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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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deine Kavallerie und die Bogenschützen, die in diesem Augenblick nach Süden marschieren, auf diesen Ort zu, um sich mit deiner Armee zu vereinen und die feindlichen Invasoren zu zerschmettern.«
    Leanoric sagte nichts.
    Graal stand auf und reckte sich. Dann blickte er auf König Leanoric hinunter, wie man auf ein aufsässiges Kind blicken würde. »Sie sind tot, Leanoric. Sie sind alle tot. Sie wurden von den Schnittern mit Blutöl-Magie erfroren; dann wurden sie abgeschlachtet und ausgesaugt, während sie im Tode knieten. Du hast keine Armee mehr, König Leanoric. Stell dich den Tatsachen. Du und die Deinen sind eine eroberte und versklavte Rasse.«
    »Nein!«, kreischte Leanoric und sprang trotz des Gewichts der Ketten auf die Füße. Um ihn herum zückten unsichtbare Albino-Soldaten im Nebel wie ein Mann ihre Schwerter, und es zischte, als das Metall über geöltes Leder glitt. Doch Graal hob beschwichtigend eine Hand, lächelte, trat dann näher und hob Leanoric vom Boden hoch. Der König zappelte hilflos mit den Beinen, sah den Wahnsinn in den Augen des Generals. Der zog Leanoric in einer Umarmung an sich, seine Reißzähne fuhren heraus und dann biss er zu, grub seine Zähne tief in Leanorics Hals, in sein Fleisch, fühlte, wie Haut sich teilte, Muskeln rissen, und sog diese kostbare Flüssigkeit, Blut, aus dem Fleisch, den Adern und Arterien, schloss die Augen, als er trank, königliches Blut aus dem Monarchen saugte.
    Leanoric schrie, trat um sich, und kämpfte, aber Graal war stark, viel stärker, als er aussah. Die Ketten klirrten, und Graal hielt Leanoric beinah horizontal in der Luft, hielt den Mund auf seinen Hals gepresst und die Augen geschlossen, als er das Blut genoss, sozusagen als letzte Belohnung.
    Schließlich grunzte Graal und ließ den schlaffen, blutüberströmten Leanoric zu Boden fallen. Blut bedeckte seinen Mund und seine Rüstung, und dann hob er seine weit aufgerissenen Reißzähne in den Himmel, den Nebel, in die Magie. Er stieß ein leises Heulen aus, das durch die Wolken hinaufstieg und sich über das ganze Valantrium-Moor jenseits von Alt-Skulkra ausbreitete, über die Große Nordstraße, durch den Vorgeth-Forst. Dieses Heulen sagte: Dieses Land gehört mir. Dieses Land gehört mir. Das Heulen sagte: Dieses Volk gehört mir. Dieser gutturale, primitive Laut einer Kreatur, die älter war als Falanor selbst, sagte: Diese Welt gehört mir.
    Saark erwachte. Es war schrecklich kalt.
    Er blickte mit seinem gesunden Auge zu den riesigen Silberfichten hoch und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, bemühte sich, sich auf die jüngsten Ereignisse zu konzentrieren. Dann jedoch fluteten die Realität und die Ereignisse in einer ungeheuren Woge zurück in seinen Verstand, schienen ihn wie ein Schlag am Kinn zu treffen, und er blinzelte. Seine Hand glitt zu seinen Rippen, und als er die Finger hob, waren sie klebrig von Blut.
    »Mistkerle.«
    Mit einem Grunzen wuchtete er sich hoch. Er war unglaublich durstig. Die Welt schwankte, als wäre er betrunken, und ihm schwindelte, als litte er unter Höhenangst. Saark kroch auf den Knien weiter und sah sein Schwert und den großen, braunen Wallach, der immer noch dort stand, wo er ihn angebunden hatte. Langsam kroch Saark zu dem Tier hin, spürte, wie frisches Blut aus der Dolchwunde quoll und seine Seite hinablief, ihn bis auf die Lenden durchnässte. Es fühlte sich warm und nass an und flößte ihm Angst ein.
    »He, alter Junge, wie zum Teufel geht es dir?« Saark zog sich mithilfe der Steigbügel ein Stück hoch, packte schließlich den Sattel und zog sich mit zusammengebissenen Zähnen in die Höhe, bis er wieder auf den Füßen stand. Eine Woge von Schmerz überflutete ihn, und er schrie auf, während er benommen taumelte und beinahe wieder hingefallen wäre.
    »Nein«, sagte er. Der Wallach drehte sich ein wenig herum und schnappte mit seinen weichen Lippen wohlmeinend nach seinen Händen. »Heute gibt es keinen Hafer, mein Junge.« Saark mühte sich mit den Schnallen seiner Gürteltasche ab, weil seine Finger sich weigerten, richtig zu funktionieren. Schließlich jedoch gelang es ihm, seine Feldflasche herauszuziehen, und er trank gierig. Das Wasser lief ihm in seinen Schnurrbart und über sein geschwollenes Kinn. Er zuckte zusammen. Er fühlte sich wie ein Sack Scheiße. Vorsichtig betastete er mit den Fingern seine aufgeplatzten Lippen, die zerschmetterte Nase, das gebrochene Jochbein und sein geschwollenes Auge. Er schüttelte den

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