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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Vashells Fesseln. Hätte er seine Vachine-Klauen noch besessen, hätte er leicht entkommen können; jetzt jedoch, wehrlos wie er war, ein Maschinenvampir-Eunuch, konnte er nicht viel Schaden anrichten.
    »Du solltest mich gehen lassen«, sagte Vashell und sah Anukis in die Augen.
    »Nein.«
    »Ich werde dir den Weg genau beschreiben, ich kann dir sogar eine Karte zeichnen … mit meinem eigenen Blut.« Er lachte, und Anukis sah ihm in die Augen. »Ich liebe dich tatsächlich, Anu, weißt du das?«
    »Du wolltest mich töten! Du hast dafür gesorgt, dass ich entehrt werde. Du hast deine Macht über mich und deine rücksichtslose Vergewaltigung genossen.«
    »Ich habe viele Fehler«, gab Vashell zu. Dann deutete er auf sein Gesicht und lachte leise. »Aber du hast mich Demut gelehrt.« Seine Stimme wurde ernsthafter, und er knurrte fast. »Dennoch liebe ich dich. Ich werde dich immer lieben, bis zu dem Tag meines Todes. Bis zu dem Tag, an dem du mich tötest. Du hast in Silvatal gedacht, ich wäre arrogant, von Hass verzehrt und überheblich. Du hast recht gehabt. Ich war ein Geschöpf, das man nur verachten konnte, und ich kann verstehen, warum du all meine Heiratsanträge abgelehnt hast. Es war nicht nur deine Angst, weil du anders warst, Anu, sondern deine Ablehnung reichte tiefer, ging bis in deine Seele, in deine tiefsten Abgründe.« Er seufzte und blickte in den trüben, bewölkten Himmel. Es schneite stärker, und die Flocken trieben wie Asche durch die Luft. »Wir sind füreinander bestimmt, du und ich. Es ist uns bestimmt, in einer Welt von Liebe und Hass zu leben, und jedes dieser Gefühle ist wie ein Strang, der sich mit dem anderen verwebt und sich um unsere Herzen und unser Innerstes legt.«
    Er starrte Anukis an, mit Tränen in den Augen.
    »Ich werde dich trotzdem töten«, erklärte Anukis mit Grabesstimme.
    »Gut! Ich würde es auch gar nicht anders wollen. Geh jetzt schlafen. Ich werde keine Tricks versuchen, keinen Fluchtversuch unternehmen. Vertrau mir. Immerhin … hast du mir meine Krallen weggenommen und meine Reißzähne. Ist dir denn nicht klar, ich bin genauso wie du, Anu. Ich bin am Ende, kaltgestellt. Ich bin ein Ausgestoßener. Du hast mich in eine Kreatur wie dich verwandelt. Ich kann nie wieder ins Silvatal zurückkehren.«
    Anukis ging in ihre Kabine, ein kleiner Raum, der nur aus einer Koje und Messingwänden bestand. Sie verschloss die Tür und begriff voller Entsetzen, das Vashell recht hatte. Als sie ihm seine Vachine-Waffen genommen hatte, hatte sie auch seinen Rang zerstört, seine Stellung, seinen Adel. Sie hatte ihn entstellt, ihn, den einst so wunderschönen Vachine. Die Ingenieure würden ihn zweifellos nicht reparieren, sondern ihn für seine ungeheure Schwäche zum Tode verurteilen.
    Wohin also sollte er gehen? Was würde er tun?
    Nein. Anukis hatte Vashell an sich selbst gefesselt, an ihre Mission, mit Ketten, die weit stärker waren als Liebe. Sie hatte ihn mit brutaler Kraft zum Exil verurteilt, ihm gnadenlos sein Heimatland genommen, und, was noch wichtiger war, sie hatte dafür gesorgt, dass er ein Ausgestoßener war.
    Der Morgen dämmerte hell und frisch. In der Nacht hatte es geschneit, und die Messingbarke war von einer dünnen Schicht Schnee überzogen. Vashell rollte sich herum, aus dem Schlaf, als Anukis die Treppe heraufkam, und starrte sie mit einem trostlosen Lächeln an. Sein Gesicht heilte bereits; Haut wuchs über seine zerstörten Züge, aber er würde nie wieder so aussehen wie zuvor. Trotz der überlegenen Heilkraft der Vachine würde er stets entstellt bleiben. Anukis hatte ihm sein gutes Aussehen genommen, ebenso wie seinen Adel.
    Innerhalb weniger Minuten fuhr die Messingbarke weiter den Fluss hinab, und im Laufe des Tages kamen sie immer häufiger an Flussgabelungen vorbei, wo sie entscheiden mussten, welchen Weg sie einschlagen wollten. Vashell deutete stets ohne zu zögern auf den Pfad, dem sie folgen sollten, mal mit einem geistreichen Kommentar, dann auch wieder in brütendem Schweigen. Seine Stimmung pendelte zwischen wilder Brutalität und beinahe freudiger Hingabe; er machte Scherze über sein zerstörtes Gesicht, verspottete Anukis und sagte, dass sie jetzt die einzige Frau sei, die ihn noch wollte, und dass sie gemeinsam perverse Canker-Kinderchen machen könnten.
    Als es Nacht wurde, saß Anukis eine Weile in einen Umhang gehüllt an Deck. Vashell genoss die Kälte. Alloria, die den ganzen Tag über gebrütet und kein Wort gesagt hatte, ging

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