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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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wir sie schlügen und vergewaltigten, je mehr wir sie missbrauchten, desto besser. Solange wir diese königliche Hure nur nicht umbrächten.«
    »Gibt es Neuigkeiten über Leanorics militärische Unternehmungen?«
    »Solche Angelegenheiten besprecht Ihr besser mit General Graal«, antwortete der Soldat, der, wie Anukis jetzt begriff, eine Art Hauptmann sein musste. Allerdings verstand sie die komplexe Rangordnung der Eisernen Armee nicht. »Mir wurde einfach nur aufgetragen, sie hierherzuschaffen und auf eine Ingenieursbarke zu warten. Wir dachten, Ihr wäret deshalb gekommen.«
    »Mein Eintreffen ist reiner Zufall«, erwiderte Vashell. »Ich habe … eine andere Mission zu erfüllen.«
    Er zog an der Kette, und Anukis stolperte, wobei sie böse knurrte. Die drei Albino-Soldaten sahen zu und verzogen sichtlich amüsiert die Lippen.
    »Die ist aber ganz schön wild, was?«
    Vashell drehte sich zu Anukis herum. »Eine von den ganz Wilden«, antwortete er, leckte sich die Lippen und lächelte ihr böse zu.
    »Ist das nicht Anukis, Kradek-kas Tochter?«, erkundigte sich ein Soldat und betrachtete sie genauer. Seine Belustigung verpuffte augenblicklich.
    Vashell veränderte sich schlagartig; sein Verhalten wurde auf der Stelle geschäftsmäßiger, herrischer. »Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten, Hauptmann. Wir sind auf direkten Befehl der Uhrwerker unterwegs; ich schlage vor, du kehrst zu deiner … kleinen Dame dort zurück und widmest dich deinem erbärmlichen Sport. Sie starrt dich schon mit den schmachtenden Augen einer läufigen Hündin an … und du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass meine Angelegenheiten dich nichts angehen.«
    Die Blicke von Anukis und Alloria trafen sich. Gegenseitiges Verstehen erfüllte sie. Die Frau war die Königin von Falanor, ein Unterpfand für die Ingenieure und die Eiserne Armee in dem rasch eskalierenden Konflikt, der immer rascher voranschreitenden Invasion. »Hilf mir«, formulierte Alloria lautlos mit den Lippen. Jetzt erst erkannte Anukis den Wahnsinn, der in Allorias Innerstem brodelte. Sie gab sich nach außen hin vielleicht stolz, aber die Männer hatten sie fast zerstört. Es gab eine Grenze für das, was eine menschliche Natur ertragen konnte.
    Anukis hustete, und erneut veränderte sich etwas in ihr. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie sich übergeben, hörte stattdessen jedoch ein lautes Klacken. Ein Teil ihrer inneren Maschinerie veränderte sich. Was war mit ihr los? Was hatten diese Mistkerle mit ihr gemacht?
    Sie hob den Kopf und blickte hoch. Die Welt erschien ihr plötzlich … anders. Fast so, als wäre alles nur noch schwarz und weiß, verschwommen, als würde sie die Welt in einem Spiegel sehen, der zahllose Haarrisse hatte. Sie spürte, wie Stärke sie durchflutete, eine Stärke, die sie noch nie zuvor empfunden hatte. Sie fühlte, wie eiserne Drähte sich durch ihre Muskeln schoben, spürte, wie ihr Herz anschwoll, spürte, wie neue Krallen sich in ihren Fingerspitzen bildeten, zierlich, glänzend, silbrig. Silberne Reißzähne strömten durch die Löcher in ihrem Kiefer, zuerst flüssig, doch dann verfestigten sie sich rasch, während sie als neue Vampirzähne aus ihren alten Zähnen herauswuchsen, aus den Löchern, wo ihre falschen Vachine-Reißzähne gewaltsam herausgerissen worden waren. Alles wurde plötzlich deutlicher; sie hörte den Schneefall, den fernen Flügelschlag von Vögeln, das Krachen von Felsen im Schwarzspitz-Massiv, noch weiter entfernte Lawinen, die gerade abgingen. Sie konnte die Albinos riechen, ihren charakteristischen, metallischen Gestank wie von Insekten. Vashell stank nach Schweiß, Scheiße und Pisse, und Königin Alloria roch noch viel schlimmer. Anukis roch das Harz in dem hölzernen Steg, das Öl auf den Schwertern der Albino-Soldaten, sie sah die Haare in ihren Nasenlöchern, schmeckte den öligen Schweiß in der Luft …
    Anukis lächelte.
    Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, holte tief Luft und sah, dass ihre neuen, ausgefahrenen Vachine-Reißzähne silbern schimmerten … eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, denn reines Silber war Gift für Vachine. Jetzt jedoch begriff sie. Sie begriff, dass ihr Vater sie anders gemacht hatte, dass er etwas … Einzigartiges geschaffen hatte, verglichen mit jedem anderen Vachine in Silvatal. Er hatte mit der fortgeschrittenen Vachine-Technologie experimentiert. Und sie war die Schablone gewesen, die Weiterentwicklung, für die er die beste Mechanik benutzt,

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