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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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wir alle
gemeinsam Platz."
    Zu seiner Überraschung
machte das Panzerchen keine Anstalten, den Chef wegen dieser Bemerkung zu
töten. Dabei hätte der Riese lediglich sein Bein leicht anheben müssen, um den
Liliputaner zu zertreten wie ein Insekt.
    Der Chef marschierte los. Er
folgte dem Liliputaner. Das Panzerchen bildete die Nachhut. Der Weg führte
durch einen Korridor, der auf Höhe des zweiten Stockwerks an einer Seite des
Zentralplatzes endete. Von dort aus stiegen sie eine Leiter und zwei Treppen
hinab. Auf dem Zentralplatz wartete bereits die Kleine auf sie.
    Soweit er erkennen konnte,
hatte sie ihre Kleider gewechselt. Die Kombination, die sie jetzt trug, wirkte
zwar nicht neuer, jedoch sehr viel sauberer als das Zeug, in dem er sie zum
ersten Mal gesehen hatte. Sie schloss sich dem Trio an und folgte dem Chef quer
über den Zentralplatz bis zur gegenüber liegenden Wand.
    Unterwegs warf er
verstohlene Blicke auf die Beschaffer und die Instandsetzer, die zwischen den
Schutthalden auf dem Zentralplatz umher wuselten. Die Episode mit der
Erschießung, die er im Suff geplant hatte, nagte noch an ihm.
    Doch niemand schenkte ihm
Aufmerksamkeit oder sah auch nur in seine Richtung. Alle gingen ihren täglichen
Verrichtungen nach, ohne ihn zu beachten. Stattdessen schienen aber etliche
nach dem Chef zu sehen. Außerdem sah er drei oder vier Menschen, die hinter
vorgehaltenen Händen tuschelten. Als sie seinen Blick bemerkten, gaben sie sich
wieder demonstrativ unbeteiligt und arbeiteten weiter oder trollten sich in die
Schatten.
    Entweder genoss der Chef
einen weitaus schlechteren Ruf als er, oder irgendein Gerücht hatte die Runde
gemacht. Er nahm an, er würde es nicht mehr erfahren, bevor sie aufbrachen.
Außerdem interessierte es ihn nicht sonderlich. Er hatte andere Sorgen. Er
musste nämlich dringend hier weg. Jetzt gleich. Der Drang, augenblicklich zu verschwinden,
kämpfte sich allmählich durch den Nebel, den der Alkohol über seinen Verstand
gelegt hatte.
    An der gegenüber liegenden
Wand ging es nach oben - immer weiter und weiter. Beim Aufstieg über Leitern
und Treppen machte sich der Alkohol noch einmal bemerkbar und trieb ihm den
Schweiß auf die Stirn. Schließlich schaffte er es aber bis zum letzten
Stockwerk, ohne eine Pause einlegen zu müssen. Dort führte der Chef die
Prozession zu einer Tür, vor der ein Kerl in dunkelblauer Montur Wache hielt.
Der Chef wechselte einige knappe Worte mit dem Mann und zog dann einen
Schlüssel aus seiner Jacke, mit dem er die Tür öffnete. Dann winkte der Chef
ihn herbei.
    „ Du, komm mit. Das hier wird
dir gefallen. Panzerchen und Pfadfinderin, ihr wartet hier draußen."
    Er schlüpfte hinter dem Chef
in den Raum. Der Chef schloss die Tür sofort wieder. Dann wies er mit einer
ausladenden Geste in die Runde. „Bitteschön, meine Privatsammlung. Hier
munitionieren wir auf. Dann machen wir uns auf den Weg."
    Falls der Chef nun Beifall
erwartete, so musste er den Liliputaner enttäuschen. Die Privatsammlung
beeindruckte ihn überhaupt nicht. Sie bestand aus drei Kellerregalen mit
Metallböden - an jeder Wand eines. Die Wand neben der Tür hatte der Chef frei
gelassen. In jedem Regal lagen einige Kisten,  teils aus Holz, teils aus
Pappe, sowie einzelne Utensilien - beinahe durchweg Waffen und Waffenteile. An
der Rückwand des Raumes lehnte eine aufklappbare Trittleiter, die der Chef
vermutlich benötigte, um an die oberen Regalbretter zu gelangen.
    Er trat an das erste Regal
heran und warf einen Blick in eine der Kisten. Darin sah er verschiedene
Klingen, Ketten und Eisenstangen, alles mit einer Rostschicht überzogen. Auf
dem Regalbrett darunter lagen Verschlüsse aus verschiedenen Waffen aufgereiht.
    Im zweiten Regal fiel sein
Blick auf eine Uzi-Maschinenpistole. Er nahm die Waffe an sich und
kontrollierte das Patronenlager.
    „ Die funktioniert
nicht", sagte der Chef. „Ich habe schon ewig an diesem Ding
herumgebastelt, aber sie schießt einfach nicht."
    Er nahm den Deckel der Waffe
ab und betrachtete den Verschluss. „Schlagbolzen zu kurz?"
    „ Nein, der ist in Ordnung.
Die gesamte Hardware ist in Ordnung. Die Munition auch. Aber das Ding
funktioniert einfach nicht."
    Er legte die Waffe in das
Regal zurück. „Eine Uzi, die nicht funktioniert. Wirklich toll. Und was ist
damit?" Er nahm einen Karabiner in die Hand, der quer auf dem oberen
Regalbrett lag.
    „ Das ist ein Mauser
98k", sagte der Chef. „Das Ding ist eine Antiquität. Ich habe sogar

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