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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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es begann erneut zu schneien. Schließlich fanden sie eine Höhle, und Kell erlaubte Myriam, ein kleines Feuer zu entfachen. »Sie wissen ohnehin, wo wir sind«, erklärte er. »Und ich glaube, wir alle brauchen dringend etwas Warmes zu essen.«
    Myriam kochte eine dünne Suppe in einem flachen Topf, den sie an ihrem Rucksack befestigt hatte. Sie saßen zitternd in der kleinen feuchten Höhle und wärmten sich die Hände an den niedrigen Flammen. Myriam rührte in der Suppe und warf Kell einen merkwürdigen Blick zu.
    »Weißt du, Kell, als ich jünger war, habe ich an der Universität von Vohr studiert; dort gab es sehr viele Texte. Und in dieser Zeit habe ich festgestellt, dass ich eine Neigung zur Magie habe.«
    »Du meinst, du konntest Illusionen wirken«, warf Saark verächtlich ein.
    »Trotzdem. Ich habe sehr viele Texte vor meiner … meiner Erkrankung studiert.«
    »Und?« Kell hatte einen Becher mit Kaffee zubereitet und hielt ihn jetzt mit seinen riesigen Händen. Der kleine Becher wirkte in seinen Pranken ein bisschen albern, unverhältnismäßig. Er schlürfte das bittersüße Gebräu und seufzte, während er dem Koffein und dem Zucker nachspürte, die durch seinen Körper rannen. Dem Gefühl folgte ein verzehrender Heißhunger. Wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? Wie lange war es her, seit sie nicht einfach nur vor Erschöpfung geschlafen und Dörrfleisch gekaut hatten, während sie vor irgendeiner Gefahr flüchteten? Oh, was gäbe er nicht für ein saftiges Steak, einen Krug mit Honigmet und frische Kartoffeln, garniert mit Kräutern und Butter! Kell lief das Wasser im Mund zusammen. Bullenscheiße, Pferdemist!, dachte er. Die Lage würde sich noch erheblich verschlechtern, bevor eine Besserung in Sicht war, so viel war sicher.
    »Ich glaube, ich kenne diese beiden Frauen, die uns verfolgen. Diese beiden Mischlinge aus, wie du sagst, Albino und Vachine. Denn eine solche Mischung kommt nur höchst selten vor, jedenfalls wenn man den alten Texten Glauben schenken kann.«
    Kell starrte sie an. »An der Universität von Vohr gab es Texte über Vachine?«
    Myriam lächelte merkwürdig. »Allerdings. Ganz offensichtlich wurden sie sorgfältig unter Verschluss gehalten. Wie schon sein Vater und Großvater vor ihm wollte auch König Searlan nicht, dass die Bevölkerung etwas von der Existenz der Vachine erfuhr. Es war schon schlimm genug, dass die Schwarzlippler so blutig im Gebirge hausten und allen unreinen Vachine nur zu gerne Karakan-Rot verkauften. Er hielt es für unnötig, die düsteren Legenden noch anzufeuern.«
    »Und damals hast du diese Sache mit der Vermischung zwischen Menschen und Uhrwerkmechanik herausgefunden?«
    Myriam nickte. »Ja. Als ich …« Ihr Gesicht verzerrte sich ein wenig, und ihre dunklen Augen verdüsterten sich, obwohl die Flammen darin leuchteten. »Als ich an Krebs erkrankte, und nachdem ich meine Geldmittel dafür verschwendet hatte, lächerliche und hilflose Ärzte zu Rate zu ziehen. Sie nahmen zwar mein Geld, gaben mir dafür aber Ratschläge, von denen keiner etwas nützte. Also wandte ich mich dem Wissen zu. Ich las diese geheimen Bücher, wusste, dass sie in den Gewölben der Universität von Vohr lagen. Und ich wusste auch, welche Professoren die Schlüssel zu den Gewölben hatten. Ich überredete sie, so oder so, mir Zugang zu den Büchern zu gewähren.«
    »Du meinst mit … Sex?«, platzte Nienna heraus und warf Myriam einen entsetzten Blick zu.
    »Sieh mich nicht so an, Mädchen. Ich wollte damals nicht sterben, und das will ich immer noch nicht.«
    »Keiner von uns will sterben«, räumte Nienna ein. »Aber wir haben nicht immer die Wahl.« Sie fletschte die Zähne zu einer Grimasse, die ein Grinsen hätte sein können, ein Grinsen, gefärbt von der Erinnerung an Katrina.
    »Du sagst, du würdest diese Frauen kennen?«, mischte sich Kell ein. »Erklär mir das.«
    »Sie passen auf eine Beschreibung, die ich einmal gelesen habe. In einem uralten Text.«
    »Moment mal!« Saark hob die Hand. »Ich habe eins dieser mörderischen Miststücke aus allernächster Nähe erlebt. Wirklich verdammt nah. Und ich sage dir, dass sie keinen Tag älter als zwanzig war.«
    »So funktioniert das bei ihnen nicht«, knurrte Kell düster.
    Myriam nickte. »Ganz recht. Sie altern nicht, jedenfalls nicht so, wie wir den Alterungsprozess begreifen. Ein Vachine, dessen Uhrwerk regelmäßig aufgefrischt wird … nun, er könnte Hunderte von Jahren leben. Und diese beiden, ihre Namen

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