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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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ein
Kirchturm bot das ideale Versteck für einen Scharfschützen.
    Nun musste er sich zunächst
um die Schützen kümmern, bevor sie auf ihn aufmerksam wurden und den Spieß
umdrehten. Die Leuchtspuren, die durch die Luft über und neben ihm zuckten,
hatten ihren Ursprung zwischen zwei Häuserattrappen auf der linken Seite der
improvisierten Ortschaft. Er lief geduckt zum linken der beiden Häuser. Als
hätte er seine Gedanken gelesen, bewegte sich der Chef zum rechten Gebäude. Der
Chef musste sich nicht unter den Schüssen hinweg ducken - sein Kopf befand sich
weit unter dem Feuerbereich.
    An der Hausecke angekommen,
hielt der Chef inne und gestikulierte. Die Zeichensprache, die der Liliputaner
dabei zum Einsatz brachte, verstand er sofort: Der Chef würde sich rechts um
das Gebäude bewegen, während er nach links um sein Gebäude gehen sollte. Auf
der anderen Seite konnten sie die Schützen dann im spitzen Winkel aus zwei
Richtungen unter Feuer nehmen. Er bestätigte mit einem knappen Nicken und
schlich los.
    Als er die hintere Hausecke
erreichte, sah er die Mündungsfeuer der beiden Schützen. Er sah auch, worauf
sie sich eingeschossen hatten: Direkt hinter dem Haus stieg das Gelände an und
bildete eine kurze Böschung. Dort kauerten zwei Klingen. Die Schützen schienen
sich einen Spaß daraus zu machen, die beiden in Schach zu halten. Er gestattete
sich ein kurzes Grinsen, als er die Pistole wegsteckte und stattdessen sein
Gewehr in Anschlag brachte. Roboter mit einem Sinn für Humor. Das gefiel ihm.
    Drei schnelle Schritte nach
vorne, bis er die Silhouetten der beiden Schützen deutlich sah. Die Maschinen
bemerkten ihn ebenfalls und schwenkten ihre Waffen herum. Zu spät - er
eröffnete bereits das Feuer und ließ Funken von den Helmen der Gestalten
sprühen. Beide ließen ihre Gliedmaßen hängen und kippten in den Dreck.
    Dann ging die Schrotflinte
des Chefs los. Einmal, zweimal, dreimal. Der Chef hatte mit den Klingen
aufgeräumt. Er fand das schade. Mit diesen Gegnern hätte er sich gerne selbst
beschäftigt. Vielleicht hätte er sogar mit einem Nahkampfangriff
experimentieren können. Der Liliputaner hatte den Versuch jedoch zunichte
gemacht. Das ließ Ärger in ihm aufsteigen. Doch es machte keinen Sinn, sich zu
ärgern. Gegner gab es genug. Er musste sie nur finden.
    Bevor er den Gedanken weiter
spinnen konnte, fanden die Gegner ihn. Mehrere Gestalten stürmten aus dem Nebel
heran. Mindestens zwei fielen einer Granate zum Opfer, die am Rand des Dorfes
explodierte. Die anderen näherten sich aus drei Richtungen. Alles Klingen. Er
dachte nicht lange nach, sondern eröffnete das Feuer.
    Als er fünf Maschinen
niedergeschossen hatte, war der Chef mit dem Nachladen der Schrotflinte fertig
und nahm Maß, um eine sechste Klinge zu neutralisieren. Diesmal handelte er
schneller und sprang in die Schusslinie. Dort ließ er das Gewehr fallen und
wartete den Angriff der Klinge ab. Diese Geschichte würde er im Nahkampf
erledigen. Er wollte sehen, was diese Roboter drauf hatten. Er rechnete mit
einer mörderischen Attacke, geführt mit der Geschwindigkeit und der Kraft einer
hochgezüchteten Maschine, doch als der Angriff dann erfolgte, hätte er beinahe
laut losgelacht.
    Der Roboter hielt seine
Primärwaffe beim Anlauf hoch über den Kopf erhoben und führte einen langsamen,
beinahe schwerfälligen Streich senkrecht nach unten. Ebenso gut hätte der
Klingenschwinger versuchen können, ihn mit einem Hackebeil zu erschlagen. Er
machte sich nicht einmal die Mühe, dem Hieb auszuweichen. Stattdessen blockte
er den Schlagarm der Maschine mitten im Hieb ab. Hinter ihm rief der Chef
irgendetwas. Es interessierte ihn nicht. Stattdessen wollte er sehen, woraus
diese Maschine gemacht war. Er versuchte einen Hieb gegen die ungedeckte
Magengrube seines Gegners; nicht allzu fest, denn schließlich wollte er sich
keine Knochen brechen, wenn seine Faust auf Metall schlug. Stattdessen landete
sein Schlag aber in einem nachgiebigen Material - und der Klingenschwinger
klappte prompt zusammen. Er gab seinem Gegner noch einen letzten Schwung mit
auf den Weg und ließ ihn zu Boden klatschen. Dort landete der Roboter mit einem
Geräusch, mit dem er nicht gerechnet hatte: Die Maschine keuchte unter der
Gasmaske.
    Er erschrak und trat einen
Schritt zurück. Dann fasste er sich sofort wieder und ging neben seinem Gegner
in die Hocke. Noch war der Klingenschwinger außer Gefecht gesetzt. Diesen
Moment nutzte er aus, um die Gasmaske seines

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