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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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nicht aus, also beschränkte er sich darauf, mit seinen Beinen auf und ab
zu schlagen und sich mit den Händen an den Wänden des Rohres abzustützen. Auf
diese Weise kam er zwar zügig voran, doch das Ende des Rohres ließ auf sich
warten. Außerdem rechnete er jeden Augenblick damit, an den Beinen gepackt zu
werden.
    Seine Augen hielt er
geschlossen. In der Finsternis, die hier unten herrschte, hätte er ohnehin
nicht viel sehen können. Abgesehen davon wollte er nicht wissen, was außer ihm
noch in dieser Brühe herumschwamm.
    Als seine Stirn dann jedoch
einen kleinen, im Wasser treibenden Gegenstand berührte und beiseite schob,
geriet seine Selbstbeherrschung an ihre Grenzen. Vor seinem geistigen Auge
tauchte ein viel zu detailliertes Bild der Körperöffnung auf, aus der dieser
kleine Gegenstand möglicherweise ausgetreten war. Daraufhin entwickelte sein Magen
schlagartig ein Eigenleben und startete einen Fluchtversuch, geradewegs durch
die Speiseröhre.
    Er würgte, spuckte und
verschluckte sich. Als ein Schwall der Brühe in seine Mundhöhle eindrang,
geriet er in Panik und schlug um sich. Dabei wischten seine Finger über den
Rand des Rohres. Er packte zu, zog sich vorwärts und stieß auf der anderen
Seite der Mauer aus dem Wasser.
    Die Erleichterung darüber,
das Rohr bewältigt zu haben, musste warten. Zunächst watete er zum Laufgang auf
der linken Seite und stemmte sich aus dem Wasser. Dann wandte er sich um,
beugte sich vornüber und ließ seinen Magen tun, was immer dieser tun wollte.
    Als der Brechreiz nachließ,
richtete er sich wieder auf und wischte sein Gesicht mit den Händen ab. Soweit
er erkennen konnte, triefte seine Kleidung zwar vor Wasser, doch ansonsten sah
er keine Spuren irgendwelcher Verunreinigungen. Auch an seinen Händen zeigten
sich keine Spuren, als er sich noch einmal über das Gesicht wischte.
    Er atmete einige Male tief
durch, spuckte mehrmals aus und sah sich dann um. Auf dieser Seite der Mauer
führte der Tunnel genauso weiter, wie er auf der anderen Seite geendet hatte.
Bevor er seinen Weg den Tunnel entlang fortsetzte, zog er seine Waffe aus dem
Hosenbund und überprüfte ihren Mechanismus. Dann marschierte er los.
    Er hoffte, die Röhre an
einer Abzweigung verlassen zu können, um sich im Labyrinth der kleineren
Schächte zu verstecken, doch der Tunnel führte ohne Unterbrechung durch eine
weite Linkskurve. Nach einer Weile fürchtete er bereits, in eine Art Ring
geraten zu sein, der ihn früher oder später wieder zu seinem Ausgangspunkt
führte - und damit auch zu diesen schwarzen Dingern. Er spielte gerade mit dem
Gedanken, wieder umzukehren und die Wände noch einmal zu inspizieren, als er
vor sich einen Lichtschein sah.
    Er beschleunigte seine
Schritte und rutschte prompt aus. Mit rudernden Armen konnte er gerade noch
einen zweiten - unfreiwilligen - Sprung in die Brühe vermeiden.
    Mit vorsichtigen Schritten
erreichte er dann schließlich die Quelle des Lichtscheins: Eine Halle von der
Form einer Halbkugel mit einem Durchmesser von gut dreißig Schritten. Am
höchsten Punkt dieser Halle fiel ein Lichtschein durch ein Loch in der Decke.
Der Laufgang führte an der Wand entlang einmal um die Halle herum. Er schritt
die Hälfte des Weges ab und ließ seinen Blick über die Wände wandern. Er sah
nichts - keine Abzweigungen, keine Unregelmäßigkeiten, keine Markierungen. Er
konnte diese Halle lediglich umrunden und wieder in den Tunnel zurückkehren.
Doch so schnell wollte er nicht aufgeben. Er lief bis zum Tunnel zurück und
begann dann, den Laufgang noch einmal zu überprüfen. Dabei suchte er die Kante
des Laufgangs nach Rohren ab, die aus dieser Halle hinaus führten. Falls nichts
funktionierte, würde er eben einen weiteren Tauchgang riskieren. Doch da war
nichts.
    Er saß fest. Kein Weg führte
aus dieser Halle. Ihm blieben nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder ging er
durch den Tunnel zurück und tauchte noch einmal durch das Rohr, um sein Glück
auf der anderen Seite zu versuchen, oder er setzte sich auf seine vier
Buchstaben und wartete, bis er hier unten verhungerte. Mit der Entscheidung
ließ er sich nicht viel Zeit, denn das Verhungern gehörte nicht zu seinen
bevorzugten Todesarten. Wenn er schon sterben musste, dann würde er im Kampf
draufgehen.
    Als er den Rückweg antreten
wollte, ertönte tief im Tunnel ein Fauchen. Er blieb wie angewurzelt stehen und
hob seine Waffe.
    Eines der schwarzen Dinger
war ihm durch das Rohr gefolgt. Mit einem Mal erschien

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