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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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»Also, was hast du anzubieten?«
    »Informationen. Über die Seelenfresser.«
    »Sprich weiter.«
    »Versprichst du, mich nicht umzubringen?«
    »Wenn ich dich hätte töten wollen, wärst du schon tot.«
    Myriam nickte. Ihr war bewusst, dass ihr Leben an einem dünnen Faden hing, und dieser Faden hieß Nienna. Sie schluckte.
    »Diese Seelenfresser sind Kreaturen des Schwarzspitz-Massivs. Das habe ich jedenfalls gelesen.«
    »Und?«
    »Ihr Vater ist angeblich ein uralter Diener der Kriegsfürsten der Vampire. Und die Seelenfresser gehorchen ihm. Ich habe gelesen, dass diese beiden hier seit Hunderten von Jahren damit beschäftigt sind, die Kriegsfürsten der Vampire zurückzuholen … sollte es ihnen gelingen, werden diese Kriegsfürsten die Vachine, die Albinos und auch die Schnitter benutzen … sie alle werden unterjocht werden und gemeinsam die Welt in einen düsteren Ort des Chaos verwandeln.«
    Kell dachte über ihre Worte nach. »Ich habe diese Geschichte schon mal gehört«, erwiderte er schließlich. »Über diese Kriegsfürsten, obwohl sie allerdings unter einem anderen Namen fungierten. Das ist eine erfundene Geschichte, mit der man kleine Kinder erschrecken will. Blanker Unsinn.«
    Myriam zuckte mit den Schultern. »Es gibt einen Ort, das Höllspitz, eine Höhle auf dem höchsten Gipfel eines Berges. Es ist für die Vachine ein heiliger Platz. Von dort aus überblickt man Silvatal, und zwar aus einer Höhe von mehreren tausend Metern. Angeblich ist dieses Höllspitz das Heim der Seelenfresser, heißt: Man kann sie nur an diesem Ort töten. Denn dort liegt die Quelle ihrer Macht, die Quelle ihrer gemeinsamen Seele. Und wenn sie töten, strömt jede Seele, die sie nehmen, zu den Granitthronen, die dort stehen.«
    »Von den Granitthronen habe ich gehört«, mischte sich Nienna plötzlich ein. »Dort haben die Blutkönige sich einst aufgehalten. Wir haben diesen Stoff in klassischer Geschichte durchgenommen, als Vorbereitung für die Universität Jalder …« Ihre Stimme verklang. Sie wurde ständig an ein Leben erinnert, das es nicht mehr gab.
    Kell nickte. Er erinnerte sich daran, dass er seinen Svian der Vachine, die ihn angegriffen hatte, tief in den Leib gerammt hatte. Er hätte ihr Herz durchbohren sollen, so heftig war der Stoß gewesen. Er hätte ihre Uhrwerkmechanik zerstören müssen. »Du glaubst also, dass uns diese Seelenfresser großen Ärger machen werden?«
    »Das kann ich dir garantieren«, flüsterte Myriam.
    Bei Tagesanbruch machten sie sich auf den Weg durch ein vereistes Tal. Sie stiegen einen Serpentinenpfad hinauf, der sich etwa siebenhundert Meter in die Höhe schlängelte. Sie stiegen schweigend empor, stopften ihre frierenden Hände in die Taschen der Felle und Mäntel, während ihre Gesichter von dem beißenden, heulenden Bergwind gepeitscht wurden. Kell ging grimmig schweigend voran und dachte nach. Wenn Nienna ihn fragte, wie viel Zeit ihnen noch blieb, bevor die Seelenfresser und die Canker sie einholten, lächelte er nur grimmig und schüttelte den Kopf.
    Am Ende ging Saark. Myriam ließ sich ein bisschen zurückfallen, während sie mit ihren Stiefeln lose Steine aufwühlte. Sie ging eine Weile schweigend neben ihm her, während die zerklüfteten Flanken der Berge um sie herum aufragten und hoch über ihren Köpfen ein Adler segelte.
    »Hast du mir endlich verziehen?«, fragte sie lächelnd.
    »Nein. Verpiss dich!«
    »Harte Worte, Saark.«
    »Längst nicht so hart, wie einem ahnungslosen Mann ein Messer in den Leib zu rammen.«
    »Sicher, und es tut mir leid. Ich entschuldige mich. Ich würde es niemals wieder tun.« Sie sah ihm ins Gesicht. »Ich meine es ernst, Saark. Es war ein Fehler.« Sie lachte kurz, fast bellend. »Ich muss zugeben, je mehr ich Kell kennenlerne, desto mehr bewundere ich ihn. Er ist so stark und kraftvoll, ein wahrer Gigant, mit dem man durch die Berge ziehen kann.«
    »He, Mädel, schön vorsichtig. Ich habe den Eindruck, dass du dich gleich auf den Boden wirfst und auf den Rücken rollst.«
    Myriam wirkte belustigt. »Glaubst du? Vor Kell oder vor dir?«
    Saark blieb einen Moment stehen und starrte sie an. Dann ging er weiter den steilen Pfad empor. Seine Wadenmuskeln brannten, und seine Füße pochten heiß in seinen Stiefeln. Sein Rucksack hing wie ein Stein auf seinem Rücken, schwer wie eine Leiche.
    Er schüttelte den Kopf und lächelte. »Ich muss zugeben, dass ich auf junge Frauen genau eine solche Wirkung habe.« Er dachte darüber nach. »Und

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