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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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ihm die Möglichkeit,
hier unten zu verhungern, ungemein attraktiv.
    Ihm blieb nur, sich bis zum
entferntesten Ende der Halle zurückzuziehen und dort auf dieses Monster zu
warten. Er ließ sich auf dem Laufgang auf ein Knie nieder und richtete seine
Waffe auf den Tunnel. Sobald das schwarze Ding auftauchte, würde er ihm ein
Stück Blei verpassen. Er musste nur abwarten, bis das Ding an der Einmündung
des Tunnels auftauchte.
    Er wartete.
    Doch das Ding kam nicht.
    Irgendwann begannen seine
Beine zu schmerzen. Anfangs hielt er still und wagte es nicht, sich zu rühren.
Als das Ding noch immer auf sich warten ließ, verlagerte er schließlich sein
Gewicht und wechselte vom linken auf das rechte Knie.
    Noch etwas später ließ er
seine Waffe ein Stück sinken, nur um sie gleich darauf wieder in die Höhe zu
reißen und sich selbst in Gedanken auszuschimpfen. Nur wenige Augenblicke
später wies die Mündung der SIG-Sauer jedoch wieder
auf die Wasseroberfläche, anstatt den Tunnel anzuvisieren.
    Als er erneut seine
Nachlässigkeit bemerkte, verzichtete er darauf, sich selbst auszuschimpfen.
Stattdessen stieß er einen Seufzer aus und hob die Pistole wieder an. Wenn
dieses Ding nicht bald auftauchte, dann würde er nicht verhungern, sondern vor
Langeweile sterben!
    Genau in diesem Augenblick
explodierte die Wasseroberfläche.
    Das schwarze Ding landete
direkt neben ihm auf dem Laufgang und ließ ihm keine Zeit, seine Waffe
herumzureißen. Er spürte nur einen Stoß gegen seine Schulter. Dann wirbelte die
Welt herum und er landete im Wasser. Als er oben und unten wieder unterscheiden
konnte und sein Kopf die Wasseroberfläche durchbrach, fand er sich mehrere
Schritte vom Laufgang entfernt wieder. Seine SIG-Sauer
hatte er verloren. Ihm blieb keine Zeit, die Waffe zu suchen, denn dieses Ding
hockte noch immer auf dem Laufgang und fauchte ihn an. Er erhaschte nur einen
flüchtigen Eindruck von Fangzähnen in einem schwarzen Maul.
    Er wusste, er würde sterben
- jetzt und hier. Er würde in einem Abwasserkanal verenden, ermordet von einem
Mutanten, oder was immer dieses Wesen auf dem Laufgang auch darstellen mochte.
Und er würde ohne Identität sterben. Er würde niemals herausfinden, ob er
Familie hatte. Er würde noch nicht einmal seinen Namen in Erfahrung bringen.
Und niemand würde wissen, wie, wo und weswegen er gestorben war.
    Eigentlich hätte er in
dieser Situation Angst empfinden müssen. Stattdessen fühlte er nur eine
grenzenlose Enttäuschung. Was für eine Scheiße, sagte er sich. Was für eine
grenzenlose Scheiße.
    Aber noch griff das Ding
nicht an. Es hockte nur auf dem Laufgang, fixierte ihn und fauchte leise.
Weswegen brachte es die Sache nicht zu Ende? Wollte es ein Spiel mit ihm
spielen?
    Er wusste nicht, worauf das
Ding wartete, doch er nutzte die Gelegenheit, so lange er noch konnte. Er
bewegte sich langsam rückwärts, Schritt für Schritt. Dabei stieß sein Stiefel
gegen einen kleinen, aber schweren Gegenstand. Erst bei der zweiten Berührung
ging ihm auf, was er da mit seinem Fuß anstieß: seine Waffe!
    Wenn er sie in die Finger
bekam, würden seine Überlebenschancen beträchtlich steigen. Also ging er in die
Hocke, bis sein Kinn die Wasseroberfläche berührte. Dabei ließ er das Wesen auf
dem Laufgang nicht aus den Augen.
    Als sich das Ding nicht
rührte, hielt er die Luft an, tauchte ab, packte den Gegenstand am Boden und
richtete sich wieder auf. Tatsächlich - er hatte seine Pistole gefunden. Und
das Wesen hatte sich noch immer nicht gerührt.
    Er hob die SIG-Sauer langsam in den Anschlag und visierte den dunklen Schemen an. Den Kopf
des Wesens konnte er nicht erkennen. Er musste also einfach auf gut Glück feuern und hoffen, ein lebenswichtiges Organ zu
treffen. Wenn er daneben schoss, würde er keine zweite Chance bekommen - nicht
bei der Geschwindigkeit, mit dem sich dieses Ding bewegen konnte.
    Er krümmte seinen Finger um
den Abzug. In diesem Augenblick verdunkelte ein Schemen die Öffnung in der
Decke.
    „ Oh nee, bloß nicht!"
    Als die Stimme von oben
ertönte, hätte er seine Waffe vor Schreck beinahe wieder fallen lassen.
    „ Baller ' da unten bloß nicht 'rum, Mann. Das geht voll
schief. Wart' mal 'n Moment."
    Er ließ seinen Blick nach
oben wischen. Dort sah er den Umriss eines Menschen, direkt über dem Loch. Dann
schaute er wieder nach vorne, zu dem Wesen auf dem Laufgang. Dieses Ding rührte
sich noch immer nicht. Als er dann wieder nach oben blickte, klatschte das Ende
eines

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