Kells Rache: Roman (German Edition)
Schaft der gewaltigen Schmetterlingsklingen aus Kells schweißnassen Fingern. Dann stürmte der dritte Canker heran, aber Myriams Pfeil traf die Bestie ins Auge. Kell verlagerte sein Gewicht nach links, als die Kreatur wild um sich schlagend auf dem Boden neben ihm aufprallte. Dann sprang er auf den Rücken der Kreatur, packte mit beiden großen Händen den langen, pferdeartigen Schädel und riss ihn mit aller Kraft zurück. Seine Muskeln traten hervor, und einen Herzschlag lang rührte sich nichts. Sie wirkten wie eine bizarre zweiköpfige Kreatur aus einem widerwärtigen Albtraum. Dann jedoch ertönte ein lautes Krachen, als das Genick der Bestie brach. Der Canker fiel schlaff zu Boden, wimmerte leise, und Kell rannte zu seiner Axt, die immer noch in dem zweiten Canker steckte. Er packte den Schaft und riss die Waffe heraus. Keuchend und mit dem Blut der Canker bedeckt drehte er sich um und rannte zu dem Spalt.
»Gut gemacht, mein Alter!« Saark strahlte, als Kell die Felswand erreichte. Der alte Krieger blickte mit zusammengepressten Lippen hoch und sagte nichts. Dann drehte er sich um und beobachtete, wie sich die beiden verletzten Canker aufrappelten. Obwohl Ilanna der Bestie ein gewaltiges Stück Fleisch herausgerissen und ihr etliche Knochen im Leib gebrochen hatte, drehte sie sich herum. Sie konnten die klaffende Wunde sehen, die genügt hätte, einen Bullen oder sogar einen Bären zu töten, und beobachteten, wie sich in der Wunde dünne goldene Drähte bewegten, sich drehten und um die gebrochenen Knochen wickelten, sie mit leisem Knacken wieder an die richtige Stelle zogen, miteinander verbanden und sich immer weiter darum herumwickelten und sie stärkten. Dabei hallte die ganze Zeit das bedrohliche Ticken eines etwas unregelmäßigen Uhrwerks über den Geröllhang.
»Weiter hinein«, knurrte Kell und straffte sich.
»Sie passen ebenfalls hindurch«, erklärte Saark. »Diese Canker sind kleiner als die anderen, die wir getroffen haben. Kell, diese Mistkerle können uns folgen.«
»Nicht wenn es nach mir geht!«, zischte der große Krieger. Seine Augen glühten wie Kohlen. Myriam und Saark folgten Nienna in den schmalen Spalt, und Kell hob Ilanna hoch über seinen Kopf. Die Canker konzentrierten sich auf den Mann, ließen sich auf alle viere herunter, senkten die Köpfe und knurrten bösartig, während ihnen der Speichel aus dem Maul troff.
Kell schwang seine Axt und hämmerte sie gegen den felsigen Keil über seinem Kopf. Es dröhnte laut, Funken stoben, und die Felsbrocken über ihnen erzitterten. Erneut schlug Kell zu, seine gewaltigen Muskeln traten hervor, Ilanna kreischte und sang vor Freude, und die Canker griffen an. Ihre Messingkrallen kratzten über die Felsen. Ein letztes Mal hämmerte Kell seine Axt in den Keil aus Felsbrocken über ihm. Dann ertönte ein lautes Klappern, dem ein gewaltiges Krachen folgte, als sich drei riesige Felsbrocken bewegten. Einer stürzte hinab, der zweite fiel ebenfalls, und dann ließ ihr gemeinsames Gewicht einen ganzen Schauer von Granitbrocken in den Spalt poltern, während Kell hastig zurücktaumelte. Eine Staubwolke erhob sich und traf ihn wie eine Mauer aus Asche. Kell hustete, würgte einen Moment, geblendet, als der Staub ihm in Bart und Augen drang. Er senkte die Axt, rieb sich die Augen und hustete noch einmal, während Saark dem alten Mann auf den Rücken klopfte.
»Gut gemacht, alter Knabe.«
Kell nahm Ilanna wieder hoch und betrachtete die Barrikade. Sein Blick glitt hinauf, und er grunzte zynisch. »Mal sehen, wie lange sie das aufhält. Nicht lange genug, würde ich wetten.«
»Wie immer spricht da die süße Stimme des Optimismus.«
»Die über das Chaos spricht, Saark. Und wie wär’s, wenn du nächstes Mal einfach dieses hübsche kleine Rapier benutzt, statt daneben zu stehen und mir beim Kämpfen zuzusehen!«
»He!« Saark spreizte die Hände. »Ich hatte den Eindruck, dass du deine Sache hervorragend erledigt hast! Du brauchtest meinen kleinen Zahnstocher in deinem heldenhaften Kampf nicht; immerhin bist du Kell, die Legende. «
Kell starrte Saark böse an und stieß ihn dann heftig gegen die Brust. »Geh weiter und folge Nienna und Myriam. Verschwinden wir aus diesem Scheißloch, bevor uns ein ganzer Berg auf den Kopf fällt.«
»Schubs mich nicht! Du zerknitterst noch die Seide.«
Kell schüttelte den Kopf und seufzte. »Einige Dinge ändern sich wohl niemals«, knurrte er.
Sie gingen, so schnell sie konnten, durch die Dämmerung;
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