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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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so schmerzhaft war das gar nicht, mein Alter, hab ich recht?«
    »Ich werde dir jetzt Folgendes sagen, Saark. Wenn Nienna irgendetwas zustößt, werde ich dich dafür verantwortlich machen; und dann wirst du mehr als irgendwelche verfluchten Gedichte brauchen, um meine Axt aus deinem verdammten, gespaltenen Schädel herauszuziehen.«
    Saark lachte und schlug Kell aufmunternd auf den Rücken. »Du bist wirklich ein griesgrämiger alter Mistkerl, weißt du das? Du erinnerst mich sehr an meinen Vater.«
    »Wenn ich dein Vater wäre, würde ich mich umbringen.«
    »Und wäre ich dein Sohn, würde ich dir dabei helfen. Hör zu, genug gescherzt; wir sollten besser etwas schlafen. Ich habe das untrügliche Gefühl, dass morgen ein harter Tag auf uns wartet. Schimpf mich gern einen Pessimisten, aber es könnte noch schlimmer werden.«
    »Ein harter Tag?«, höhnte Kell. »Noch härter als der Tag gestern? Das kommt mir sehr unwahrscheinlich vor. Aber, junger Mann, ich werde deinen Ratschlag annehmen, obwohl es mich schmerzt, auf jemanden zu hören, der sich wie ein fahrender Gockel kleidet.«
    »Immerhin ist diese Bestie … diese Bestie ist doch gestorben, im Fluss. Sie war tot, oder etwa nicht?«
    »Es war ein Canker.«
    »Ein was?«
    »Ein Canker. Genau das.«
    »Woher kennst du so etwas?«
    »Ich habe einen gesehen. Einmal. Auf einem Berg in den Schwarzspitzen; die Bestie hat versucht uns umzubringen.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie ist auf dem Eis ausgerutscht, zweitausend Meter in die Tiefe gestürzt und auf Felsen gelandet, die so spitz wie Speere waren.« Kells Augen glänzten feucht und schienen in die Ferne zu blicken. Sie waren undurchdringlich. Er hustete. »Diese Perle kannst du gerne in dein Gedicht einflechten, mein Junge. Denn ein Canker ist … nun, er ist eine Schöpfung der Vachine. Und da, wo dieser eine hergekommen ist, gibt es noch mehr davon, viel mehr.«
    Saark schüttelte sich und starrte Kell finster an. »Vielen Dank für dieses erfreuliche Betthupferl, und zwar unmittelbar bevor ich versuche, einzuschlafen. Ich wünsche dir ebenfalls süße Träume, alter Knacker.«
    Das Boot wirbelte vollkommen unkontrollierbar durch die Dunkelheit, und Nienna kreischte, während sie sich an Kat klammerte. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir müssen rudern!«
    »Diese Bestie hat die Ruder zerschmettert!«
    Die beiden Mädchen sahen sich hastig in dem Boot nach etwas um, das sie als Paddel benutzen konnten, aber Nienna sah nur Kells Axt. Sie bückte sich und hob die Waffe auf. Sie hatte erwartet, die Streitaxt sei sehr schwer und sie könne sie eigentlich kaum hochheben, aber zu ihrer Überraschung war sie trotz ihrer Größe verblüffend leicht. Sie wog sie in der Hand, und die Axt schimmerte einen Moment und erwärmte sich. Oder bildete sie sich das nur ein?
    »Damit kannst du nicht rudern!«, fuhr Kat sie an.
    »Ich dachte auch eher daran, sie dieser Bestie in den Schädel zu schmettern.«
    »Falls sie zurückkommt«, antwortete Kat.
    Sie dachten beide an Saark und an Kell, die in dem eisigen Fluss waren und gegen dieses riesige Monster kämpften. Sie erschauerten, und keine von ihnen wagte darüber zu spekulieren, wie dieser Kampf ausgehen würde.
    Der Kahn drehte sich erneut um sich selbst und prallte von einem verfaulenden Baumstamm ab, der in der Dunkelheit nicht zu sehen war. Der Fluss wurde breiter, flacher, und sie stellten fest, dass sie durch eine gefährliche Stromschnelle glitten, in der es unzählige Felsen gab. Der Fluss rauschte tosend um sie herum.
    »Was sollen wir tun?«, versuchte Kat das Brausen des reißenden Wassers zu übertönen.
    »Ich weiß es nicht!«
    Die beiden Mädchen rutschten ins Heck des Bootes und versuchten mit vereinten Kräften das Boot mittels der Pinne zum Ufer zu steuern. Verblüffenderweise funktionierte es, und sie glitten durch die rasende Strömung auf eine überhängende Böschung zu, die in der Dämmerung gerade so zu erkennen war. Mit einem lauten Knirschen landete der Kahn auf dem Eis und den Steinen. Nienna sprang hinaus, so wie sie es bei Kell gesehen hatte, hielt die Axt mit beiden Händen und versuchte, das Boot auf den Strand zu ziehen. Aber dafür war sie nicht kräftig genug. Kat sprang ebenfalls hinaus, und dann versuchten sie es gemeinsam. Aber die heftige Strömung zog den Kahn wieder in den Fluss zurück, und nach wenigen Sekunden war er in der rauschenden Dunkelheit verschwunden.
    Es fing an zu schneien.
    Die Mädchen gingen ein Stück in den Wald,

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