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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Decke über sie gelegt hatte, »hat das Schwarzspitz-Massiv, beleidigt vom Eindringen der Menschheit, Wurzeln unter die Festung getrieben und dieses gewaltige Monument des Krieges zum Gespött auf die Errungenschaften der Menschheit verwandelt.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Andere behaupten, hier herrsche dunkle Hexerei, würden bösartige, nekromantische Zauber gewirkt. Diese Magie hätte angeblich jeden Stein pervertiert und zertrümmert, der zur Errichtung dieses gewaltigen Bauwerks benutzt wurde. Was auch immer die Wahrheit ist, verflucht ist dieser Platz ganz zweifellos. Niemand will hier leben. Hier wird nicht einmal jemand freiwillig sein Lager aufschlagen.«
    »Und wir gehen hinein?« Die Angst in Niennas Stimme war unüberhörbar.
    »Ja. Ich habe gelernt, dass die Geister dich in Ruhe lassen, wenn du den Kopf gesenkt hältst. Es sind nur Seufzer im Wind, das Flüstern der Toten in deinem Ohr und in deinen Albträumen. Du musst stark sein, Nienna, aber du brauchst keine Angst zu haben; nichts an diesem Platz kann dir wirklich etwas zuleide tun.«
    »Bist du sicher?«
    Myriam lächelte ihr böse zu. »Nichts und niemand außer mir, natürlich.«
    Nienna erwiderte das Lächeln. »Das habe ich nicht vergessen. Ich glaube auch nicht, dass ich es je vergessen werde.«
    Es wurde rasch Nacht, und riesige Sturmwolken schoben sich in einer wilden Horde über den Himmel. Es donnerte, düster und grollend. In der Ferne hämmerten Hagelschauer auf die Erde herunter.
    »Komm. Wenigstens haben wir dort ein Dach über dem Kopf.«
    Nienna folgte Myriam in einem schnellen Trab, während sich die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen. Flucht! Sie könnte ihr Pferd wenden und fliehen! Doch dann fragte der vernünftige Teil ihrer Seele: wohin? Wie sollte sie Kell in dieser Wildnis finden, in der Canker und Albino-Soldaten der Eisernen Armee überall herumliefen? Er konnte überall sein. Es war besser, wenn er hierherkam. Es war besser, wenn er die Initiative übernahm und wenn sie sich selbst auf das Chaos vorbereitete, das eintreten würde, wenn er Myriam fand. Nienna wusste, und das bereitete ihr Übelkeit im Bauch, während ihr Bilder vom Tod durch den Kopf schossen, dass es besser war, Kell zu helfen. Sie besaß weder die Macht noch annährend genug Fähigkeiten, Myriam allein zu überwältigen. Und sie stellte sich der Tatsache, wenn auch etwas verbittert, dass sie nicht einmal den Willen aufbringen konnte zu töten. Töten war etwas für Soldaten. Für Meuchelmörder. Nienna war keins von beiden; sie feierte das Leben, die Liebe und die Ehre. Der Tod war etwas für Narren.
    Sie ritten weiter, und innerhalb weniger Minuten war das Schwarzspitz-Massiv von einem Tuch aus hämmerndem Eis überzogen. Dieses Eis schien die ganze Welt zu überfluten, verdeckte den Himmel, ja selbst die Berge. Nienna senkte den Kopf, als der Hagel scharf und spitz wie Nadeln auf sie herunterprasselte. Sie schlug zwar den Kragen ihres Umhangs hoch, zog ihn über den Kopf, trotzdem stach ihr das Eis ins Gesicht. Ganz gleich wie sehr sie versuchte, sich davor zu schützen, der Sturm fand einen Weg in ihren Mantel. Er kroch ihr in den Kragen und die Manschetten, um die Fußknöchel und drang in die winzigen Löcher am Rand ihrer Stiefel ein, von deren Existenz sie nicht einmal etwas gewusst hatte. Die kalte Luft kroch in ihre Kleidung, und sie fröstelte. Sie verfluchte den Wind. Der Sturm der Schwarzspitzen schien alle Vorteile auf seiner Seite zu haben.
    »Es dauert nicht mehr lange«, sagte Myriam. Nienna blickte hoch. Die Festung lag direkt vor ihnen, schief und von Eis und Schnee überzogen. Die schwarzen Mauern schienen noch dunkler zu sein. Die Zinnen schimmerten. Die ganze Welt war düster, bis auf die Festung Cailleach, die in einer Art von geisterhaftem Hexenlicht aus dunkler Energie zu schimmern schien.
    »Was ist das für ein Stein?«, fragte Nienna, als sie immer näher kamen und die von weitem betrachtet so winzige Festung hoch über ihnen aufragte. Sie war so riesig und schief, dass die ganze Welt sich falsch anfühlte. Wenn sich nichts, was man sah, in der richtigen vertikalen Fluchtlinie befand, schmerzte das im Kopf.
    »Es ist kein Stein.«
    »Was dann?«
    Myriam warf Nienna einen finsteren Blick zu. Halt die Klappe!, sagte dieser Blick, und Nienna presste die Lippen zusammen. »Ich weiß es nicht«, flüsterte die Brigantin schließlich zerstreut. »Irgendetwas Uraltes.«
    Aus der Ferne hatte die Festung Cailleach ausgesehen, als hätte

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