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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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nie eine klare Antwort von dir bekommen. Du warst wohl zu sehr damit beschäftigt, mich an einen Baum zu binden.«
    Jeglicher Humor schwand aus Myriams Gesicht. Sie schnitt sich ebenfalls einen Streifen Fleisch ab und kaute darauf herum, während sie in die Flammen starrte. »Du hast von den Vachine gehört.« Es war keine Frage.
    »Ein Märchen, um kleinen Kindern Angst zu machen«, antwortete Nienna zurückhaltend. Früher einmal, in Jalder, noch vor wenigen Wochen, obwohl es sich wie tausend Jahre anfühlte, hatten ihre Freunde und sie über diese alten Geschichten gelacht, über die Tage des Blutes und die Legende der Drei – die Kriegsfürsten der Vampire! Und natürlich über die Vachine. Es waren Geister aus den Bergen. Doch das alles war vor der Invasion der Eisernen Armee gewesen, vor den Albino-Kriegern und Niennas Erlebnis mit den Cankern. Sie schüttelte sich, als sie nur an die riesigen, furchteinflößenden Bestien dachte. In einer Welt, in der es Canker gab, war es nicht allzu schwierig, auch an die Existenz einer uralten Rasse zu glauben, die das Blut von Menschen trank, oder?
    »Sie existieren. An einem Ort namens Silvatal. Ich glaube, dass sie mich wieder gesund machen können. Ich glaube, dass die Uhrwerktechnologie der Vachine den Krebs in mir heilen kann.«
    »Uhrwerktechnologie? So funktionieren die Vachine also?«
    »Sie trinken Blutöl. Raffiniertes, verfeinertes Blut. Es ist mit einer dunklen Magie geweiht. Dadurch funktioniert ihr Uhrwerk überhaupt. Ohne Blutöl brechen die Vachine zusammen, sie gehen unter.«
    »Und du willst ebenfalls eine dieser Kreaturen werden? Nur um am Leben zu bleiben?«
    »Würdest du lieber sterben?«, zischte Myriam plötzlich. »Möchtest du lieber unter die Erde kriechen, wo die Würmer deine Augen fressen? Du hast vorhin gesehen, wie Styx gestorben ist. Hatte das etwas Freudvolles? War das ein Vergnügen? Oder sind jetzt etwa nicht Wölfe und Maden dabei, sich an seinem Leichnam zu weiden?«
    »Aber wir werden doch ganz bestimmt irgendwohin gehen … an einen besseren Ort, meine ich, nachdem wir gestorben sind.«
    Myriam lachte barsch. »Du willst bei den Göttern leben? Du willst durch die Hallen von Elysium wandeln? Das ist eine düstere Komödie, Nienna, die man den Soldaten erzählt hat, damit sie in der Schlacht kämpfen. Es gibt keine Hallen für die Helden. Es gibt keine Flüsse aus Nektar, keine Fontänen mit Wein, keine ewigen Festmahle der Märtyrer. Das alles ist ein finsterer, boshafter Schwindel.«
    Nienna blieb stumm. Aber sie war anderer Meinung als Myriam. Denn wenn es nach dem Leben nichts gab, welchen Grund gab es denn überhaupt für das Leben? Es musste doch etwas Besseres geben. Etwas Vornehmeres. Ansonsten würde es bedeuten, dass Leute … Leute wie ihr Vater und ihre beste Freundin Katrina … es bedeutete, dass ihr Tod ein bitteres, endgültiges Ende gewesen wäre.
    »Warum hast du uns dann vergiftet?«, setzte Nienna nach, nachdem sie gesehen hatte, dass die Röte der Erregung langsam aus Myriams Wangen gewichen war.
    Myriam schnitt noch ein Stück Fleisch ab und aß es nachdenklich. »Kell ist nach Silvatal gereist. Er kennt die Vachine.«
    »Was? Mein Großvater?«
    »Ja. Dein Großvater.«
    »Das hätte er mir gesagt«, meinte Nienna nach einer nachdenklichen Pause.
    Myriam grinste. »Er hat dir wohl alles erzählt, ja?«
    »Ich weiß, dass er in der Armee gedient hat. Und ich weiß auch, dass er durch das Schwarzspitz-Massiv marschiert ist. Aber … er kennt die Vachine? Das verstehe ich nicht!«
    »Er kennt sie, weil er für den König gearbeitet hat; er war in einer Eliteeinheit unter König Searlan, dem mächtigen Kriegskönig. Sie haben Vachine gejagt und vernichtet. Sie waren Meuchelmörder, Nienna.« Ihre Stimme klang leise, und ihre Augen glühten wie Juwelen im Licht des Feuers, aufgeheizt durch Leidenschaft und das Verlangen, ihr eigenes Leben zu retten. »Kell kennt die Vachine besser als jeder andere lebende Mann; denn um etwas so Tödliches wie einen Vachine töten zu können, musst du ihn verstehen. Und Kell hat sie ganz ausgezeichnet verstanden.«
    »Mein Großvater war kein Meuchelmörder«, widersprach Nienna entschieden.
    »Du kannst ihn gern selbst fragen, wenn er kommt. Denn ihm bleiben nur noch Tage. Das Gift wird ihm jetzt bereits merklich zusetzen; er wird leiden, er wird Schmerzen in seinen Adern fühlen, in seinen Muskeln, in seinen Knochen. Und je schlimmer der Schmerz wird, desto mehr wird er versuchen,

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