Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
kleinen Park hinter dem Museum speisend, beobachte ich einen Kolibri, der aus den trompetenförmigen , roten Blüten des Baumes neben mir Nektar nascht. Ich kann mich an dem kleinen Luftikus, der mit seinen Flügeln in der Luft rotierend an einer Stelle schwebt, um seinen langen, zierlichen Schnabel in die Kehle der Blüte zu senken, nicht satt sehen. Aber ich bin nicht der einzige. Ein weißer Kater sitzt unter dem Baum, und der würde sich lieber an ihm satt essen. Unabhängig davon, dass der Winzling mit seinem zehn Gramm-Gewicht ihn eher noch hungriger machen würde, treibt ihn sein Jägerinstinkt, dem Vogel nach dem Leben zu trachten. Ob er das als Hauskater braucht oder nicht, spielt keine Rolle. Er ist bestimmt ein verwöhnter Pimms. Verschwinde! Aber es verschwindet nur der Kolibri, und der Kater bekommt ein Stück Brot und die Streicheleinheiten. Ja, ja, die Katze isst von meinem Brot! So läuft es hier mit dem Kommunismus. Da muss ich mal auf den Grund dieser Erfolgsgeschichte gehen.
Hier soll alles vom Sägewerk abhängen, also marschiere ich ü ber den von rechts und links mit gelben Streifen markierten Fußweg für „Selbsttouristen“, den ich einfach nur folgen muss, um mir das ganze Werk alleine anschauen zu dürfen. Ich lerne alles vom Anschwimmen der Baumstämme bis zum Fertigprodukt kennen, während ich von Halle zu Halle, treppenauf, treppenab, die verschiedenen Arbeitsphasen anschaue. Maschinen dröhnen unter mir und sägen die Stämme auf und bearbeiten das Holz zu Parkett oder Sperrholz. Was sie - die Maschinen - angeht, braucht man keine Angst zu haben, dass hier jemand arbeitslos wird, denn sie arbeiten zwar präzise und gut, aber sind schon hoffnungslos veraltet. Riesengroße alte Riemen reimen sich im Rhythmus der Antriebsräder und treiben die Sägen, die Hobel und andere Geräte an. Am Fließband stehen Arbeiter und schieben und rücken die zersägten Holzteile fortwährend zu recht, wie vielleicht schon vor sechzig Jahren. Solange es so funktioniert und keine Maschinen diese Arbeitsgänge erledigen, haben sie es gut, denn scheinbar ist keiner hier an Modernisierung interessiert.
Es ist schon merkwürdig, die Menschen haben Interesse daran, die Maschinen zu bedienen. Denn, wenn die Maschinen von Maschinen bedient würden, was wäre dann mit den Arbeitsplätzen? Und was mit dem kalifornischen „Kommunismus“? Oder es kommt irgendwann so, dass die Maschine den Lohn des Arbeiters auch miterzeugen wird? Warum nicht! Er fährt dann schön an den Strand, lässt seinen Bauch bräunen. Ja, das isses! Hurra, es lebe Scotia und der kalifornische Kommunismus! He, he...
Ich bewundere dieses, in jungen Rotkieferwald eingebettete, Ruhe ausstrahlende Städtchen, während ich auf der Straße neben der Eisenbahn und dem zum Bach vertrockneten Fluss hinaus zu der „101“ laufe, wo ich gleich meinen Anschluss kriege.
Fünfzehn Minuten nach dem Sägewerk wandere ich schon im Wald auf der Mammutkiefern Allee, namens „Avenue of the Giants“ zwischen den riesen Bäumen. Dicke, geradstämmige Bäume bahnen ihren Weg zum Himmel, ihr Laub beginnt erst in einer Höhe, dass man bequem zehnstockwerkhohe Häuser darunter bauen könnte. Die Sonne findet selten mal hier, mal dort, einen Weg zwischen den grünen Kronen zum Boden, daher gedeihen nur sehr wenig andere Pflanzen.
Ein vom Gewitter gleich mit den Wurzeln aus dem Boden gerissener Baum liegt quer über der Straße. Sein Durchmesser ist zweimal so groß wie ich es bin, und wegen der Rundung kann ich ihn nicht überklettern. Ich bin jetzt so groß wie eine Ameise neben einem dicken Blumenstängel, und ich müsste um die zwanzig-fünfundzwanzig Meter laufen, um ihn am kürzeren Ende zu umgehen. Zu meinem Glück entdecke ich, dass das hier sowieso der falsche Weg ist, wie sollte ich hier Autos anhalten. Also zurück auf die richtige Straße, und ich laufe vor mich hin in, der Hoffnung, dass ich die dreißig Meilen Lehrpfad per Anhalter absolvieren kann. Aber, statt Sonnenschein prasselt nur kühler Regen auf mich herunter.
Nun, lass mal sehen, wer mich gerne hat? Aber wenn mal eins der seltenen Autos auftaucht, ist die Verwunderung über den Tramper im Wald größer, als die Mitnahmebereitschaft. Nach einigen Meilen Fußarbeit, rettet mich doch noch jemand.
Norman kommt gerade von der Arbeit und kann es nicht fassen, wie jemand in dieser Gegend, wo sich nicht mal ein fremder Vogel verliert, zu trampen traut. Naja, ich bin halt so e iner...
„Ich
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