Kells Rache: Roman (German Edition)
verzweifelte Woge von Energie durchströmte sein System wie ein Brechmittel. Seine Augen öffneten sich zitternd, und in dem Moment drangen Shannas Fänge tief in ihn ein, durchbohrten Haut und Muskeln. Saark kreischte und wehrte sich erneut, zappelte wie ein Fisch am Haken, nicht bereit, einfach aufzugeben und zu sterben. Eine Stimme hub an, eine kühle, eisige, junge Stimme.
»Lass ihn los!«, befahl Skanda. Er sprach in einem zarten Flüstern.
Fauchend schleuderte Shanna Saark quer durch das Zimmer und ging in eine Angriffshocke. Das Blut schimmerte auf ihren Reißzähnen, auf ihrem Kinn, auf ihren Krallen. Ihre Augen waren nur schmale Schlitze. »Du!«, zischte sie giftig.
Saark prallte gegen die Wand, landete in einem Gewirr aus Armen und Beinen auf dem Boden und stöhnte. Er legte die Hand an den Hals, hielt sie sich dann vor die Augen, sah sein Blut und wimmerte. Von draußen drang lautes Brüllen in den Raum. Bewaffnete Männer stürmten über die Straßen. Der Kampflärm toste durch Creggan. Saark war verwirrt, und seine Gedanken wirbelten durch seinen Kopf. Etwas pulsierte in seinem Hals wie ein zweiter Herzschlag. Er bildete sich ein, ein schwaches leises Ticken zu hören, wie von einem winzigen Mechanismus. Er erschauerte in düsterer Vorahnung.
Skanda duckte sich und umkreiste Shanna. Die Vachine fauchte ihn böse an, Saarks Blut auf ihren Zähnen. Dann leckte sie es genüsslich ab, bis es verschwunden war.
»Du hättest schon vor langer Zeit sterben sollen«, fauchte Shanna.
»Wir sind zurück«, erwiderte Skanda. Der Junge wirkte irgendwie deplatziert, klang auch deplatziert, während draußen vor der Schänke plötzlich ein Kampf tobte und die Leute auf der Straße unter ihrem Fenster kreischten. Metall schlug klirrend auf Metall, und Flammen fraßen sich fauchend durch das von Laternenöl getränkte Schilf.
»Dann stirbst du eben noch einmal«, erklärte Shanna. Ihre Krallen waren blutig, und ihr Gesicht hatte jetzt mehr Ähnlichkeit mit einer Bestie als mit einem Menschen.
»Ganz wie du meinst, Seelenfresserin, Tochter von Graal«, erwiderte Skanda lächelnd, wissend. Er klatschte einmal in die Hände. Das Klatschen wurde von einem Geräusch wie einem Donnerschlag begleitet, und unter den Flurdielen flutete eine Woge von Insekten hervor, Käfer, Läuse, Würmer, Maden und anderes Getier. Sie breiteten sich über den Boden aus, als die Fenster plötzlich unter einem Ansturm von Fliegen und Wespen, von kriechendem Ungeziefer, fliegenden Insekten, von Spinnen und Hornissen zerbarsten. Der ganze Raum schien plötzlich zu leben, als Kakerlaken über Boden und Wände wogten, wie eine Sturzflut, die aus den dunkelsten Stellen dieser schmutzigen Stadt herausbrach. Diese Woge von Insekten wirbelte um Skandas Füße, wie eine Flüssigkeit, eine Flüssigkeit aus Rückenpanzern, Flügeln, Zangen, Beinen und Zähnen. Skanda deutete auf Shanna, die vor Entsetzen und Ekel das Gesicht verzerrte. Im nächsten Moment stürmte die Flutwelle von Insekten zu ihr und ihre Beine hinauf. Sie fuhr herum, kreischte wie von Sinnen, sprang zum Fenster und hindurch, während lange, scharfe Glasscherben sich in ihren Körper bohrten, die Insekten sie stachen und bissen. Sie stürzte nach draußen, landete schwer auf dem Boden, und die Scherben bohrten sich wie gläserne Dolche in ihr Fleisch. Blut gurgelte in ihrem Mund, und sie stöhnte, und dennoch erhob sie sich, rannte los, wand sich geschickt zwischen den Schwarzlipplern und Dorfbewohnern hindurch, die sich auf den Straßen eine erbitterte Schlacht lieferten.
Skanda trat an das zerborstene Fenster, leckte ihr Blut mit der Zunge von einer Scherbe. Dann verschwanden die Insekten wieder, ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht waren, krochen in die Wände, unter die Bodendielen, quetschten sich über Dachbalken, verschwanden in den Schatten und an die feuchten Orte, dorthin, wo Nahrung, wo Fleisch vergammelte. Skanda trat zu Saark und half ihm auf die Füße. Dann legte er seine Finger an den Hals des Dandys, wo die beiden Wunden, die ihm Skanda mit den Reißzähnen versetzt hatte, wie geschmolzenes Metall glühten.
Ihre Blicke begegneten sich.
»Du hast ein langes Leben vor dir.« Skandas Stimme klang säuerlich.
»Verstehe«, erwiderte Saark.
»Das glaube ich eher nicht.«
»Ich bin noch ein Mensch«, gab Saark zurück. Furcht zeichnete sich in seinen Augen ab, in seiner Stimme, und er schien zu glauben, diese Behauptung würde wahr werden, indem er sie einfach
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