Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
Vom Netzwerk:
wund vom Reiten. Und ich glaube, ich habe nicht weit von dieser Lichtung entfernt eine Spur von Zivilisation entdeckt.«
    »Was für eine Spur?«
    »Fallen. Und Fallensteller entfernen sich nie sehr weit von ihren Heimstätten. Komm schon, Kell! Denk drüber nach! Gemütliche Betten, Whisky, heißer Fleischeintopf und, wenn wir Glück haben«, er senkte seine Stimme und beugte sich zu Kell vor, »zwei willige, dralle Miezen für jeden von uns!«
    »Reite voran«, erwiderte Kell und runzelte die Stirn. Saark verwirrte ihn. Er wollte dem Mann ja gerne glauben, aber seine Intuition riet ihm, bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit Saark mit der Axt einen Scheitel über den Hinterkopf zu ziehen. »Wären wir beide alleine, würde ich Nein sagen. Ich habe das Gefühl, dass die Albino-Armee nach Süden marschiert; letztlich ist sie uns ziemlich dicht auf den Fersen. Und sie wird jede verdammte Stadt und jedes Dorf vernichten, auf die sie trifft, weil sie sämtliche Vorräte plündern und sämtliche Gebäude auf ihrem Weg zerstören wollen, damit ihre Feinde sie nicht benutzen können. Ich habe so etwas schon einmal gesehen.«
    »Aber denk an die Mädchen«, meinte Saark. Er sprach noch leiser und nutzte zielsicher Kells schwachen Punkt aus. »Denk an Nienna. Halb tot vor Angst, gejagt von schrecklichen Kreaturen, gezwungen, um ihr Leben zu kämpfen. Sie hat mir erzählt, dass sie und Kat von bösen Waldläufern gefangen wurden, die gerade Anstalten machten …«
    »Sag mir, dass sie es nicht getan haben!« Kell packte seine Axt fester, und sein Blick zuckte zu Nienna.
    »Nein, nein, beruhige dich, Kell. Die Mädchen sind unversehrt. Aber es war nur eine Frage der Zeit; dieser Steinlöwe, den du so wirkungsvoll zur Strecke gebracht hast …« Saark warf einen kurzen Blick auf die tote Kreatur und runzelte die Stirn. »Bei allen Göttern, hast du ihm etwa die Hälfte seines Schädels weggeschlagen? Wie auch immer, jedenfalls hat dieser Steinlöwe sie gerettet. Die Waldläufer wurden von einem Canker angegriffen, und der Steinlöwe hat den Canker getötet. Er hat ihnen also indirekt das Leben gerettet, aber er hat sie auch gleichzeitig fast zu Tode geängstigt! Sie müssen sich erholen, Kell. Sie brauchen so etwas wie Normalität.«
    »Und du brauchst wohl ein Bier«, meinte Kell und musterte Saark scharf.
    »Ich gebe zu, dass ich ein Mann einfacher Bedürfnisse bin, die leicht zu befriedigen sind.«
    »Also gut, reiten wir.«
    Kell und Saark gingen zu Nienna, die am Boden kniete und ein kompliziertes mechanisches Teil betrachtete. »Ich verstehe das nicht«, sagte sie und sah zu den beiden Männern hoch. »Sind das hier wirklich nur einfache Monster? Sie haben … Sie haben diese Mechanik in sich. In der Schule hat ein Lehrer einmal eine alte Uhr auseinandergenommen, und sie sah genauso aus, mit Zahnrädern und Zapfen und Teilen, die sich drehten; nur wirkt das hier … größer, stärker, so als könnte es eine weit größere Uhr antreiben.«
    »Diese Mechanik hat nur etwas weit Gefährlicheres angetrieben als eine Uhr«, meinte Kell und rollte erneut die Schultern, um die Spannung abzuschütteln.
    Ich kann dir sagen, was das ist , sagte Ilanna.
    Sprich.
    Das ist eine Wahnsinnsmaschine, erfunden von dem Urahnen von Leerdek-ka und Kradek-ka, und dann von diesen Ingenieuren weiter verfeinert. Wir haben Kreaturen, die von solchen Maschinen angetrieben wurden, unter dem Schwarzspitz-Massiv gesehen.
    Kell lief rot an, und er biss die Zähne zusammen. Erwähne das nie wieder, schnarrte er Ilanna in Gedanken an. Kapiert? Wenn du jemals wieder von den Schwarzspitz-Höhlen redest, werfe ich dich in den Fluss! Hast du mich verstanden, du Miststück?
    Du schämst dich also immer noch? Ilannas Stimme war wunderschön und melodisch, aber nur ein hauchzartes Flüstern.
    Allerdings. Ich schäme mich immer noch. Und jetzt lass mich in Ruhe; ich muss mich um zwei verängstigte Mädchen kümmern.
    Sie ritten schweigend den Tag über weiter, bis schließlich der Abend nahte und sie endlich den dichten Forst der Steinlöwen verließen. Saark ritt voraus und hielt nach Anzeichen der Eisernen Armee Ausschau; oder auch nach Cankern oder anderen Kreaturen, die sich möglicherweise für ihre kleine Reisegruppe interessierte. Kell, Nienna und Kat standen am Rand des Forsts und ließen ihre Blicke über die verschneiten Felder und Hügel gleiten. Saark hatte recht gehabt: In der Ferne schimmerten ein paar Lichter, Laternen, die angezündet

Weitere Kostenlose Bücher