Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
Vom Netzwerk:
Teenie Mädchen etwas, das interessiert zuhört. Zwei verschiedene Generationen, sie könnte seine Tochter sein, und sie schaut zu ihm auf wie zu ihrem großen Bruder.
    Auf der Hauptstraße, vor einer Autoreparaturwerkstatt, unterhalten sich ein braunhaariger Hippie und ein älterer Kollege, sie erzählen bestimmt Witze, denn sie lachen. Friedliche Gemütlichkeit überwölbt die Stadt.
    An der Greyhound Bushaltestelle, die gleichzeitig ein Tante Emma Laden ist, stehen zwei bezechte Typen und halten das Holzhaus fest. Der eine, ein Mittvierziger, quatscht mich prompt an, wo ich denn hin wolle. Sein krauses Haar, sein Bart und die Finger seiner linken Hand sind gleichermaßen nikotingelb, mit dem kleinen Unterschied: an seinem Gesicht ist noch zu erkennen, dass er irgendwann mal blond und blauäugig war. Das Blau ist aber auch schon verblichen, wie sein Jeansanzug. Seine Jacke ist aufgeknöpft, und an seinem nackten Bauch zieht sich eine fingerspannbreite Naht, von der Mitte nach rechts.
    „Woan gehschtn, Typ“ sagt er mit einem deftigen Dialekt. „Werscht woal an goaten olten Ridchie vrbeigoan, nee? Nu loaß merscht dei Sack nuntr.“ Er gestikuliert zum Glück so wild dazu, dass ich ihm sogar einigermaßen folgen kann. In seine Oberzähne hat der Tabak schon ein riesiges, schwarzes Loch gefressen. Ich mache einen Schritt beiseite, denn die gewaltige Alkohol und Nikotinfahne umwölkt mich würgend. Da macht er einen Schritt auf mich zu. „I hoab übrol inn Staaten rum’trampt, i koam aus Al’bama. Weißte wo doas is? Na siehste doas hier“ und zeigt mit dem linken Zeigefinger auf die Naht auf seinem Bauch, „doas hoab i o von dr Stroaßen. I steh’ om Stroaßenroand un a Auto roammt mi, Schluß oaus. Un i freu mi, doss i übrhoupt no lebe. Set’dm woar i net mr onderwegs.“
    „Warum versuchste es nich t wieder?“
    „Ne, dr Regierung zoalt mr 540 Piep’n vorn Monat, brauch ni oarbeutn, bloß d Biers trinkn, ho, ho, ho...“ Sein Kumpel stimmt wiehernd ein und kümmert sich dann darum, Nachschub ranzuschaffen.
    Ich verabschiede mich, Ritchie gibt mir noch auf den Weg, ich soll mich vor den Autos vorsehen und er trinkt eine Dose Bier auf mein Wohl.
    So geh e ich wohl weiter. An der Tankstelle steht eine schwarzlackierte, verchromte Harley Davidson, mit lang gestreckten Federbeinen. Sein Besitzer ist ein Hippie in den Vierzigern, dessen braune Haare in einem dicken Zopf geflochten sind, und dessen langer Bart bis zu seiner Brust reicht. Er ist ein hartbeiniger Typ von stattlicher Gestalt, trägt eine schwarze Lederhose und Lederjacke, seine Beine sind von den Lenden bis zu den spitzen Stiefeln mit fransenversehenen, braunen, ledernen Beinschützern bedeckt, wie bei den Cowboys, und das Ganze ist mit einem rotbunten Halstuch abgerundet. Er strahlt seine Freiheit in die Gegend. Aber nicht wegen seiner Klamotten, nein: In seiner aufrechten Haltung ist etwas. Etwas Lockeres, doch Stolzes. Er schwingt sich in den Sattel und rollt gemächlich auf die andere Seite hinüber. Dort bleibt er stehen und schaut sich, sich mit beiden Füßen auf den Boden stützend, ruhevoll um. Kaum steht er einige Minuten so da, geht eine fein gekleidete, hübsche Frau zu ihm. Ich weiß nicht, worüber sie sich unterhalten, aber sie vertiefen sich immer mehr in das Gespräch. Es scheint so, als würden sie zusammengehören, obwohl der Typ diese Lady offensichtlich gerade erst kennen gelernt hat. Irgendwie, war noch alles anders, als die Frau zu ihm ging. Es ist merkwürdig. Aber, Wurscht! Nun, ich habe erstmal genug von der „letzten Hippie-Stadt“.
     
    Aber ich stehe umsonst eineinhalb Stunden daumenschwingend unten an der ‘101’. Es wird kalt, und nur der Regen will mich haben. Ich ihn aber nicht. Was nun? Ach weißte was? zurück in die Stadt!
     
    Ritchie steht immer noch an der Ecke, er hat sich gerade mal unter das Dach gerettet und seine Jacke ist immer noch aufgeknöpft. Aber inzwischen hat er kleine Welpen besorgt und versucht, sie zu verkaufen. Mir bietet er sie auch an.
    „Ah, ich möchte nur eine Unterkunft finden und keine Hunde.“
    „Unterkunft? Typ, ba ouns kanste schloafn. Wenns dunkl wird, kumm hin, hier on de End dr Sroaße, doas verbroannt Hoaus. Abr bring a Flasch’ Woein, wenn de kummst.“
    „Ich werd mal seh’n. Erst schau ich mich um.“
    Der Greyhound fährt abends um acht nach Frisco, und mein präpariertes Ticket ist gerade noch gültig, aber ich will nicht in den Bus. Ich verdrücke mich nachts

Weitere Kostenlose Bücher