Kells Rache: Roman (German Edition)
sie sehr bald sehr tot sein wird«, schnarrte Styx. Er humpelte auf sie zu. Blut durchtränkte sein Haar und lief ihm über das Gesicht. Er lehnte sich schwer gegen einen Baum. In einer Hand hielt er einen Witwenmacher. Hinter ihm stand Jex, mit gezücktem Schwert und gnadenlosem Blick.
»Also stellt ihr euch jetzt beide gegen mich?«, erkundigte sich Myriam.
»Du hast es mit dem Mädchen zu weit getrieben«, antwortete Jex. »Sie ist einfach nur ein Spielzeug, genau wie all die anderen es waren. Und vorher hast du dich nie um sie gekümmert, Weib. Sie waren dir vorher nie wichtig. Du hättest zulassen sollen, dass Styx sie fickt und seinen Spaß mit ihr hat. Mit Kell wären wir schon fertiggeworden, wenn er erst mal auftaucht. Du hast die Lage falsch eingeschätzt, Myriam. Du hast dich verändert.«
»Was?« Sie lachte, beiläufig und perlend, ohne jedoch den Blick von dem Witwenmacher zu wenden. »Ich habe mich nicht verändert! Hier geht es um Macht, um Hierarchie; ich habe euch Mistkerle aus vielen gefährlichen Situationen herausgehauen! Ohne mich säßet ihr immer noch im Kerker und würdet dort langsam verfaulen.«
»Stimmt«, meinte Styx nickend. »Aber jetzt werden wir dich töten. Und das Mädchen packen, sie vergewaltigen und ihr die Haut bei lebendigem Leib abziehen, während sie schreit und sich wehrt. Wir werden eine Menge Spaß haben, wundervollen Spaß; sie wird uns ein tolles Tänzchen liefern. Dann werden wir sie ebenfalls umbringen und begraben, damit die Würmer ein Festmahl haben. Und weißt du was noch, Myriam?«
»Ich kann kaum erwarten, es zu hören«, erwiderte Myriam leise.
»Vielleicht ficke ich dich auch. Ganz genau. Ich gebe dir einen letzten Abschiedsstoß, bevor der Krebs oder mein Messer dir das nimmt, was du für so wertvoll hältst. Du willst doch leben, Myriam, meine Süße?« Er grinste, so dass man die braunen Zahnstummel hinter den schwarz gefärbten Lippen sehen konnte, auf denen der Speichel glänzte. »Du willst leben, Miststück?«
»Das Leben ist kostbar«, flüsterte Myriam.
»Der Tod auch«, schnarrte Styx und stürmte vor. Blut lief über sein zerschlagenes Gesicht, er krümmte die freie Hand und zielte mit dem Witwenmacher auf Myriams Gesicht. Er hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. In ihnen schimmerte der Tod. Nienna kauerte sich fast gelähmt vor Furcht hinter Myriam auf den Boden.
Es knallte.
Die obere Hälfte von Styx’ Kopf explodierte. Seine gesamte Schädeldecke verschwand, wurde in einem Augenblick von einem schwarzen Armbrustbolzen mit einer Stahlspitze weggefegt. Ein Schauer aus Schädelknochen und Hirn regnete zu Boden. Blut wusch in Schleiern über Styx’ Gesicht, und seine Miene war einen Moment lang erstarrt. Dann krachte er auf den gefrorenen Boden des Waldes.
Myriam hob ihren eigenen Witwenmacher, der zwischen ihren Beinen unter ihrer weiten Baumwollbluse verborgen gewesen war, und richtete ihn auf Jex. Der Stammesmann war trotz seiner vielen schwarzen Tätowierungen im Gesicht bleich geworden. Er ließ das Schwert fallen und hob beide Hände, die Handflächen nach außen, eine Geste der Unterwerfung.
»Er hatte recht«, sagte Myriam. Ihre Worte klangen wie eine bittere Grabschrift. »Der Tod ist auch kostbar. Jeder Tod. Warum hast du das gemacht, Jex? Warum hast du dich gegen mich gestellt? Wir hatten hier doch etwas … wir hatten etwas Besonderes.«
»Er hat mir mehr geboten«, antwortete der kleine Mann. Dann zuckte er mit den Schultern. Seine Augen funkelten, und er lächelte. »Aber jetzt sind seine Chancen deutlich gefallen. Steck den Witwenmacher weg, Mirry. Du willst das nicht tun, das weißt du genau. Dafür haben wir beide viel zu viel durchgemacht.« Er warf einen Blick auf Styx’ zertrümmerten Schädel. »Und mir ist auch klar, dass du das da nicht wirklich wolltest.«
»Sammel deinen Krempel zusammen und verschwinde!«, befahl Myriam.
Jex betrachtete sie eine Weile, dann bückte er sich, hob sein Schwert auf und schob es in die Scheide. Er zuckte erneut mit den Schultern, drehte sich um und verschwand zwischen den Bäumen. Myriam atmete aus, langsam und zitternd, und setzte sich. Der Witwenmacher hing von ihren zitternden, schlaffen Fingern herunter.
»Er hätte dich getötet«, meinte Nienna und berührte Myriams Schulter.
»Das weiß ich! Es ist nur … wir kennen uns schon lange. Sehr lange. Wir haben eine verdammt höllische Zeit zusammen durchgemacht, Kleine. Das ist eine Welt, die du niemals
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