Kellerwelt
ein
wenig Munition dafür gefunden und den Rost aus dem Patronenlager schleifen
können. Ich weiß allerdings nicht, ob der Apparat noch funktioniert."
Er legte den Karabiner
zurück. Besser, er verzichtete auf eine Funktionsüberprüfung. Am Ende flog ihm
dieser Schießprügel noch um die Ohren, wenn er einen Probeschuss abfeuerte.
Stattdessen wandte er sich dem dritten Regal zu, nachdem er im zweiten nur noch
wertlosen Plunder gesehen hatte.
Im dritten Regal fischte er
zunächst einen monströsen Revolver aus einem Pappkarton. Er identifizierte die
Waffe als einen Taurus M44 Tracker 4B, voll geladen .
Die Waffe wirkte gut gepflegt und roch nach Waffenöl.
„ Ein Prachtstück",
schwärmte der Chef. „Völlig in Ordnung und jederzeit einsatzbereit. Dummerweise
ist das Ding aber zu groß für meine Wurstfinger. Deswegen habe ich mich mit
einer Baby-Glock und der Remington angefreundet."
Er legte den Revolver
zurück. „Ich bleibe bei der P226. Kompakter, leichter und besser zu handhaben
als dieser Granatwerfer. Aber was haben wir denn da?"
Er nahm eine Waffe vom
Regal. Der Chef grinste. „Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, das Ding
selbst zu nehmen. Aber was bei dir wie eine Maschinenpistole aussieht, wirkt
bei mir wie eine Jagdflinte."
Er nickte. „Heckler &
Koch G36C. Genau das Richtige für geschlossene Räume - es sei denn, du hast
hier noch irgendwo eine zweite Schrotflinte versteckt. Die würde ich
bevorzugen."
Der Chef schüttelte seinen
Kopf. „Nein. Ich habe nur die Remington. Los jetzt, schnapp' dir an Munition,
was du in den Rucksack bekommst. Wir müssen los, und zwar schnell."
Das ließ er sich nicht
zweimal sagen. Inzwischen kostete es ihn alle Beherrschung, die er noch
aufbringen konnte, den Chef nicht einfach stehen zu lassen und blindlings
loszustürmen - nur weg von dieser Siedlung, bevor sie ihn hier drin erwischten.
Deswegen beeilte er sich, aus einer Holzkiste fünf Magazine für das G36C sowie
etliche lose Patronen vom Kaliber 5,56 mm x 45 in seinen Rucksack zu schaufeln.
Der Chef bediente sich unterdessen an einer anderen Kiste und packte Schrotpatronen
ein.
„ Ich hoffe nur, das ganze
Zeug funktioniert noch", murmelte der Chef dabei. „Das liegt hier alles
schon herum, seit ich damals diese Siedlung hier aufgezogen habe. Das war
gleich nachdem ich den Entsorger abgehängt hatte. Irgendwann habe ich dann
überhaupt nichts mehr gefunden. Keine Waffen, keine Munition und keine Nahrung
mehr. Als hätte irgendjemand gemerkt, dass ich meine Aufgabe schleifen lasse.
Die Beschaffer haben zwar allerlei Fressalien angeschleppt, aber Waffen oder
Munition haben sie nicht gefunden."
Er hörte dem Chef nur mit
einem halben Ohr zu. Während er seinen Rucksack verschloss und das G36C
überprüfte und lud, plagten ihn andere Sorgen. Er wusste, sie hatten nicht mehr
viel Zeit. Er hatte nur den Trost, auf ein mächtiges Waffenarsenal
zurückgreifen zu können, falls sie ihn hier drin erwischten. Auch wenn nur die
Hälfte von diesem Zeug funktionierte, blieb ihm dennoch eine imposante
Feuerkraft.
Gerade als er seinen
Rucksack überstreifte und nach dem Gewehr griff, öffnete der Kerl in Dunkelblau
die Tür ein Stück.
„ He Chef", rief er
durch den Spalt hinein, „das hier draußen solltest du dir mal ansehen."
Der Chef warf ihm einen
kurzen Blick zu. Dann zuckte er mit den Schultern, schnappte sich seinen
Rucksack und marschierte nach draußen. Er folgte dem Liliputaner und betrat
direkt nach ihm den Laufgang. Dabei sah er auf den ersten Blick, wovon der
Wachposten gesprochen hatte: Auf dem Zentralplatz hatte sich eine Menschenmenge
zusammengerottet. Es sah aus wie ein bunter Flickenteppich. Rot, Grau, Gelb,
Braun - alle Farben durcheinander.
„ Ihr wart kaum da drin
verschwunden, da sind die auch schon zusammen gekommen", erklärte der Mann
in Dunkelblau.
Als die Menge den Chef
erblickte, tönten von unten vereinzelte Rufe hinauf. Er verstand nur
Bruchstücke, doch der Tonfall schwankte eindeutig zwischen Hoffnung und
Euphorie. Der Chef schnaubte und machte sich auf den Weg nach unten.
„ Wir gehen bis zum ersten
Stockwerk", sagte der Liliputaner dabei. „Dann muss ich nicht so laut
brüllen."
Als sie den Laufsteg im
ersten Stockwerk erreicht hatten, hob der Chef seine Arme, um die Menge zum
Schweigen zu bringen. Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis endlich Ruhe
einkehrte. Schließlich rief nur noch eine einzelne Stimme: „Jemand hat gesagt,
du wolltest uns
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