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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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ausspannen. Sie hat gerade die Tour zum
Loch hinter sich. Wenn sie müde ist, dann macht sie Fehler - und Fehler können
wir uns im Augenblick keine erlauben. Wir werden uns also entspannen und eine
Runde schlafen. Erst dann ziehen wir los. Wegen des Entsorgers musst du dir
keine Gedanken machen. Der ist zwar auf dem Weg hierher, aber er ist noch weit
entfernt. Glaub mir, ich kenne das Gefühl ziemlich gut, wenn dieser Verrückte
wirklich nah an einem dran ist. Dann dreht man richtig am Rad. Du bist momentan
nur ein bisschen nervös. Aber das kriegen wir schon in den Griff, keine
Sorge."
    „ Na prima. Und wie willst du
das anstellen?"
    Der Chef grinste. „Ganz
einfach: Wir saufen uns ins Koma. So mache ich das, seit ich in der Siedlung
lebe. Funktioniert prima, so lange der Entsorger nicht in Schlagdistanz
ist."
    Er schulterte seinen
Rucksack. „Na dann prost. Aber vorher muss ich noch etwas erledigen. Brauchen
wir noch etwas von diesem alten Arsch hier?"
    Der Chef schüttelte seinen
Kopf.
    „ Sehr schön."
    Zum zweiten Mal langte er
über die Theke, doch diesmal packte er den Alten Arsch nicht am Revers, sondern
knallte ihm  die Faust zwischen die Augen. Der Alte ging zu Boden wie ein
Sack Zement.
    Der Chef lachte wie ein
Dieselmotor.

Waffenkammer
     
    Aufwachen.
    Er riss die Augen auf - und
klappte sie gleich wieder zu. Hätte er sie geöffnet gelassen, dann wäre sein
Schädel explodiert.
    In seinem Mund herrschte ein
Geschmack, der unangenehme Gedanken an die Knochenkauer wach rief. Außerdem schien
ein Teil seines Erinnerungsvermögens erneut außer Gefecht gesetzt zu sein, denn
er wusste nicht, wo er sich befand und weswegen er sich so elend fühlte.
    Er riskierte einen zweiten
Blick. Soweit er erkannte, lag er in einem geschlossenen Raum auf einer Art
Matratze. Überall im Raum waren Gegenstände verstreut. Wie ihm erst beim
dritten Hinsehen aufging, handelte es sich bei diesen Gegenständen um Teile
seiner eigenen Ausrüstung. Rucksack, Waffe, Munition, Kleidungsstücke - er
hatte so ziemlich alles von sich geworfen. Jedes Stück in eine andere Richtung.
Und mitten in diesem Chaos stand der Chef und grinste.
    In diesem Augenblick
meldeten sich Teile seines Erinnerungsvermögens zurück.
    Nachdem er den Alten Arsch
k. o. geschlagen hatte, waren sie zur Kantine zurückgekehrt. Dort hatte der
Chef erklärt, man könne diese Panikattacken austricksen, indem man sich
ausreichend betäubte. Alkohol sei dazu bestens geeignet.
    Der Chef hatte ihm eine
Flasche angeboten, die sich auf den ersten Blick nicht von einer der
Wasserflaschen unterschied. Nach dem ersten Schluck schien jedoch seine gesamte
Mundhöhle in Flammen zu stehen. Der Chef hatte ihn ermuntern müssen, einen
zweiten Schluck zu nehmen.
    Der Alkohol erwies sich als
ein geiles Zeug. Nach dem fünften Schluck hatte er sich an den Geschmack
gewöhnt gehabt. Nach dem zehnten war ihm der Geschmack egal gewesen. Nach der
ersten Flasche war ihm sogar der Entsorger egal gewesen.
    Irgendwann im Laufe der
zweiten Flasche hatte er sich mit einem Burschen prügeln wollen, doch jemand
anderes war dazwischen gegangen. Etwa in der Mitte der dritten Flasche war dann
seine Hauptsicherung herausgeflogen. Seither erinnerte er sich an nichts mehr.
    „ Na, wieder
beieinander?", fragte der Chef.
    Diese Frage überforderte ihn
zunächst. Mit einiger Anstrengung gelang ihm allerdings eine recht treffende
Analyse. Er sagte: „Ich sterbe."
    Der Chef nickte ernst.
„Stimmt, das tust du. Aber jetzt nicht, und später auch nicht gleich. Das geht
vorbei. Ich weiß nicht, welches Zeug die hier drin ausschenken, aber die
Wirkung hält nicht lange an. Der Kater verschwindet, noch bevor du komplett
angezogen bist."
    Er rappelte sich auf und
begann, seine Sachen aufzuheben. Dabei hielt er seinen Kopf gesenkt, weil er
befürchtete, sein Gehirn könne sich durch die Gehörgänge einen Weg nach draußen bahnen. Zu seiner Überraschung ließen die Schmerzen jedoch
schon nach wenigen Augenblicken nach - genau, wie es der Chef angekündigt
hatte.
    Dieser hatte sich inzwischen
neben der Tür aufgepflanzt und sah ihm mit einem Kopfschütteln zu. „Kleiner, du
scheinst nichts gewohnt zu sein. Du bist schon nach der fünften Flasche
zusammengeklappt. Da hatte ich noch nicht einmal ein leises Summen im
Ohr."
    Er schaute auf. „Nach der
fünften? Dann haben wir also noch weiter gemacht? Mann, ich erinnere mich nicht
einmal mehr an den letzten Schluck aus der dritten."
    „ Du bist auch

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