Kells Legende: Roman (German Edition)
um sie zu schlagen.
»Das reicht!«, fuhr Myriam ihn barsch an. »Geh und hilf Jex, die Pferde zu packen.« Styx verschwand schweigend, und Nienna fuhr sich mit der Zunge über den Gaumen. Sie hatte einen widerlich abgestandenen Geschmack im Mund.
»Warum?«, fragte sie und sah schließlich Myriam an.
»Du bist mein bestes Unterpfand. Wenn Kell damit fertig ist, den Helden auf dem Schlachtfeld zu spielen, wird er nach dir suchen. Wenn ich dich nach Norden mitnehme, habe ich die Garantie, dass er mir folgen wird.«
»Reicht es nicht, dass du uns vergiftet hast?«, fuhr Nienna sie an. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und musterte die Frau hasserfüllt.
»Das ist nicht genug, nein«, sagte Myriam, deren hageres Gesicht eingefallen und deren Augen hart waren.
Niennas Blick glitt zu Saark, der neben ihr saß, zusammengesunken und übel zusammengeschlagen. Er richtete sich ein wenig auf, während Speichel und Blut aus seinem Mund tropften, und lächelte sie unter den gewaltigen Schwellungen auf seinem Gesicht an. Ein Auge war zugeschwollen, und Blut schimmerte auf seinen dunklen Locken. Seine Hände waren hinter seinem Rücken zusammengebunden, und als er sich bewegte, zuckte er vor Schmerz zusammen.
»Saark, was ist mit dir passiert?«
»Die Mistkerle sind auf mir herumgesprungen.« Er grinste sie an, obwohl diese Mimik bei seinem Gesicht eher das Gegenteil bewirkte. »He, Nienna, Lust auf einen Kuss?«
Sie lachte schnaubend und schüttelte dann den Kopf. »Wie kannst du jetzt nur Scherze machen, Saark?«
»Entweder das, oder ich lasse zu, dass sie mich kleinkriegen.« Sein Blick wurde ernst. »Und da würde ich lieber vorher sterben. Oder zumindest würde ich lieber sterben, als hässlich zu sein.« Er warf einen Blick auf Myriam und blinzelte ihr mit seinem unversehrten Auge zu. »Wie dieses deformierte Miststück.«
Myriam sagte nichts. Styx und Jex kehrten mit ihren Pferden zurück, dann packte Styx Nienna grob, und sie wehrte sich, trat um sich. Er schlug sie mit voller Wucht ins Gesicht, und sie sank keuchend auf die Knie. Einen Augenblick konnte sie nichts sehen. Dann zog er sie wieder auf die Füße. »Wir können das machen, während du bei Bewusstsein bist, oder bewusstlos. Ich weiß jedenfalls, was mir lieber wäre«, knurrte der Schwarzlippler.
Man half Nienna in den Sattel, und Styx stieg hinter ihr auf das Pferd. Er legte seine Hände auf ihre Hüften und grinste, während er sich vorbeugte. »Das ist wirklich sehr intim, meine Süße«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich glaube, das ist das erste von vielen Abenteuern zwischen uns.«
»Wenn deine Nase auch nur in meine Nähe kommt, beiße ich sie dir ab!«, fauchte sie ihn an.
Styx’ Grinsen verstärkte sich, und er kniff sie kräftig. »Wie ich sagte, wir können das machen, während du wach bist oder aber bewusstlos.«
Myriam ging zu Saark und hockte sich vor ihn auf den Boden. »Sieh mich an.«
»Eigentlich möchte ich das nicht. Der Krebs hat dein Gesicht zerfressen. Ich glaube, es gibt nichts mehr, was die Vachine jetzt noch für dich tun können, meine Liebe.«
»Mistkerl! Hör genau zu. Wir bringen Nienna nach Norden, zum Cailleach-Pass. Das Gift braucht drei Wochen, bis es Kell getötet hat. Der Ritt dauert etwa zwei Wochen. Er kann uns am Cailleach-Pass nordwestlich von Jalder treffen; dort bekommt er einen Teil des Gegengiftes, der sein Leben und das von Nienna verlängert. Jedenfalls genug, um uns zumindest durch die Berge zu bringen. Hast du das alles verstanden?«
»Ich habe verstanden, Miststück.«
»Gut.« Sie lächelte zähnefletschend. »Und hier ist noch ein kleines Geschenk, damit du mich nicht vergisst.« Sie zog einen Dolch und rammte ihn Saark in die Rippen. Er grunzte, spürte, wie sein warmes Blut über die Klinge lief, und keuchte, als Myriam sie wieder herauszog. Er fiel auf die Seite, als wäre er von einem Vorschlaghammer getroffen worden. »Der Stich ist nicht tödlich, das versichere ich dir. Es sei denn natürlich, du ziehst es vor, deinen Hintern nicht zu bewegen und dort wie ein geschlachtetes Schwein liegen zu bleiben. Es wird eine Weile dauern, bevor du dein Schwert wieder benutzen kannst, Dandy. Schwertchampion.« Sie kniete sich hin, schnitt Saarks Fesseln durch, drehte sich um und sprang dann geschickt in den Sattel ihres Pferdes.
Die Gruppe wirbelte herum und galoppierte von der Waldlichtung.
Das Schweigen sank wie Asche herab.
Saark lag keuchend und blutend da. Er hatte keine Schmerzen, und
Weitere Kostenlose Bücher