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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Intuitionen. Wenn seine klare Stimme in Gesang überschlug, begleitete ihn die richtige Musik. Der ganze Zauber erreichte seinen Höhepunkt, als Mr. Graham immer suggestiver, immer eingebungsvoller schrie: „Ich bin stolz, ein Amerikaner zu sein, ich bin stolz, ein Amerikaner zu sein!“ Das Publikum kam in Fahrt, sie standen auf und viele von ihnen fielen in Ekstase. Die Leute waren völlig außer sich. Dann Sesam öffne dich... und die Scheckhefte und Portemonnaies öffneten sich...
    Ja, in der anschließenden Nacht fiel die in mir erwachende Amerikanisierung auf den Tiefpunkt. Ich konnte nämlich nicht schlucken, dass der ein guter Amerikaner ist, der sich von Billy Graham abzocken lässt. Aber es scheint ein einziger Tag auszureichen, um das zu verdauen.
    Außerdem, über das Grahambrot fiel mir eine andere Geschichte ein: Als ich am Mount Rushmore die „Vier Typen“ anschaute und gleichzeitig mein Grahambrot schmierte, fiel mir eine Scheibe aus der Hand und landete vier Meter tief unter der Aussichtsplattform. Kein Problem, dachte ich. Es ist einfach hier herunterzuklettern. Ich hole sie mir nachher. Aber denkste! Als ich mich einige Minuten später nach der Scheibe umschaute, musste ich feststellen, sie ist bis auf ein kleines Stück weg! Den Rest hatte ein kleines, braun und grau gestreiftes Eichhörnchen (Chipmunk) schon weggetragen. Das lustige spannenlange Tierchen mit dem doppelgroßen, buschigen Schwanz, huschte gerade vom Brot zu einem Baum. Es rannte blitzschnell los, blieb plötzlich stehen, lauschte, dann spurtete es mit dem Stückchen Brot auf einen Baum zu. Das Eichhörnchen versteckte es zwischen den Ästen und holte sich gleich die nächste Portion. Es versteckte jedes Stück an einem anderen Baum. Es war sichtbar sehr froh über seine Beute. Das war nämlich kein normales Brot, sondern eins mit Rosinen. Es ist faszinierend, wie mich so ein kleiner Quickling erfreuen kann. Dazu noch die graziöse Antilopenherde, die wir nachmittags in den Hügeln von Montana sahen. Wunderschön. Es ist einfach angenehm an solche Dinge zu denken. Schließlich schlafe ich mit Gedanken über Peggy und David ein.
     
    Es ist mir aufgefallen, dass David über „Freundschaft“ zwischen ihm und Peggy sprach. Sie seien unabhängige, allein stehende, gute Freunde. Ich hatte aber schon am Nachmittag beim Essen und vorhin beim gründlichen Unterkunftssuchen erst recht das Gefühl, sie fasse die Bindung anders auf. Ihre Reaktionen und Äußerungen waren viel zu weiblich, um nur guter Kumpel zu sein.
    Diese Beobachtung teile ich David auch am nächsten Tag, während wir via Yellowstone fahren, mit. Aber Dave klärt mich auf, dass sie sich geeinigt hatten, als gute Freunde zu reisen.
    „Aber man sieht es Peggy an, dass sie dich mehr liebt. Besser gesagt, sie geht mit dir wie eine Frau mit einem Mann um. Und das ist von ihrer Seite aus mehr als ‘nur’ Freundschaft.“
    „Ja? Warum denkst du das?“
    „ Ich denke es nicht, ich seh, wie sie mit dir umgeht. Sie und du, auch wenn du das nicht siehst, ihr seid ein Paar. Ich meine das nicht als Kritik. Man sieht es einfach.“
    Wir unterhalten uns ganz offen, sonst hätte ich erst gar nicht über so was zu reden angefangen. Er schmettert meine Meinung nicht ab. Er überlegt sie sich ernsthaft.
    „Daran hatte ich bis jetzt überhaupt nicht gedacht. Aber woran kann man das merken, ob es eine Freun dschaft oder Liebe ist?“
    „David, das muss ein Mann doch sehen, spüren!“
    „Es stimmt, wir haben schon sexuelle Beziehung, aber nur aus Freundschaft. Pure biologische Berührung“ , versucht er mir die Lage beizubringen. Nicht hintenrum, nein, er denkt wirklich so.
    „Na klar“ sage ich ironisch, „der Mensch ist ein rein biologisches Wesen.“ Und dies scheint am wirksamsten zu sein, denn das Th ema ist damit aus.
    Wir schauen durch die Scheibe und schlittern schön gemächlich
     
in die R OCKY MOUNTAINS.
    Wir gleiten durch eine fünf-sechs Meilen breite, von Bergzügen begleitete, flache Talsohle. Blaugraue, schneeglitzernde Berge bezaubern uns aus der Ferne. Das Tal ist rundum von trockenem Gras gelbbraun gefärbt. Und es ist beflügelnd, wie dieser offene Raum das Gefühl der Freiheit in uns injiziert. Unsere Augen und unsere Seelen füllen sich mit Unendlichkeit. Wir stellen wieder gemeinsam schwärmerisch fest, dass die Grenzen in uns Menschen sind. Es hängt nur von uns selber ab, ob wir sie beibehalten. Wir brauchen nichts weiter zu tun, als uns nur hinzusetzen

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