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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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bernsteinfarbenem Entzücken, einem süßen Nektar, der so hinreißend war, so köstlich. Er lockte ihn wie eine Frau, rief ihm honigsüße Worte voller Verheißung zu. Schmecke mich. Trinke mich. Nimm mich in dein Blut auf, dann können wir eins sein, ganz. Ich werde das Gift vertreiben, Kell. Ich werde dir deine Schmerzen nehmen.
    Rund um Kell schien der Lärm der Schänke gedämpft zu werden, versank in einer Spirale der Undeutlichkeit. Nur er und der Whisky existierten, und er konnte ihn schmecken, schmeckte ihn auf seiner Zunge; es war das reinste Entzücken, schmeckte wie Sommerblumen, frischer Honig, wie das Lächeln einer jungen Frau. Wie hätte Kell zu einer solch unschuldigen Einladung Nein sagen können? Wie hätte er sie ausschlagen sollen?
    Langsam griff er nach der Flasche. Der Whisky war zwanzig Jahre lang in Eichenfässern gealtert. Er hatte recht viel Geld gekostet, aber das Gold in seinen Satteltaschen hatte er der Albino-Armee gestohlen, der Eisernen Armee, die in Falanor eingefallen war. Kell kümmerte sich nicht darum, was aus dem Gold wurde.
    »Ich gehe auf mein Zimmer«, sagte Kell mit undeutlicher Stimme. Ihm drehte sich alles, und er konnte sich nicht mehr konzentrieren.
    »Guter Junge«, antwortete Saark. Dessen Augen glitzerten, von ganz anderen Verlockungen abgelenkt, während er dem alten Krieger nachsah, als der die Treppe hinaufging.
    Saark liebte viele Dinge im Leben. Es gab sogar so viele Vergnügen, die seiner bescheidenen Meinung nach das Leben lebenswert machen, dass er sie wahrscheinlich gar nicht alle hätte aufzählen können. Das Lachen eines Kindes. Sonnenlicht. Das Klirren von Gold auf Gold. Der sanfte Kuss der weichen Lippen einer Frau. Die samtene Haut auf einer geschwungenen Hüfte. Die heiße Feuchtigkeit einer willigen Lustgrotte. Schnaps. Kühne Gesellschaft. Schlechte Witze. Spiel …
    Saark hustete, ahnungslos und unschuldig, während er eine großbusige Frau auf der anderen Seite der Schänke beobachtete. Sie hatte langes rotes Haar und ein keckes Lächeln.
    Der wuchtige Schlag riss ihn von den Füßen. Er landete auf dem Boden, vollkommen verwirrt, schwamm durch Sirup und hatte das Gefühl, davon herabgezogen zu werden. Zwei weitere Schläge raubten ihm das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, erschöpft und benommen, strich ein kalter Wind über seine Haut. Aber er fühlte sich gut an, linderte den Schmerz der Schwellungen auf seinem Gesicht. Sein ganzer Körper tat weh von den Stockschlägen, die er hatte einstecken müssen. Was ist passiert?, dachte er benommen. Was, verdammt noch mal, ist passiert?
    »Jetzt bist du nicht mehr so vorlaut, stimmt’s, Königs- Miststück?« Das Gesicht, das so dicht vor seinem schwebte, hatte schlechten Atem, der auch noch nach Knoblauch stan k. Saark würgte. Er versuchte, in dem dämmrigen Licht seinen Widersacher zu erkennen, aber ihm drehte sich alles vor den Augen, und die Welt schien auf dem Kopf zu stehen.
    »Ich würde nächstes Mal auf den Knoblauch verzichten«, empfahl Saark dem Mann. Seine Lippen bluteten. »Du wirst niemals intim mit einer Lady werden, wenn du stinkst wie ein Dorftrottel.« Jemand grollte, und ein Stiefel hämmerte gegen seine Rippen, mehrmals. Dann wurde er hochgehoben und durch den Schnee geschleift, über unbehauene Holzplanken. Er spürte, wie sich Späne in seine Hände und Knie gruben, aber er konnte nichts anderes tun, als sich mitziehen zu lassen.
    »Pass auf, wo du hintrittst, Bursche. Ich möchte nicht, dass du ertrinkst«, sagte jemand, dessen Stimme ihm schwach bekannt vorkam. Die Worte wurden mit lautem Gelächter begleitet, und unvermittelt begriff Saark, dass es viele Männer waren und dies nicht einfach nur ein Streit wegen eines verschütteten Bierkrugs war. Das hier war ein Lynchmob. Eine tiefe Trauer durchströmte ihn, als wäre er ein Schwamm, der Laternenöl aufsog. Er steckte in Schwierigkeiten. Er saß in einem Fass voller Bullenscheiße.
    Saark wurde auf einen Boden geworfen, der unheilvoll hohl widerhallte. Die Schritte von Stiefeln knallten um ihn herum. Saark wartete auf weitere Schmerzen, aber sie kamen nicht. Er hatte sich zusammengerollt, öffnete schließlich die Augen und holte tief Luft. Dann spuckte er einen Zahnsplitter aus. Das ärgerte ihn, dieser kaputte Zahn. Die Wut in ihm erwachte, wie ein fast erloschener Kerzendocht. Das hier würde ein verdammt mieser Tag werden.
    Was war passiert?
    Er hatte gelacht, gescherzt, überall war Rauch und Whisky gewesen; sie

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