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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Kopf. Wenn ich diese Kerle erwische, dachte er . Wenn ich diese Dreckskerle einhole …
    Saark lachte. Lächerlich. Er wollte sie einholen? Bei allen Göttern, er konnte kaum stehen.
    So verharrte er eine Weile, hielt sich schwankend am Sattel fest, sah zu, wie der Schnee fiel, und lauschte auf das leise Knarren und Rascheln der Fichten. Die Welt wirkte seltsam gedämpft, düster, so als wäre sie in einer ewigen Dämmerung gefangen.
    Konzentriere dich. Suche Kell. Rette Nienna. Töte die Bösen .
    Lächelnd hielt er sich am Sattelknauf fest, und es gelang ihm, mit viel Stöhnen und Grunzen, sich im dritten Versuch in den Sattel zu ziehen. Er beugte sich vor, aber im selben Moment wurde ihm klar, dass er den Wallach nicht losgebunden hatte. Er knurrte gereizt, zog das Rapier aus seiner Scheide hinter dem Sattel und schlug nach dem Seil. Er verfehlte es. Er blinzelte, schlug erneut zu, und endlich hatte er den Strick durchtrennt.
    »Komm, mein Junge.« Er schnalzte, wendete das Pferd und ritt in einem langsamen Galopp zwischen den Bäumen hindurch.
    Die ganze Welt drehte sich um ihn, und ihm war schlecht. Er fühlte sich, als wäre er ein unfreiwilliger Passagier auf einer Galeere mitten in einem Sturm, so sehr hob und senkte sich alles unter ihm. Er hatte den Eindruck, als würde sein Hirn sich in seinem Schädel drehen; er verlangsamte das Pferd, ritt im Schritt weiter, holte tief Luft, aber auch das half nicht. Sein Mund war schon wieder trocken, und der Schmerz peitschte in immer schneller aufeinander folgenden Wellen durch ihn hindurch.
    Nach einer mühsamen Ewigkeit, jedenfalls kam es ihm so vor, erreichte Saark schließlich den Rand des Waldes. Er sah sich um, blickte über das Gras, das jetzt vollständig unter einer Schneedecke verborgen lag. Sehr langsam ritt er durch die bläuliche Dämmerung, über etliche Felder und auf die Spitze einer Anhöhe. Dann starrte er über ein Schlachtfeld. Er suchte und suchte, doch alles, was er sah, waren die schwarzen Rüstungen der Eisernen Armee.
    Saark fluchte, gab dem Pferd die Sporen und galoppierte hastig vom Hügel herunter, um sich nicht als Silhouette vor dem Himmel abzuheben. Dann stieg er ab und lehnte sich Halt suchend gegen das Pferd, während sich seine Gedanken überschlugen. Ob die Schlacht jetzt schon vorbei war? Andererseits, wie lange war er wohl bewusstlos gewesen? Die Eiserne Armee hatte also gewonnen?
    Heilige Mutter aller Götter, dachte er und zückte sein Rapier aufs Neue.
    Das bedeutete Kundschafter, Patrouillen … Und wo war Kell? War er gefangen genommen worden? Oder schlimmer noch, war er etwa tot?
    Saark drehte das Pferd herum und schlug dem Wallach gegen den Rumpf. Mit einem leisen Wiehern trottete das Pferd den Hügel hinunter, während Saark auf dem Bauch bis auf die Spitze zurückkroch, wobei er eine Blutspur im Schnee hinterließ. Aber zum Glück drehte sich die Welt wenigstens nicht, wenn er sich in dieser Position befand. Ebenso wenig, wie sich seine Augen verdrehten und der Boden schwankte, als hätte er eine ganze Flasche Whisky geleert. Saark betrachtete das feindliche Feldlager, das vor den zerstörten Mauern von Alt-Skulkra aufgebaut worden war. Rechts von Saark erstreckte sich die uralte Stadt so weit, wie sein Auge blicken konnte, mit ihren zerfallenen Türmen, den schiefen Kirchtürmen und den vielen Gebäuden, die verfallen waren, nach … Saark lächelte sarkastisch. Nach den Schwierigkeiten. Dann richtete er seinen Blick auf eine Stelle, wo ganz offenbar zwei Kriegslager sich mischten. Die Leichen der Soldaten von Falanor waren in ordentlichen Reihen außerhalb des neuen Lagers ausgelegt worden, und Saark betrachtete bitter und grimmig mit seinem unversehrten Auge die endlosen Reihen von Leichen.
    Was machen die da?, dachte er beiläufig. Warum verbrennen sie die Leichen nicht? Oder vergraben sie? Worauf warten sie? Warum riskieren sie Krankheiten und Ungeziefer? Dieses Bild behagte Saark gar nicht, und er änderte seine Taktik. Er blickte wieder zum Lager zurück. Falls Kell noch am Leben war, und Saark räumte mit einem Gefühl von Verzweiflung ein, dass das ziemlich unwahrscheinlich war, dann musste er dort sein.
    Saark betrachtete die Zelte, und schließlich wurde sein Blick von einer Gruppe von Männern angezogen, zwischen denen Nebelschwaden waberten. Es war eine Gruppe von Albino-Soldaten, die ihre Schwerter gezückt hatten. Saark kniff die Augen zusammen und versuchte durch den Nebel aus der Entfernung Details zu

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