Kells Rache: Roman (German Edition)
hinterließ eine gelbe Spur. Die beiden Soldaten hatten jetzt dem Geröllhang den Rücken zugekehrt und senkten angewidert den Blick.
»Doch nicht hier, du dreckiger alter Narr!«, fuhr einer der Soldaten hoch, hob den Kopf …
… und begegnete Kells Stiefel. Es war ein mächtiger Tritt, der den Soldaten unter dem Kinn erwischte, ihn hoch in die Luft und zurückschleuderte. Er polterte, begleitet von einer Flut prasselnder Steine, den Geröllhang hinab. Der zweite Mann wollte rasch aufspringen und sein Schwert ziehen, aber Kell trat ihm auf die Hand. Der Soldat ließ das Schwert los, Kell wirbelte herum und trat ein zweites Mal zu. Mit der Sohle traf er den Griff des Schwertes und drückte es runter. Es durchbohrte die Lederscheide, grub sich in die linke Wade des Albinos, durchdrang das Fleisch, landete dann in seinem rechten Fuß und nagelte so beide Beine des Mannes zusammen. Der stürzte kreischend zu Boden und riss an der blutigen Klinge.
Vom Rand des Geröllhangs ertönte ein kurzer, gellender Schrei, als der Soldat über die Kante in die Tiefe stürzte. Er riss eine kleine Steinlawine mit sich. Dann erstarb sein Schrei langsam, während er ins Nichts stürzte.
Die übrigen Soldaten sprangen auf und zückten ihre Schwerter. Kell drehte sich zu ihnen herum. Seine Augen glühten, und er fletschte die Zähne. »Kommt schon, ihr mieser Haufen Pferdemist! Wollen doch mal sehen, aus welchem Stoff ihr gemacht seid! Finden wir raus, ob Maden genauso gut kämpfen können, wie sie brüten!«
»Nein«, ertönte eine leise Stimme. Spilada hatte Nienna gepackt, mit einer Hand an der Kehle, und schnürte ihr die Luft ab. In der anderen hielt er ein kurzes Messer, dessen Klinge bedrohlich schimmerte. Noch während Kell mit finsterer Miene zusah, ließ Spilada ihre Kehle los, schnappte sich ihre rechte Hand, hob sie hoch und schnitt ihr mit einer raschen Bewegung den kleinen Finger ab. Nienna kreischte. Ihr Blut spritzte durch die Luft, und sie sank weinend auf die Knie. Sie wiegte sich vor und zurück, während sie ihre verstümmelte Hand umklammerte. Ihr kleiner Finger lag auf dem Boden und sah aus wie ein kleiner weißer Wurm.
Spilada trat vor, und als Kell sich auf ihn stürzen wollte, hob er warnend einen Finger und legte den Dolch an Niennas Hals. Er lächelte kalt. Kell blieb stehen und senkte den Kopf. Die flache Seite einer Schwertklinge krachte gegen seinen Hinterkopf, und er knickte ein, auf ein Knie. Dann stürmten die Soldaten auf ihn los, traten ihn, aber er ging immer noch nicht zu Boden. Er nahm einfach nur die Schläge hin, sein Blut schimmerte auf seinen Zähnen, aber er ließ Spilada nicht aus den Augen, ganz gleich, wie hart er getroffen wurde.
Saark sprang zu Nienna, nahm sie in die Arme, riss ein Stück seines Hemdes ab und verband ihren Fingerstumpf so gut er es vermochte. Dann starrte er den Anführer der Albinos wütend an. »Was machst du da? Sie ist fast noch ein Kind!«, fauchte er.
Spilada zuckte mit den Schultern. »Beim nächsten Mal schneide ich ihr die Hand ab. Hört zu, Männer, ihr werdet euch fügen. Das hier ist kein Spiel.« Er drehte sich zu Kell herum, der immer noch stand. Die Soldaten hatten von ihm abgelassen und traten jetzt von ihm weg, misstrauisch, als würden sie einen wilden, gefesselten Bären umringen. Der Mann, dessen Beine von seinem eigenen Schwert zusammengenagelt worden waren, wimmerte leise im Hintergrund. Spilada machte eine kleine Handbewegung, wie ein Fingerschnippen. Es war ein Zeichen. Ein anderer Albino schlitzte dem Verwundeten die Kehle auf, so dass sein weißes Blut herausströmte. Er gurgelte noch eine Weile, zuckte und blieb dann regungslos liegen.
»Ich werde dich töten«, versprach Kell.
Spilada zuckte mit den Schultern. »Du wirst dich fügen. Höre ich da deine Zustimmung? Oder soll ich meinen Beutel mit dem Rasiermesser holen?«
»Ich werde tun, was du sagst«, erwiderte Kell leise. Er senkte den Kopf und sah Nienna nicht an.
»Ganz ruhig, Mädchen«, sagte Saark.
Die Soldaten fesselten jetzt auch Kells Beine, locker, so dass er zwar gehen konnte, aber nur mit kleinen Schritten. Saark umarmte Nienna. Sie weinte vor Schmerz und Schock.
»Er hat mir den Finger abgeschnitten!«, schluchzte sie, während sie auf den blutigen Hemdfetzen starrte, der um ihren Fingerstumpf gewickelt war. »Er hat ihn einfach abgeschnitten! Was sind das für Kreaturen? Wir hätten niemals hierherkommen sollen!«
»Diese Leute hier werden noch viel schlimmere
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