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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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quietschte in einem merkwürdigen Rhythmus in ihrem Leib.
    Kell hob seine Axt und ging auf den Canker zu, der ihn böse anblickte. Er griff an, Kell wich aus und schlug seine Axt in den Hals des Wesens. Dann riss er sie heraus, und eine Fontäne aus Blutöl spritzte auf, und einige Drähte wurden mit der Klinge herausgerissen. Kell hob Ilanna erneut, unterlief einen weiteren Schlag des Canker und trennte mit dem nächsten Hieb der Kreatur den Kopf vom Rumpf.
    Blutöl pulsierte noch eine Weile aus dem Leichnam, bis es schließlich zu einem Tröpfeln abebbte. Kell sah die glänzenden Metallteile im Hals, aber die Zapfen und Zahnräder waren merkwürdig deformiert, als wären sie fehlerhaft, und auch die Kolben waren verbogen oder verbeult. Kell schüttelte den Kopf; von solchen Dingen verstand er nichts. Er sah sich um, nahm dann eine Handvoll Laub vom Boden und machte sich daran, die Doppelklingen seiner Axt zu säubern.
    »Mein Alter! Warum hast du nicht auf uns gewartet? Du wolltest wohl den ganzen Spaß für dich allein haben!«
    Kell hob langsam den Kopf und sah, wie Saark sein Pferd zwischen die Leichen und die Trümmerteile der Mechanik auf die Lichtung lenkte. Denn es war jetzt eine Lichtung, nachdem die Kreaturen die Bäume, die zuvor hier gestanden hatten, in Kleinholz verwandelt hatten, und es sah aus wie ein kleines Schlachtfeld. Überall schimmerte Blut. Der Boden war von Leichen und Messing- und Stahlteilen, die von der Uhrwerkmechanik der Canker stammten, übersät.
    Kell sagte nichts.
    »Es ist alles in Ordnung!«, rief Saark über die Schulter zurück. »Kell hat heldenhaft gegen ein paar Canker und den Steinlöwen gekämpft, und es ist ihm gelungen, sie allesamt umzulegen!«
    Saark blieb vor Kell stehen, der seinerseits jedoch Nienna und Kat beobachtete, die ebenfalls auf die Lichtung ritten, sichtlich schockiert von dem Massaker. Auch die Pferde wirkten ziemlich nervös, und die Mädchen stiegen ab, banden sie an einen Baum am Rand des Schlachtfeldes und liefen dann zu Kell. Nienna umarmte ihn, und er lächelte sie an, aber er ließ dabei Saark nicht aus den Augen.
    »Ich habe den Steinlöwen nur verwundet«, sagte er. »Dann bin ich weggelaufen. Aber da war kein Pferd mehr für mich.« Kells Augen schimmerten dunkel, und seine Haltung wirkte eindeutig aggressiv. Saark bemerkte, dass Kell seine Axt nicht sinken ließ.
    »Wir haben ein Pferd für dich zurückgelassen, mein Alter«, erklärte Saark. Er sprach leise, und in seiner Stimme schwang nicht der geringste Funke Humor mit. »Das stimmt doch, nicht wahr, Mädchen?«
    »Wir haben dein Pferd zurückgelassen«, sagte Kat. Sie lächelte unsicher, weil sie die angespannte Atmosphäre zwischen den beiden Männern nicht so ganz nachvollziehen konnte.
    »Das haben wir wirklich, Großvater«, meinte auch Nienna und legte ihre Hand auf Kells zerfetzte Bärenfellweste. »Ich habe gesehen, wie Saark das Tier an einen Baum gebunden hat. Er trägt keine Schuld daran, wenn es sich losgerissen hat.«
    Saark breitete die Hände aus. »Es war ein Missgeschick, Kell. Was denn, glaubst du wirklich, ich hätte dich hier zurückgelassen, damit du stirbst?«
    Kell zuckte mit den Schultern, kehrte den dreien den Rücken zu und starrte finster in den Forst. Seine Gefühle waren in Aufruhr, aber er holte tief Luft und beruhigte sich allmählich.
    Früher einmal , sagte Ilanna in seinem Verstand, in seiner Seele, hättest du ihn dafür umgebracht .
    Ich hätte ihn zumindest nachdrücklicher befragt.
    Unsinn. Er wäre längst tot.
    Das war damals, in der schlechten Zeit!, dachte er wütend. Wenn ich so betrunken war vom Whisky, dass ich nicht mehr wusste, was ich tat. Das waren üble Zeiten, Ilanna, und du hast mich noch angestachelt, hast mich angetrieben, mich auf jedem Schritt unseres gemeinsamen Weges zur Brutalität verleitet, damit du Blut schmecken konntest, du verdorbene, widerwärtige Hure!
    Kell drehte sich um, sah Saark an und zwang sich zu einem Lächeln. »Bitte entschuldige«, sagte er, als ihre Blicke sich begegneten. »Ich bin viel zu misstrauisch. Aber es gibt da so einen Knoten, weißt du, man nennt ihn den Narrenknoten … bei dem ein kurzer Ruck genügt, und er löst sich. Aber selbstverständlich würdest du so etwas nicht mit mir machen, hm?«
    Saark grinste. »Selbstverständlich nicht, Kell! Ich habe eben aus deinem Mund zum ersten Mal von einem solchen Knoten gehört. Also gut. Wir sind alle erschöpft, die Mädchen haben Angst, sind hungrig und

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