrys’ Enkelsohn, also Kind ihrer älteren Tochter. „Klar, ich verstehe, Pamper“. Aber Chrys ist jedes Mal entsetzt, wenn ich das sage. „Er ist schon sieben und trägt keine ‘Pamper’ mehr. Er ist kein Hosenscheißer...“ Oh, peinlich; Pamper heiß doch Windel. Na warte du, kleiner Witzbold! Wegen dir muss ich wieder im Wörterbuch büffeln...
    Ich nannte ihn

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