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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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lieber irgendwo hier und trampe morgen weiter.
    Es wird langsam dunkel, Zeit um Abendbrot zu essen. Ich lasse mich in einer Teestube nieder, und für meine vierzig Cent Bestellung kann ich sogar mit in die Küche kommen, um meine Teesorte auszuwählen. Obendrein passt der junge Kerl hinter dem Tresen nachher auf meine Sachen auf, während ich die Stadt erkunde.
    Die Straßen sind jetzt richtig belebt, und es hat aufgehört zu regnen. Modebewusste Jugendliche tun sich zusammen, vielleicht wollen sie in eine Disco. Sie sind die Kinder der Hippiegeneration, aber ich sehe keine langhaarigen Jungs unter ihnen. Sie haben Klamotten an, wie andere Kids überall auf der Welt. Ihre Anziehsachen sind vielleicht ein bisschen lockerer zusammengestellt als die von den Kids, zum Beispiel, in Connecticut...
    Ich laufe auf und ab, bis ich ein gelbes Plakat, was ich x-mal beim Vorbeilaufen außer Acht ließ, endlich näher betrachte.
     
„Vollmond Boogie“,
    steht darauf. „Beginn um 8.30 Uhr... für Vietnam Veteranen kostenlos.“ Das isses, das ist das Richtige für heute Nacht!
    Eilenden Fußes begebe ich mich vor den Eingang der „Halle der Veteranen“ und feilsche mit dem Einlasser um den Eintrittspreis. Er ist ein Hippie über vierzig Jahren. Seine silbermellierten goldbraunen Haare schlängeln sich unter einem grünen Käppi in schönen Kringeln auf seine Brust herunter. Wir einigen uns, dass ich als Weltenbummler für den halben Preis rein darf. Wir unterhalten uns noch vor dem Einlass eine halbe Stunde lang, dann drückt er mir den blauen Blumenstempel, als für einen „kommunistischen Hippie“ kostenlos auf den Handrücken. Er weiß, was auch die zwei Dollar für mich bedeuten: Einen Tag Essen. Außerdem bin ich auch Veteran, Kriegsversehrter. Ja, Soldat des Kalten Krieges. Ich habe, wie es so schön heißt, an der Front der Arbeit gekämpft, gegen die Imperialisten. Bis es sich herausstellte, dass alles korrupt war. Aber uns rehabilitiert keiner dafür. Wir sollen uns freuen, dass wir das Ganze von vorne anfangen dürfen.
    Aber, Schwamm drüber, und di e Geschichte ist von der Tafel. Lass uns jetzt lieber die „kapitalistischen“ Hippies sehen. Die kommen mit ihren Kindern und geben sie in der „Kinderaufbewahrung“ ab. Sie ist gleich hinter uns und da werden Kindervideos und Märchen gezeigt, und die Kids dürfen rumtoben, wie sie wollen. So können die Eltern unbehelligt tanzen und feten, solange sie wollen.
    In dem großen Saal spielt eine Band Rhythm & Blues Musik: Rolling Stones, Beatles, Bob Marley, Jimi Hendrix.... Stimmung! Wer tanzen will, geht in den Raum und tanzt; auffordern und abklatschen gibt es nicht. Meine Beine fangen auch an, sich zu bewegen, und der Boden dreht sich langsam unter mir. Das ist Musik! Und ich schiebe kreuz und quer durch den Saal. Manchmal bleibe ich neben jemandem, oder jemand bleibt neben mir hängen, und wir schütteln uns zusammen zum Boogie. Es kommen auch mehrere zu einem Kreis zusammen und tanzen lustige Figuren. Es gibt aber auch „Fliegende Holländer“, die alleine durch den Saal geistern. Hier tanzen Teenies mit den Eltern und Schüler mit ihren Lehrern zusammen, also alle, zwischen ‘fuffzehn und fuffzich’ feiern mit der Musik.
    Eine blonde Lady, die in Schwung kommt, schmeißt einfach ihre Bluse hin und schwingt mit freiem Oberkörper. Schön sonnengebräunt ist sie und macht anmutige Bewegungen. Ihre Beine haben sich zum Stepp verselbständigt, sie schüttelt ihre runden Brüste und es läuft eine Schlangenbewegung durch ihren Körper, als wär e sie eine Haremtänzerin. WUNDERSCHÖN, würde David jetzt sagen. Keine Herausforderung! Sie tanzt einfach, wie ihr zumute ist und wie es ihr gefällt. Alle, samt mir, finden das normal. Die Mehrheit tanzt auf Socken oder barfuss. Da kommt mein Freund, Boolah der Einlasser auch herein zum Tanz. Er schiebt seinen Oberkörper nach vorne, lässt die Hände zwischen Schultern und Hüfte rhythmische Kreisbewegungen machen und seine Beine dazu nach vorne und zur Seite wirbeln. Sein Gesicht ist total ausgeglichen, sogar die wenigen Runzeln sind weg. Er ist jetzt ein glückliches Kind. Aber nicht nur er, wir sind es alle...
    Die Band spielt das Pausensignal ein, und das Publikum bewegt sich nach draußen. Einige gehen zum Buffet, wo man Kuchen, Tee, Kaffee und Bier trinken kann. Schnaps trinkt nur der dürre Österreicher, der mich zu einem Getränk einlädt und nicht eingeschnappt ist, als er mit mir nur mit einem Tee

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