Kellerwelt
Der Kartograph
wirkte, als kämpfe er gegen einen Darmverschluss an.
Er versetzte dem Panzerchen
einen Tritt gegen den Oberschenkel. „Was ist denn mit dir?"
Der Kartograph antwortete
nicht und warf ihm stattdessen einen Blick zu, aus dem eine Mischung aus Panik
und Abscheu sprach. Außerdem schien der Schweiß, der in Strömen über das
Gesicht des Kartographen rann, nichts mit dessen Körpertemperatur zu tun haben.
„ Das Panzerchen ist voll
fertig, Mann." Die Kleine musste beinahe schreien, um sich gegen den
Gefechtslärm durchzusetzen. „Der hat voll Angst."
Er musterte das Panzerchen
noch einmal. „Ein Kerl wie ein Baum", sagte er dann, wobei es ihn nicht
interessierte, ob ihn die anderen verstanden oder nicht. „Aber die Hosen
gestrichen voll. Ich frage mich, was das hier für eine Gesellschaft sein
soll."
Gerade, als er noch einen
Schluck aus seiner Flasche nehmen wollte, stolperte ein Klingenschwinger
buchstäblich über ihn. Von einem Augenblick zum nächsten herrschte in der Mulde
ein unglaubliches Durcheinander aus Armen und Beinen. Er reagierte dabei zwar
mit Lichtgeschwindigkeit und versuchte, den Klingenschwinger zu packen, doch
seine Gefährten kamen ihm dabei in die Quere. Erst ein Schuss aus der Remington
klärte die Situation.
„ So ein Mist aber
auch!" Der Chef betätigte den Repetiermechanismus seiner Waffe und
strampelte sich von der Leiche des Klingenschwingers frei. „Nichts wie weg
hier!"
Das ließ er sich nicht
zweimal sagen. Binnen weniger Augenblicke hatte er seinen Rucksack wieder
übergeworfen und war aus der Mulde gekrochen. Noch einen Augenblick später war
er wieder auf der Jagd. Und noch einen Augenblick später ließ er sich auf einen
Nahkampf mit zwei Klingenschwingern ein, die unvermittelt aus dem Nebel vor ihm
aufgetaucht und in vollem Lauf auf ihn zu gestürmt waren. Der Kampf dauerte
kaum länger als fünf Wimpernschläge, dann hatte er die beiden maskierten Männer
außer Gefecht gesetzt. Die gebrochenen Knochen und Gelenke der beiden Gestalten
würden hoffentlich mithilfe einiger Medipacks wieder zusammenwachsen.
Er hielt sich am Rand des
Kulissendorfes und umrundete die simulierte Ortschaft auf der linken Seite.
Dabei hielt er sich so weit wie möglich von den Häusern entfernt - zu groß war
die Möglichkeit, dort in einen Hinterhalt der Schützen oder der
Klingenschwinger zu geraten. Abseits der Häuser fand er immer wieder Deckung
hinter Erdaufwürfen, in Mulden oder hinter Gebüschen. Wie er dabei herausfand,
handelte es sich keineswegs um echte Pflanzen, sondern vielmehr um Imitationen
aus Plastik. Diese würden im Ernstfall zwar keine Kugel abhalten, doch sie
schützen ihn vor den Blicken seiner Gegner.
Massives Gewehrfeuer und
eine Konzentration von Explosionen zu seiner Linken zwang ihn dann jedoch zwischen
die Häuser. Dort schob er sich zwischen zwei eng beieinander stehenden
Bauwerken hindurch und wartete am anderen Ende des Durchganges, um zwei
Klingenschwinger passieren zu lassen. Noch bevor die Gestalten im Nebel
verschwinden konnten, fegten Leuchtspurgeschosse heran und schickten die
Klingenschwinger zu Boden. Nur einen Moment später stakste ein Schütze heran
und hielt inne, um einen Blick auf die Leichen zu werfen. Dieses kurze Zögern
genügte ihm, um zwei Kugeln in den Schützen zu feuern.
Noch bevor der Roboter zu
Boden gefallen war, hatte er sich bereits wieder in Bewegung gesetzt. Soweit er
sehen konnte, lagen keine weiteren Häuser mehr vor ihm. Stattdessen musste er
eine leichte Senke durchqueren. Dahinter stieg das Gelände mit einer Böschung
an. Dort würde er in Deckung gehen und die Lage sondieren.
Plötzlich schlug etwas in
ihn ein. Es fühlte sich an, als sei er in eine Schrottpresse geraten. Das G-36C
flog aus seiner Hand und landete im Dreck. Nur einen Wimpernschlag später flog
er hinterher und landete neben seinem Gewehr. Sein Orientierungssinn
verabschiedete sich beinahe augenblicklich. Sein Bewusstsein versuchte
unterdessen herauszufinden, was gerade mit ihm geschah.
Über ihm wimmerten
Elektromotoren. Kanten aus Metall drückten sich in seine Haut. Ein Schütze war
auf ihm gelandet und saß auf seinem Rücken.
Er musste den Schreck
überwinden. Er durfte dem Gegner keine Chance lassen, das Überraschungsmoment
zu nutzen und ihn festzunageln. Andernfalls würde der Schütze die Mündung der
Schusswaffe in seinen Nacken setzen und sein Lebenslicht auspusten.
Er stütze sich mit seinem
rechten Arm ab und versuchte,
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