Kellerwelt
Ding.
Ein solches Geräusch hatte
er noch nie gehört.
Noch bevor er auch nur daran
denken konnte, die SIG-Sauer in Anschlag zu bringen, katapultierte sich der
schwarze Schemen an ihm vorbei, zurück ins Wasser. Er versuchte, diese Bewegung
mit seinem Blick zu verfolgen, doch das Ding war einfach zu schnell.
Als er sich dem Kannibalen
zuwandte, der einige Schritte hinter ihm im Tunnel
stand, tauchte das Wesen wieder auf. Es explodierte förmlich aus dem Wasser und
wischte den Menschenfresser vom Laufgang. Dem Mann blieb nicht einmal genug
Zeit, um einen Schrei auszustoßen. Nur einen Wimpernschlag später verschwanden
beide unter der Wasseroberfläche.
Er verschwendete keine Zeit
damit, dem Todeskampf des Kannibalen zuzusehen. Stattdessen drehte er sich um
und rannte den Tunnel entlang. Solange sich dieses Ding mit dem Menschenfresser
beschäftigte, konnte er einen Vorsprung herausarbeiten. Und er benötigte einen
gewaltigen Vorsprung, wenn er diesem schwarzen Ding entkommen wollte.
Als der Tunnel dann
plötzlich mit einer Backsteinmauer endete, hätte er beinahe vor Wut und
Überraschung laut aufgeschrien. Er war erneut in eine Sackgasse gelaufen - und
diesmal konnte er nicht umkehren, um einen anderen Weg zu wählen. Seit der
Konfrontation mit diesem schwarzen Tier hatte er keine Abzweigungen oder
Nebentunnels passiert. Ihm blieb keine Ausweichmöglichkeit.
Dann ertönte irgendwo hinter
ihm ein Schrei, der nicht abreißen wollte. Das schwarze Ding hatte offenbar
einen weiteren Menschenfresser erwischt. Wenn es sich um das gleiche Ding
handelte, dann hatte er gerade etwas Zeit gewonnen. Wenn es jedoch mehrere
dieser Dinger gab, dann hatten sich seine Chancen nicht verbessert.
Er sah die Wand an und
überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Ihm blieben nur zwei Optionen:
Entweder wartete er hier ab, bis dieses schwarze Ding kam und ihn holte, oder
er riskierte es, den Tunnel zurück zu gehen. Der Gedanke, hier zu bleiben,
sagte ihm dabei eher zu als ein Rückmarsch. Hier konnte er in Stellung gehen
und seine Waffe in Anschlag bringen. Außerdem konnte sich dieses Ding nicht in
seinen Rücken schleichen.
Dennoch fühlte er sich nicht
wohl bei dem Gedanken. Auf dem Laufsteg stand er buchstäblich auf dem
Präsentierteller. Wenn sich dieses Ding unter Wasser an ihn heranmachte, dann
blieben ihm weder Zeit noch Raum, um rasch auszuweichen oder das Feuer zu
eröffnen.
Das Wasser …
Er hörte ein hohles Gurgeln,
direkt neben sich. Es klang, als habe sich eine Luftblase gebildet. Als er
hinsah, entdeckte er einen winzigen Spalt in der Mauer, direkt über der
Wasseroberfläche. Er beugte sich vor und schaute genauer hin. Wenn ihm das
Dämmerlicht keinen Streich spielte, dann blickte er gerade auf die Oberkante
eines Rohres oder eines Durchflusses. In jedem Fall gab es eine Öffnung in der
Mauer - und damit auch einen Fluchtweg.
Doch um diesen zu nutzen,
musste er nicht nur in dieses Wasser hineinspringen, sondern auch noch darin
untertauchen. Bei dem Geruch, der in diesen Tunnels herrschte, wollte er nicht
wissen, was alles in der Brühe herumschwamm.
Als in der Dunkelheit hinter
ihm ein weiteres Fauchen ertönte, gefolgt von neuen Schreien, kippte er alle
Gedanken an schwimmende Fäkalien über Bord. Er schob die SIG-Sauer in seinen Hosenbund und stieg ins Wasser. Als seine Füße den Boden
berührten, reichte ihm die Brühe bis knapp über die Gürtellinie. Hier unten,
der Wasseroberfläche ein Stück näher, betäubte ihn der Gestank beinahe, doch er
überwand sich, bis zur Wand zu waten und dort unter Wasser mit Händen und Füßen
die Öffnung zu ertasten. Wenn ihm sein Tastsinn keinen Streich spielte, dann
handelte es sich bei dieser Öffnung tatsächlich um ein Rohr, dessen Durchmesser
ausreichte, um hindurch zu kriechen.
Während er das Rohr
abtastete, rissen die Schreie im Tunnel hinter ihm ab und Stille kehrte ein.
Die schwarzen Dinger (inzwischen ging er davon aus, es mit mehreren dieser
Kreaturen zu tun zu haben) hatten offenbar den letzten Menschenfresser
eliminiert. Damit war er auf die letzte Stufe der Nahrungskette abgesackt. Die
Frage, ob er sein Glück in diesem Rohr versuchen sollte, hatte sich damit
erledigt. Ihm blieben keine anderen Optionen.
Bevor er es sich anders
überlegen konnte, atmete er dreimal in Stößen ein und aus, um zu
hyperventilieren. Dann atmete er einmal tief ein, tauchte unter und zog sich
mit beiden Händen in das Rohr hinein.
Für Schwimmstöße reichte der
Platz
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