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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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spielten am Kartentisch. Die Dorfbewohner vom Tor. Er nahm ihnen ihr Geld ab, so leicht, wie er einem Kleinkind einen Honigkuchen weggenommen hätte. Er gewann zur Abwechslung, ohne zu betrügen, brauchte nicht auf die vielen Tricks zurückzugreifen, die er so gut beherrschte. Und dann … ein Schlag von hinten, mit einem Stock. Sein Gesicht knallte auf den Tisch, und er riss den ganzen Einsatz mit zu Boden. Die Stiefeltritte erledigten den Rest. Er hatte es nicht kommen sehen.
    Aber warum? Im Namen der heiligen Mutter von Falanor, warum?
    »Er ist wach. Richtet ihn auf, Jungs.«
    Saark wurde hochgezerrt, in einen Stuhl gewuchtet und mit starken Seilen und festen Knoten daran angebunden. Er prüfte die Stricke. Ja, dachte er. Aus diesen Fesseln konnte er sich nicht befreien! Er sah sich um, auf die vielen Gesichter, die er nicht kannte. Bis auf eines. Wie hieß dieser Mann noch? Jake? Rake? Drake? Bake? Saark unterdrückte ein Kichern. Es war der dünne Mann vom Tor …
    »Was soll das alles, Stake?«
    »Mein Name ist Rake, Dummkopf.« Die Männer lachten leise.
    Saark sah sich unbehaglich um und rollte den Kopf auf seinen Schultern. Er spürte immer noch sein schlankes Rapier an seinem Schenkel, konnte jedoch unmöglich nach der Waffe greifen. Wie alle Dorfbewohner unterschätzten auch diese hier die Gefahr, die eine solch schmale Klinge darstellte. Für sie war das eine »Mädchenwaffe«. Was keine Axt war, ein Spieß oder ein Breitschwert, war in ihren Augen keine echte Waffe. Saark grinste bösartig. Sie waren in dem Punkt Kell sehr ähnlich. Aber sie würden schon bald die Wahrheit herausfinden, sobald er eine Gelegenheit bekam, sein Rapier zu zücken. Und die würde er bekommen. Ganz bestimmt.
    »Ohne Zweifel habe ich euch nicht so viel Geld geschuldet«, meinte Saark.
    Die Männer drängten sich näher zu ihm, und er sah Ärger und Wut auf ihren Gesichtern und dazu ein gewisses Maß an Gekränktheit. Viele Gesichter waren bärtig, etliche hatten Pockennarben, und alle Männer kniffen die Augen zusammen, ballten die Fäuste und schwangen Waffen.
    »Sieh dich um«, sagte Rake. Das war zwar überflüssig, fand Saark, aber er hielt es für klug, nicht allzu pedantisch zu sein. »Väter. Brüder. Söhne.«
    »Ach ja?« Saark hatte immer noch keine Ahnung, worauf das hinauslaufen sollte.
    »Du hast auf der Durchreise viele Liebschaften genossen, stimmt’s, Saark, Königsmann ? Als du ankamst, hat sich das rasch herumgesprochen. Hier kommt Saark, ein überheblicher, reicher Mistkerl, der nicht in der Lage ist, seinen verdammten Kindermacher in seiner nach Käse stinkenden Hose zu lassen.«
    Saark betrachtete den Kreis von Männern erneut. Jetzt endlich verstand er ihre beinahe fromme Wut. »Oh.« Und ihm wurde klar, dass er wirklich so richtig in der Klemme steckte. »Aber meine Herren, wir sind doch alle Männer von Welt, oder nicht? Könnte ich Euch möglicherweise mit glitzerndem Gold entschädigen? Es könnte sich für Euch lohnen …«
    »Du hast meiner Tochter die Unschuld geraubt, du Mistkerl!«, knurrte Rake und versetzte Saark einen wohlgezielten rechten Haken. Der Stuhl kippte um, und Saarks Kopf krachte auf die Bodendielen. Er sah Sterne und dahinter ein großes, stilles Becken, das schwarz glänzte. Was war das hier für ein Ort?
    Die Männer stellten seinen Stuhl wieder hin, und Saark musste sich ihre Predigt anhören. Dass reiche, überhebliche Mistkerle nicht mit ihrem Schürhaken herumstochern sollten, wo sie nicht willkommen waren. Dass Familien zerstört und Kinder ausgestoßen worden waren, uneheliche Kinder geboren wurden und so weiter und so fort. Kommt endlich zum Punkt, ihr Langweiler, dachte Saark, als sein Blick schließlich an den Männern vorbei auf das Becken fiel. Es sah aus wie ein See aus schwarzem Öl. Es glänzte im Licht der Laternen, und plötzlich fühlte sich Saark extrem unbehaglich. Er bemerkte die Planken über dem Öl, die auf rostigen Trägern ruhten, über die er gezerrt worden war. Dann bemerkte er riesige, uralte Maschinen, die sich plötzlich aus der Dunkelheit schälten. Sie waren aus Eisen, hatten große Zahnräder und Kurbeln. Sie waren also in einer alten Fabrik, einer aus den Alten Tagen. Sie war verlassen und verfallen. Trotzdem begriff Saark nicht ganz. Aber sie waren hier, im Untergeschoss einer alten Fabrik, in der Senkgrube, wo früher einmal Öl zum Kühlen der Maschinen gelagert worden war. Doch ein Gedanke durchzuckte Saark, wie ein Speer einen Kettenpanzer

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