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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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du die
Karten hättest lesen können, dann wärst du so ziemlich überall hingekommen, nur
nicht zur Kriegszone. Der Alte Arsch hat dir nämlich nur Blödsinn
herausgesucht. Das alles passt hinten und vorne nicht zusammen. Wäre ich nicht
dazwischen gekommen, dann hätte der Alte Arsch dir eine Lektion im Kartenlesen
erteilt, die dich ziemlich weit von der Siedlung weg geführt hätte, und zwar
mit der absoluten Garantie, den Rückweg nie wieder zu finden."
    Während der Chef weiter vor
sich hin grinste und noch ein wenig in den Karten blätterte, konnte er nur
wortlos vor sich hin starren und versuchen, seine Wut in Zaum zu halten. Er kam
hier nicht weiter. Diese gesamte Episode mit den Karten hätte er sich schenken
können.
    „ So, Alter Arsch, jetzt pass
mal auf", sagte der Chef und schob den Stapel Notizblöcke zu dem alten
Mann hin. „Du nimmst jetzt diesen Müll hier und sortierst ihn wieder ein. Dann
stellst du uns die Karten mit dem schnellsten Weg zur Kriegszone zusammen. Und
du wirst dich beeilen, hast du verstanden?"
    Der Alte murmelte etwas
Unverständliches, packte die Notizblöcke und verschwand zwischen den Regalen.
Der Chef wandte sich wieder an ihn.
    „ So, und nun zu dir. Kapier
es endlich: Du wirst es alleine nicht schaffen. Du hättest vielleicht eine
Chance, wenn dir der Entsorger nicht schon im Nacken sitzen würde. Wir Männer
in Schwarz haben nahezu die gleichen Fähigkeiten, die auch ein Pfadfinder hat.
Auch wir können Ziele aufspüren, ohne eine Karte zu benutzen. Frag' mich nicht,
woher ich das weiß. Ich weiß es einfach - und ich habe es schon im
Selbstversuch getestet. Bei uns ist diese Fähigkeit allerdings nicht ganz so
ausgeprägt wie bei einem Pfadfinder. Deswegen müssen wir uns stark
konzentrieren. Das funktioniert aber nur, wenn niemand hinter uns her ist. Dir
geht der Bolzen momentan so heftig, du würdest noch nicht einmal mit dem
Mittelfinger dein eigenes Spundloch finden, selbst wenn jemand eine Zielscheibe drumherum malt." Der Chef hängte sich die Flinte
über die Schulter. „Also sieh es ein: Du kommst hier alleine nicht weiter, auch
wenn du keine Lust auf Gesellschaft hast. Deswegen schlage ich vor, wir gehen
gemeinsam. Abgesehen davon kenne ich ein paar Tricks, wie du deine Panik in den
Griff bekommen kannst."
    Er hatte noch immer nicht
die geringste Lust, sich mit dem Zwergen abzugeben. Am Ende musste er auch noch
diese desinteressierte Teenager-Göre mitschleppen. Deswegen hätte er das
Angebot des Liliputaners gerne nicht nur abgelehnt, sondern dem Zwergen gleich
noch eine Kugel in den Kopf geschossen - einfach so, weil er den Burschen nicht
leiden konnte.
    Dem stand allerdings die
zwingende Logik der Argumente im Weg, die der Zwerg gerade angeführt hatte. Er
konnte es drehen und wenden, wie er wollte: Ohne fremde Hilfe kam er nicht
schnell genug voran. Wenn ihn sein Gefühl nicht trog, dann holte sein Verfolger
mit Riesenschritten auf. Deswegen konnte er es sich nicht leisten, hilflos in
diesem Labyrinth umher zu tappen.
    „ Na schön", sagte er
schließlich und versuchte dabei, möglichst genervt zu klingen. „Dann gehen wir
eben gemeinsam. Aber damit das klar ist: Du magst in dieser Siedlung hier der
große Zampano sein, doch da draußen hast du mir gegenüber nichts zu melden. Ich
tue, was ich will - und zwar, wann ich es will. Ist das klar?"
    Der Chef verzog seinen Mund.
„Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd, Kleiner. Wir werden schon irgendwie
miteinander auskommen."
    Wie auf ein Stichwort
tauchte in diesem Moment der Alte Arsch zwischen den Regalen auf und ließ einen
neuen Stapel Notizblöcke auf die Theke plumpsen. Der Chef musste sich auf die
Fußspitzen stellen, um den oberen Notizblock vom Stapel zu ziehen. Nachdem er
einige Zeit geblättert hatte, nickte der Liliputaner schließlich. „Alles klar.
Das sind jetzt die richtigen Karten. Ich schlage vor, du packst sie in einen Rucksack."
    Er begann sofort, die Karten
einzusammeln. „Gut. Und wie geht es jetzt weiter?"
    „ Zunächst einmal müssen wir
alle noch ein wenig ausruhen. Das wird ein langer Weg. Da sollten wir fit sein,
bevor wir aufbrechen."
    Er fuhr auf. „Was? Bist du
bescheuert? Ich bekomme schon Schweißausbrüche, wenn ich nur daran denke, einen
Augenblick lang still zu stehen. Wir sollten sehen, dass wir hier weg kommen.
Ausruhen können wir auch noch, wenn wir durch diese Kriegszone hindurch
sind."
    Der Chef winkte ab. „Das kannst
du vergessen. Die Kleine muss ein wenig

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