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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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noch, Verrat!
    Der Cardinal wandte sich an Beja. »Wir müssen mit der Abteilung zurück nach Silvatal marschieren. Dort müssen wir verkünden, dass General Graal die Vachine verraten hat, die Vachine und alles, wofür unsere Welt steht.«
    »Möglicherweise werden wir den Marsch durch die Berge nicht überleben«, erwiderte Beja warnend. Nicht aus Angst, sondern aus taktischen Überlegungen. Ihm war klar, dass es ihnen möglicherweise nicht gelang, diese Botschaft zu überbringen – und dass sie folglich das Ingenieurskonzil nicht warnen konnten.
    Walgrishnacht nickte. »Wir werden unser Leben aufs Spie l setzen, um diesen Pass zu überqueren«, erwiderte er. »Die Hohen Ingenieure müssen das Kriegskonzil erneut einberufen und die Wilden versammeln … denn wenn Graal eine Invasion plant, nachdem der Schnee geschmolzen ist, und Silvatal nicht darauf vorbereitet ist …« Er beendete den Satz nicht. Sie wussten beide, was dann geschehen würde. Ohne eine angemessene Vorwarnung würde Graal mit seiner hervorragend ausgebildeten, sehr disziplinierten und erfahrenen Eisernen Armee wie eine Flutwelle durch Silvatal roll en. Denn ironischerweise war es der General, der die Eisern e Armee kommandierte, nicht das Konzil. Andererseits, der General galt als unfehlbar und unbestechlich, war dem nicht so? Walgrishnacht wurde von einem wahren Mahlstrom des Hasses gepackt. »Informiere die Männer. Wir brechen in zehn Minuten auf.«
    »Wie Ihr wünscht, Cardinal.«
    Die Kriegeringenieure packten ihre Sachen und ihre Waffen zusammen, und eine düstere Stimmung machte sich unter der Abteilung breit. Dann ritten sie zurück nach Norden, durch den tiefen Schnee, weg von Alt Skulkra und dem üblen Verrat, der sich hier ereignet hatte. In dem Moment gellte in weiter Ferne ein Heulen durch die Luft, ein langes, schrilles Heulen, das im tiefen Wald und den dunklen Orten der Nacht zu verharren schien.
    Beja sah Walgrishnacht an. »Wölfe?«
    Der Cardinal zeigte keinerlei Gefühlsregung. »Möglich«, antwortete er. »Ausfächern!«
    Anukis aus dem Silvatal war die Tochter von Kradek-ka, einem der – wie schon erwähnt – Gründerväter der modernen Vachine-Gesellschaft. Kradek-ka war, wie schon sein Vater vor ihm, innerhalb der Hierarchie der Ingenieure bis zum Rang eines Uhrwerkers aufgestiegen. Diese hohe Position hatte er durch seine Genialität, seine Klugheit und ein technisches Können und Verständnis erreicht, die die entsprechenden Fähigkeiten der meisten anderen Bewohner von Silvatal bei Weitem überstiegen. Kradek-kas besonderes Talent lag in der Handhabung des Uhrwerks; und zwar nicht nur in der mechanischen Bearbeitung der Teile oder der komplizierten Zusammenstellung einzelner Elemente, sondern in der Entwicklung von neuen Uhrwerkmaschinen … Maschinen, die, und das war das Wichtigste, in die Vampirgesellschaft integriert werden konnten und so das Überleben dieser vom Aussterben bedrohten Rasse ermöglichten. Seine Ingenieurkunst bildete zudem die Basis ihrer Religion und erhob ihre Gesellschaft in einen evolutionären Status, der sie allen anderen Rassen überlegen machte.
    Und doch …
    An seiner Tochter Anukis nahm Kradek-ka tiefgreifende Veränderungen vor. Zunächst einmal konnte sie im Unterschied zu einer normalen Vachine das raffinierte, berauschende Blutöl nicht trinken. Das brauchte aber jeder Vachine, um seinen Uhrwerkmechanismus am Laufen zu halten und, so sagte man, um auch seine Uhrwerk-Seele zu schmieren. Anukis jedoch war anders. Anukis war besonders. Anukis vertrug also kein Blutöl wie eine normale Vachine, konnte sich demnach nicht mit der Magie vereinen. Und sie konnte auch nicht fressen, wie eine normale Vachine fraß. Technisch gesehen machte sie das zu einer Unheiligen, und allein ihre Existenz in den Augen des Hohen Ingenieur-Episkopats zu einem Sakrileg.
    Nun, wie auch immer – im Augenblick bereiteten Anukis ganz andere Probleme Kopfzerbrechen.
    Sie war wunderschön und hatte lange, fließende, goldblonde Locken, die in der Sonne glänzten und schimmerten. Ihre Reißzähne bestanden aus Messing, und wie sie kürzlich erst herausgefunden hatte, war ihr Uhrwerk weit fortschrittlicher konzipiert als alles, was man in der Vachine-Gesellschaft gesehen hatte. Kradek-ka hatte sie zu einer Göttin gemacht … und sie, indem er sie zu einer Göttin machte, gleichzeitig verflucht und zu einer Verdammten des Vachinegesetzes abgestempelt.
    Anukis hatte sich zu einer Mission aufgemacht, ihren Vater

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