Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
Vom Netzwerk:
Klinge schimmerte im Licht des Feuers. Plötzlich richtete sich Allorias Blick wie gebannt auf diese Klinge, und sie schluckte. In ihrem Mund schmeckte sie metallische Furcht.
    Es dämmerte ihr, langsam und fast erstaunt, dass sie einen gequälten Mann ausschimpfte. Schlurfend wich er ein Stück zurück und atmete tief durch. Er war ein Krieger der Vachine, mit dem man sich besser nicht anlegen sollte. Anukis zufolge hatte er Kinder in ihren Betten abgeschlachtet, unreine Kinder der Schwarzlippler. Er hatte auch keinerlei Bedenken, Frauen zu töten. Er war ein Raubtier, das ultimative Raubtier. Und er tötete nicht, um zu überleben, sondern weil er eine angeborene Freude daran hatte, sowohl an der Vorstellung als auch an der Handlung selbst.
    Draußen in der Dunkelheit heulte ein Wolf. Der Laut drang gedämpft durch den Schnee in die Höhle.
    Alloria zitterte erneut und starrte auf die Öffnung. Mit einem Wolf konnte sie es nicht aufnehmen. Als sie beschlossen hatte, nach ihrer Befreiung durch Anukis durch die Berge heimzukehren, hatte sie an Kreaturen wie Wölfe oder Bären keinen Gedanken verschwendet. Und auch nicht, fiel ihr jetzt ein, an wilde Männer, Briganten, Gesetzlose, die die Bergpässe unsicher machten. Sie schüttelte sich. Vielleicht war der Tod immer noch die richtige Antwort? Aber sie wollte den Tod zu ihren Bedingungen. Durch ihre eigene Hand. Sie wollte nicht von wilden Tieren zerrissen werden.
    Vashell stand auf und ging zum Eingang der Höhle. Dann drehte er sich zu ihr um. Sein zerstörtes Gesicht verzog sich zu einer Fratze von … von was? Sie konnte nicht erkennen, ob es Humor oder Hass war. Vashell hatte die Fähigkeit verloren, mit seiner Miene etwas ausdrücken zu können. Er hatte sogar die Möglichkeit verloren, überhaupt sein Gesicht zu zeigen.
    »Die Wölfe kommen«, sagte er.
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich höre sie. Es ist ein Winterrudel. Weiße Wölfe. Das sind die schlimmsten.«
    »Warum sind sie die schlimmsten?« Ihre Stimme klang zumindest in ihren eigenen Ohren unglaublich kläglich.
    »Weil sie die hungrigsten sind«, antwortete er und lächelte. Es war eine perverse Gebärde, denn durch die Löcher in seinen Wangen schimmerten seine Zähne.
    Alloria wandte den Blick ab.
    »Sie folgen Eurem Geruch. Sie müssen Euch schon seit Stunden verfolgen. In diesen kargen Bergen gibt es nur sehr wenig Fleisch.«
    »Dann werde ich sterben«, sagte Alloria und hob den Kopf. Ihre Augen glühten.
    »Wir alle sterben«, antwortete Vashell und drehte sich wieder zum Höhleneingang herum.
    Draußen hörten sie weiche Schritte und ein bösartiges Knurren. Langsam wich Vashell zu Alloria zurück; seine ath letische Gestalt verdeckte teilweise den Eingang zur Höh le, und plötzlich wurde ihr klar, dass Vashell kein Schwert hatte, sondern nur das Messer, das sie zuvor in seiner Hand gesehen hatte. Er hatte es von der Ingenieurbarke bei seiner Flucht vor ein paar Tagen gestohlen.
    Dann sah sie den Wolf. Es war ein großes Tier, räudig, hager und athletisch; es wirkte sehr hungrig. Sein Fell war eine Mischung aus schmutzigem Weiß, durchsetzt mit Grau und Schwarz. Seine Augen waren groß und gelb, seine Reißzähne alt, gelb und gebogen wie Dolche. Das Tier war weit größer als jeder Wolf, den Alloria je in Falanor gesehen hatte; seine Krallen schabten über den Fels des Höhlenbodens. Dann blieb der Wolf stehen, den Kopf gesenkt, und betrachtete die beiden Leute. Vashell stand angespannt da, ohne sich zu bewegen. Er wirkte wie angefroren, entweder vor Furcht oder weil er seinen Feind einschätzte.
    Dann tauchten weitere Wölfe auf. Sie knurrten und fauchten, und Geifer troff von ihren uralten Reißzähnen, als das Rudel in die Höhle strömte, deren Öffnung viel zu groß war. Drei von ihnen passten nebeneinander hindurch. Erst waren es fünf, dann acht, schließlich ein Dutzend. Ihr Fell war von schmelzendem Schnee bedeckt, und jeder Wolf blickte sie mit böse zusammengezogenen Augen und hungrig an. Es war ein gehetzter Blick. Die Tiere waren bereit, ihr Leben zu riskieren, um fressen zu können.
    Alloria hörte, wie sie ein leises Wimmern ausstieß. Vashell drehte sich nicht um, aber sie sah, wie er die Muskeln anspannte.
    Der Leitwolf knurrte, plötzlich und aggressiv, und griff dann Vashell an, so schnell, dass seine Gestalt zu verschwimmen schien …

6
    FRESSERS MOND
    Jageraw reiste sehr vorsichtig, mied Menschen, mied Albino-Soldaten, mied Canker und alle anderen Kreaturen, die seiner

Weitere Kostenlose Bücher