Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
Vom Netzwerk:
wie einen Fisch. Er wird dir deine Leber herausschneiden. Er wird dein Blut saufen, Miststück!
    Myriam runzelte finster die Stirn, hob den Sack mit Fleisch auf und marschierte in das kleine Lager, wo die Männer, Styx und Jex, einen Windschutz aus Holz und immergrünen Zweigen errichtet hatten. In diesen Halbkreis hatten sie Holzstämme geschleppt, damit sie sitzen konnten, und in einem Viereck aus Felsen ein Feuer entzündet. Das bis auf die Glut heruntergebrannt war. Wieder kniff Myriam die Augen zusammen. Das Feuer erlöschen zu lassen war ausgesprochen dumm; denn hier, an einem Ort wie diesem, konnte ein Feuer den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
    »Styx?« Ihre Stimme war nur ein leises Murmeln. Dann wiederholte sie lauter. »Styx? Jex? Wo seid Ihr?«
    Das Lager war verlassen. Myriam blickte zu der Stelle, wo Nienna, ihre junge Gefangene, gesessen hatte. Die tiefen Fußspuren im Schnee mussten von ihren Stiefeln stammen. Waren das Zeichen eines Kampfes?
    »Verflucht!«
    Myriam ließ den Sack mit Fleisch im Lager, nahm Pfeil und Bogen und folgte den Spuren durch den Wald, kniete sich einmal hin, um die verwischte Fährte zu untersuchen. Sie fluchte erneut; seit fast einer Woche lagerten sie jetzt hier, folglich gab es zu viele sich widersprechende Fußspuren. Plötzlich klapperte etwas in der Nähe. Myriam hob ruckartig den Kopf, sprang auf und lief los, den Pfeil eingenockt. Vor einer Reihe von riesigen, von Efeu überwucherten Bäumen blieb sie stehen. Sie bildeten auf zwei Seiten einen Hohlweg aus Efeu. Davor kämpfte Nienna. Während Myriam zusah, zuckte Styx, der untersetzte, schwarzlippige Styx mit seiner pockennarbigen Haut und dem linken Auge, dessen Klappe abgerissen war und das nur eine rote, entzündete Höhle war, ein Messer. Er legte es an Niennas Hals und zischte ihr gleichzeitig irgendetwas Unverständliches mit seinem stinkenden, spuckenden Atem ins Ohr.
    »Styx!«, schrie Myriam und trat rasch vor. Dann blieb sie stehen und sah nach links, wo Jex stand. Der zuckte mit den Schultern. Der kleine, tätowierte Stammesmann war nicht für Styx verantwortlich; Styx war ein freier Brigant und konnte tun, was er wollte. Jedenfalls nach Jex’ recht schlichter Philosophie.
    »Sie hat mich gebissen!«, knurrte Styx. »Dieses Miststück hat uns nur Ärger gemacht! Ich werde ihr jetzt eine Lektion erteilen!« Mit der freien Hand griff er an Niennas Seite, zu ihren Hüften, und riss an ihrem Rock. Nienna wehrte sich mit Leibeskräften, und das Messer an der Kehle ritzte ihre Haut, so dass Blutstropfen herausquollen.
    »Nein, Styx!«, rief Myriam. »Das ist nicht der richtige Weg.«
    Der Mann hob den Kopf und fletschte die schwarzen Lippen, zeigte die schwarzen Stümpfe seiner verfaulten Zähne. Sein dunkles Auge glitzerte wie ein Juwel. »Sie macht nur Ärger, Mirry, glaub mir! Was ich mit ihr vorhabe, wird ihren Mutwillen brechen; du wirst schon sehen, das wird sie wieder in die Wirklichkeit zurückholen. Denn sonst könnte es sein, dass irgendwann einer von uns mit einem Messer im Herzen aufwacht.«
    »Lass das Mädchen los.« Myriams Stimme war tödlich ruhig.
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    Myriam hob den Bogen und blickte zielend am Pfeil entlang. Die Spitze war direkt auf Styx’ gesundes Auge gerichtet. Der Mann wusste, dass sie gut genug war, um ihm das Auge auszuschießen, trotz der Krankheit, die ihre Geschicklichkeit beeinträchtigte.
    »Was soll das?«
    »Ich übe meine Autorität aus.«
    »Du bist eine Närrin, Myriam. Wir haben eine Menge Mist zusammen durchgemacht, Mädchen, und jetzt stellst du dich gegen mich? Das verstehe ich einfach nicht! Dieses kleine Miststück muss gezähmt werden! Du hast zugesehen, wie ich Hunderte von Frauen vergewaltigt habe, junge, alte, gesunde, fette, kranke, wo ist also jetzt das verfluchte Problem?« Er grinste widerlich. »Immerhin ist es ja nicht so, als wenn du nicht auch schon die eine oder andere kreischende junge Pussi gekostet hättest. Du hast selbst gesagt, je wilder der Kampf, desto besser der Biss.«
    Myriam starrte ihn an. Ihr wurde klar, dass sie ihn töten würde, wenn sie musste. Wenn er Nienna etwas zuleide tat und Kell daraufhin Amok lief, würde sie es niemals nach Silvatal schaffen, wo die Technologie der Vachine sie wieder gesund machen, sie retten konnte; sie wieder in eine Frau verwandeln konnte. Und außerdem, das gab sie allerdings nur sich selbst gegenüber zu, hatte sie auch ein bisschen Angst vor Kell. Wenn sie Nienna

Weitere Kostenlose Bücher