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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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ihren Schreien und Schürzen und Mistgabeln für gewöhnlich zumuteten. Wenn sie Jageraw sahen, kamen sie vielleicht zu dem Schluss, dass er ein militärisches Ziel sein könnte, welches man auslöschen musste.
    Der Grabschänder drehte sich langsam um und betrachtete den Canker. Verdammt. Das würde eine Menge Töten erfordern, so viel war ihm klar.
    Also sprang er los, prallte gegen die schockierte, missgestaltete Kreatur, und in einem Blitz, der ihre Integration, ihre Verbindung und die Blutöl-Magie kennzeichnete, traten sie seitlich durch die Zeit, hüpften einfach ein paar Sekunden vorwärts. Was Jageraw und den gejagten Canker schlichtweg unsichtbar machte.
    Die Welt war für General Graal jung und wild gewesen, jedenfalls hatte sie so auf ihn gewirkt. Wilde Kriegsfürsten beherrschten mit Handschuhen aus stachelbewehrtem Stahl und mit Reißzähnen aus Messing das Land, und niemand, keine Seele, stellte ihre Autorität in Frage. Sie setzten ihre Autorität mit Reißzahn und Klaue durch, mit Stahl und Feuer; sie pfählten und enthaupteten, und die einzige Regel war, dass es keine gab; die Menschen waren wahrhaftig das verachtete Schlachtvieh aus der Legende.
    Graal träumte. Und in seinem Traum lebte er …
    Graal reitet auf dem sechsbeinigen Hengst durch hohes, blutrotes Gras zu den Marschen, wo blaue Flamingos kreischen und mit schweren Flügelschlägen in den nächtlichen Himmel emporsteigen. Er wird vom Licht des Mondes erleuchtet, und sie erkennen die Bedrohung, die er darstellt, als er näher kommt. Flamingos haben weit bessere und primitivere Instinkte als Menschen. Er flucht und wünscht, er hätte seine Energielanze; dann hätte er sich einen Vogel zum Abendessen geschossen. Dieser Gedanke löst ein Grinsen bei ihm aus. Seine blauen Augen ziehen sich zusammen, seine Reißzähne fahren heraus, und er wendet sein Reittier. Er reitet zum nächstgelegenen Dorf. Dies hier ist ein neues Gebiet, mit neuen Siedlungen, und man kennt ihn hier nicht. Am Tor springt er von seinem Roß, mit hoch erhobenem Kopf. Die achtzehn Jahre seines Lebens sind auf seinem grauen, schmalen Gesicht deutlich zu erkennen. Als sie ihn sehen, seine Augen, seine Reißzähne, seine Krallen, schreien die fünf Männer am Tor auf und versuchen, das schwere Holzportal zu schließen. Graal jedoch geht einfach weiter und rammt seine Hand mit vernichtendem Krachen durch die dicken Holzbohlen. Die Männer brüllen, schreien laut um Hilfe. Zwei packen lange Speere aus schwarzem Ebenholz mit stählernen Spitzen. Graal tritt ein, schlägt einen Speer zur Seite und zieht den Mann zu sich. Er bricht ihm das Genick, als wäre es ein Kienspan. Dann hebt er den Mann hoch, öffnet weit den Mund und gräbt seine Reißzähne in das Fleisch, zielt auf die Hauptschlagader. Das Blut spritzt heraus, überzieht seine bleiche Haut, tränkt sein weißes Haar. Er lacht, während er trinkt. Denn das Blut ist für ihn wie Nektar, und der Rausch nimmt ihn auf seine hauchdünnen Flügel und trägt ihn empor durch samtene Himmel …
    Schmerz durchzuckt ihn, und er starrt auf die Speerspitze, die aus seiner Brust herausragt. Dicht am Herzen. Viel zu dicht an seinem Herzen! Graal lässt den Leichnam fallen wie eine Puppe und verwünscht sich, seine Jugend, seine Naivität, seine Gier, seine Sucht nach Blut und den Rausch, der ihn beim Fressen so leichtsinnig werden lässt. Er hat den anderen Mann mit dem zweiten Speer einfach vergessen. So ein primitives Versäumnis! Er hat einfach angenommen, dass er voller Furcht und Panik geflüchtet wäre.
    Graal packt den Speer, der in seinem Leib steckt. Aus der Wunde blubbert schwarzes Blut durch sein schönes weißes Seidenhemd. Er schwingt ihn herum und reißt den panischen Wachsoldaten von den Füßen. Dann zerbricht er den Schaft und schreitet weiter, steht schließlich über dem Menschen. »Du willst mich aufspießen, unbedeutende Kreatur? Etwa so?« Graal hämmert den zerbrochenen Speer auf den Mann hinunter, durchbohrt ein Auge. Der Mensch schreit gurgelnd und tritt eine Weile um sich, während das Blut aus der Wunde spritzt. Graal erhebt sich und zieht den zerbrochenen Schaft aus seiner Brust. Zwei Zentimeter. Zwei Zentimeter neben dem Herzen!
    Graal brüllt den Mond an, heult lange und traurig, und als er den Kopf wieder senkt, sieht er die Dorfbewohner in einer langen Reihe hereinkommen. Es sind etwa dreißig, alle wie Bauern gekleidet. Sie stinken nach Holzrauch, nach Scheiße und Pisse, ihre Gesichter sind von

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