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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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verlassen."
    „ Das darfst du nicht",
fiel eine zweite Stimme sofort im Anschluss ein. „Wir wissen nicht, was wir
ohne dich machen sollen."
    Eine dritte Stimme fragte:
„Willst du uns wirklich verlassen?"
    Der Chef winkte ab.
„Schwachsinn. Wer behauptet denn so etwas?" Dann setzte er leise hinzu:
„Dem reiße ich den Arsch auf."
    „ Wer ist der andere Mann in
Schwarz?" Eine neue Stimme, irgendwo aus der Mitte der Menge. Weitere Rufe
schlossen sich an.
    „ Hört zu", rief der
Chef gegen das allgemeine Geschnatter an. „Haltet eure Schnauzen und hört zu,
verdammt nochmal!" Tatsächlich kehrte wieder Ruhe ein. „Passt auf: Mein
Freund hier" - der Chef wies auf ihn - „ist gerade zu uns gestoßen. Er
kommt von außerhalb und hat neue Ideen im Gepäck. Gute Ideen. Gemeinsam könnten
wir es schaffen, die Endzone zu überwinden. Wenn das gelingt, dann haben wir
die Möglichkeit, neues Gebiet zu erkunden. Und das bedeutet, ihr bekommt alle
wieder Arbeit. Neue Arbeit. Gute Arbeit. Auch die Pfadfinder und die
Kartographen. Wir werden jede Menge Sachen finden. Gute Sachen. Und für euch
wird alles besser."
    Diesmal ging ein Raunen der
Freude durch die Menge.
    „ Also, lasst uns die Lage
erkunden. Sobald wir Genaueres wissen, kommen wir wieder zurück und planen die
Erkundung - genau so, wie wir es schon einmal gemacht haben."
    Der Chef wartete nicht auf
die Reaktion der Menge, sondern machte sich sogleich an den Abstieg zum Boden.
Dort bahnte er sich unter Beifallsrufen einen Weg durch die Menge. Einige
Siedler gingen dabei sogar in die Hocke, um dem Chef auf die Schultern zu
klopfen.
    Als sie schließlich den Rand
der Siedlung erreichten und die Menge hinter sich ließen, ließ er die Kleine
und das Panzerchen ein Stück voraus gehen. Dann sprach er den Chef leise an:
„Du hast denen gesagt, wir seien unterwegs zur Endzone. Wieso hast du sie
angelogen?"
    „ Ganz einfach",
antwortete der Chef gereizt, „hier wird bald der Entsorger auftauchen. Und der
wird ganz sicher nicht nett fragen, wohin wir verschwunden sind. Ganz im
Gegenteil. Da ist es mir lieber, wenn so wenige wie möglich unser tatsächliches
Ziel kennen."
    Die beiden Männer gingen
eine Weile lang schweigend nebeneinander her. Dann schüttelte er seinen Kopf.
„Wenn dieser Entsorger so ein gemeingefährlicher Killer ist, dann sind alle
Leute in der Siedlung in Gefahr. Du hättest sie zumindest warnen können."
    Der Chef warf ihm einen
Blick zu, als habe er den Verstand verloren. „Bist du bescheuert? Was glaubst
du, wäre wohl los gewesen, wenn ich diesen Idioten erklärt hätte, was ihnen blüht?
Die wären ausgerastet, alle miteinander. Du glaubst doch nicht im Ernst, die
hätten uns ohne weiteres gehen lassen, oder? Am Ende hätten wir uns den Weg
freikämpfen müssen. Das wäre zwar kein großer Akt gewesen, hätte aber eine
Menge Zeit und Munition gekostet. Und wir haben beides nicht gerade im
Überfluss, wie du sicherlich schon bemerkt hast."
    Er fühlte Wut in sich
aufsteigen. „Und wenn dieser Entsorger in der Siedlung Amok läuft?"
    Der Chef trat rasch einen
Schritt nach vorne und versperrte ihm den Weg. „Jetzt pass mal gut auf,
Kleiner: Diese Geschichte hier dreht sich nur um drei Menschen - um dich, um
mich und um den Entsorger. Wir sind die Dreh- und Angelpunkte in diesem
Labyrinth. Alle anderen, die hier durch die Gegend stolpern, sind nur Dekoration.
Wenn sie dem Entsorger in die Quere kommen, dann tut der Entsorger eben seinen
Job. Ich weiß, du willst solche Sachen nicht hören, aber das sind nun einmal
die Fakten. Wir beide sind Männer in Schwarz. Es ist unsere Aufgabe, dem
Entsorger zu entkommen - und zwar mit allen Mitteln, die dazu notwendig sind.
Auch wenn das bedeutet, einige Leute über die Klinge springen zu lassen. Wir
sind eben keine netten Kerle. Und wir können uns auch keinen Ballast wie
Fairness oder Mitgefühl leisten. Merk dir das, ein für alle Mal."
    Der Chef wandte sich ab,
ohne auf eine Antwort zu warten, und marschierte weiter hinter der Kleinen und
dem Panzerchen her. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dem Liliputaner zu
folgen. Dabei konnte er nur mit Mühe dem Drang widerstehen, einen Blick zurück
zu werfen.

Im großen Stil aufräumen
     
    Weiter. Und immer weiter.
    Er hatte bewohntes Gebiet
erreicht. Hier lebten Menschen. Alles Dissidentenpack, mit dem er einige ernste
Worte wechseln würde. Das musste sein, denn er kochte vor Wut.
    Er musste sich abreagieren,
sonst würde er in absehbarer Zukunft

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