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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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ein Glücksspiel.
    Dann liefen sie auf
Stacheldraht auf. Wie der Chef bereits in der Vorbesprechung geschildert hatte:
Drei Rollen Stacheldraht übereinander und mehrere dieser Dreierpacks
hintereinander. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich an diesen Barrieren
entlang zu arbeiten. Schließlich entdeckten sie einen Durchgang, der wieder zu
freiem Gelände führte.
    „ Hier sind wir
richtig", rief der Chef nach hinten. „Das muss einfach richtig sein!"
    Zweimal schleuderten ihn die
Druckwellen naher Explosionen zu Boden, doch beide Male kam er ohne Blessuren
davon. Dann lief er auf den Zwergen auf, der mitten in der Landschaft stand und
winkte. „Hier lang!"
    Der Chef hatte einen Eingang
zu einem Verschlag im Boden entdeckt - eine Art Türöffnung, in den Boden
eingelassen und mit Balken verstärkt. Er ging neben der Öffnung in die Hocke und
spähte in das Dunkel.
    „ Was ist das?"
    Der Chef zuckte mit den
Schultern. „Keine Ahnung. Geh rein und schau nach, dann wissen wir es."
    Er nickte knapp und
schlüpfte durch die Öffnung. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten,
nahm er einen Lichtschimmer wahr, nur wenige Schritte entfernt. Er tastete sich
vorsichtig durch einen niedrigen Gang mit Wänden aus Lehm und landete
schließlich in einem größeren Raum. Erst auf den zweiten Blick erkannte er
diesen Raum als einen Bunker, offenbar in einen Hang gebaut und mit
Schießscharten versehen. Er schlich wieder zurück und rief die anderen zu sich.
    „ Ihr bleibt hier",
sagte der Liliputaner zur Kleinen und dem Panzerchen und folgte ihm dann in das
Innere des Bunkers. Ihm wollte dabei nicht recht in den Kopf, weswegen der Chef
die beiden draußen warten ließ. Andererseits interessierte es ihn auch nicht.
    „ Nicht schlecht", sagte
der Chef und schaute sich um. „Aber auch nicht gut. Die haben diesen Bunker
hier sicher angelegt, damit die Klingen Deckung suchen können. Wir müssen also
jeden Moment mit Besuch rechnen."
    Der Zwerg hatte Recht. Einem
anderen Zweck konnte dieser Raum kaum dienen. Dennoch war er dankbar für die
kurze Verschnaufpause. Die Begegnung mit dem Schützen hatte er noch nicht
abgehakt. Und auch die verhältnismäßig wenigen Schritte im Granatenhagel hatten
seine Nerven ordentlich strapaziert.
    Um noch ein wenig Zeit zu schinden,
warf er einen Blick aus der Schießscharte. Dabei handelte es sich um eine
horizontale Öffnung, gut vier Schritte breit und einen halben Schritt hoch.
Draußen sah er nichts als Nebel und das Flackern der Explosionen. Kein
Schussfeld. Also machte es keinen Sinn, diese Stellung hier halten zu wollen.
Doch immerhin dämpften die Decke und die Wände des Bunkers den Lärm auf ein
beinahe schon erträgliches Maß.
    „ Also schön", sagte der
Chef.
    Er vermutete, der Zwerg
wolle nun die letzte Etappe bis zum Ausgang aus der Kriegszone in Angriff
nehmen. Er wandte sich um. Zu seiner Überraschung hatte der Chef die
Remington-Flinte auf seinen Kopf gerichtet. Einen verrückten Moment lang
glaubte er, der Liliputaner erlaube sich einen makabren Scherz.
    „ Du wirfst jetzt deine
Kanonen in den Dreck. Alle beide. Ganz langsam. Dann gehst du nach links, bis
du an der Wand ankommst."
    Verdammt nochmal, er hätte
dem Zwerg nicht trauen dürfen! Dieses ganze joviale Gehabe. Alles nur Show.
Doch darüber durfte er sich nun keine Gedanken machen. Ihm fehlte schlicht und
ergreifend die Zeit. Doch vielleicht konnte er noch etwas davon herausschinden.
Zunächst ließ er sein Gewehr fallen. Dann zog er die SIG-Sauer aus dem Hosenbund. Als sich seine Hand um das Griffstück der Pistole
schloss, zog er kurz in Erwägung, einen blitzschnellen Schuss auf den Chef
abzufeuern. Doch er verfolgte die Idee nicht weiter. Der Liliputaner stand mehr
als vier Schritte entfernt und hielt eine schussbereite Schrotflinte mit
gekürztem Rohr in der Hand. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, die SIG-Sauer in Richtung des Zwergs zu schwenken, so würde
diesem noch genug Zeit bleiben, um in aller Gemütsruhe den Abzug der Flinte zu
betätigen. Ein Treffer aus der Remington wäre auf diese Entfernung ziemlich
hässlich. Also zog er die Pistole langsam hervor und ließ sie dann neben das
Gewehr in den Dreck fallen. Dann trat er zur Seite, wie es der Chef verlangt
hatte.
    „ Gut", sagte der Chef.
„Und jetzt räumst du alle Fressalien aus deinem Rucksack heraus. Medipacks und
Munition bleiben drin."
    Zeit. Er musste Zeit
gewinnen, um eine Strategie auszutüfteln. Ihm blieb nur, den

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