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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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fürchte ich, bin ich Sklave meines Gewerbes geworden.«
    »Und was für ein Gewerbe soll das sein, Jungchen?«
    Saark lächelte und rieb sich erneut den Hals. »Das Gewerbe der Ehrlosigkeit«, antwortete er.
    Sie lagerten tief im Wald, lange vor Einbruch der Nacht. Kell riskierte es, ein Feuer zu entzünden. Sie verteilten den kärglichen Proviant, den sie noch hatten, aber zumindest trösteten sie die Flammen des Feuers.
    Unwillkürlich verfiel Kell in brütendes Schweigen und zuckte gelegentlich zusammen. Saark begriff, dass es das Gift in seinen Adern sein musste, in seinen Organen, seinen Knochen. Er sagte jedoch nichts dazu, sondern verfiel stattdessen selbst in seltsames und tristes Grübeln.
    Kell starrte so lange ins Feuer, bis er einschlief. Saark nutzte die Gelegenheit und entfernte sich ein Stück vom Lager, weil er allein sein wollte. Myriams Stichwunde schmerzte immer noch fast unerträglich. Dieser Vorfall erregte immer noch seine Wut, und er malte sich insgeheim Bilder einer sexuell ausgerichteten Rache aus. Mit den Fingern strich er über das getrocknete Blut auf seiner Haut. Er zuckte zusammen und zog sein Hemd ein wenig hoch. Dann fuhr er die Umrisse der Wunde nach, und er rang nach Luft. Seine Augen weiteten sich kurz, dann zog er sie zusammen. Die Wunde war geheilt. Vollkommen. Es war nicht einmal der Schorf einer frischen Narbe zurückgeblieben.
    Irritiert tastete Saark in der Dunkelheit eine Weile an sich herum und versuchte, die Wunde zu sehen, doch das gelang ihm nicht. Jetzt bekam er Angst. Shanna hatte ihn gebissen. Er hob die Hand an den Hals und bemerkte, dass die beiden Löcher, die ihre Reißzähne hinterlassen hatten, ebenfalls verschwunden waren. Was hatte sie ihm angetan? Welche merkwürdige Magie der Vachine hatte sie in seine Adern befördert?
    Saark kehrte zum Lager zurück und hüllte sich in seinen pelzgefütterten Umhang. Dann beobachtete er das Feuer und versuchte zu schlafen. Aber eine seltsame, brodelnde Energie erfüllte ihn, und an Schlaf war nicht zu denken. Stattdessen beobachtete er Kell, der neben dem Feuer schnarchte, und überlegte, was diesen Mann wohl antrieb: Blut und Knochen, wie den Rest der Menschheit? Er lächelte grimmig. Oder war Kell auch insgeheim eine Mischung aus Fleisch und Uhrwerk?
    Kell träumte von Nienna. Sie saß unter dem Bogen der Festung Cailleach. Seltsame Felsbrocken übersäten den Boden. Das Schwarzspitz-Massiv grummelte im Hintergrund wie ein ärgerlicher Vater. »Es tut mir leid«, erklärte Kell, während er mit ausgestreckten Händen auf sie zuging. Sie öffnete die Augen. Sie waren blutrot. Dann öffnete sie auch den Mund, und er war eine Missbildung der Vachine. Ihre Reißzähne fuhren knirschend heraus, und sie zischte auf diese bestialische Art und Weise der Vampire … Sie griff ihn an, und er schlug sie zur Seite, sah zu, wie sie in den Staub rollte und wie ihr Kopf gegen einen Felsbrocken prallte. Blut strömte aus der Wunde, die jedoch im gleichen Moment heilte. Dann lief das Blut ihre Haut hinauf, als Haut und Knochen sich wieder verbanden, wie heißes, flüssiges Wachs, das sich vereint. »Was bist du?«, schrie er seine Enkelin an. »Was zum Teufel bist du?« Sie griff ihn erneut an und streckte ihre langen Krallen aus, um ihm die Gurgel herauszureißen …
    Kell setzte sich auf und spuckte aus. Er bemerkte, dass Saark ihn beobachtete, und runzelte die Stirn. »Was gibt es denn da zu sehen?«
    »Einen mürrischen alten Knurrhahn?«
    »Verschwinde.«
    »Du hast gefragt.«
    »Du hättest nicht antworten müssen.«
    »Worüber denkst du nach?«
    »Ich überlege, wie ich Nienna retten kann.«
    »Was ist mit dem Gift in deinen Adern?«
    »Verdammt soll das Gift in meinen Adern sein!«, brüllte Kell. Sein Gesicht war rot vor Wut, bis er plötzlich bemerkte, dass er mit der Axt in der Hand dastand und finster auf Saark hinunterblickte, der sich mit ausgestreckten Händen zurücklehnte und ihn erschreckt anblickte.
    »Beruhige dich«, sagte Saark schließlich, als Kells Zorn verrauchte.
    »Es … es tut mir leid«, sagte der Hüne.
    »Du musst dringend lernen, dich ein bisschen zu entspannen.«
    »Du kannst dich jederzeit gerne verp… ja, ja, ich verstehe.« Kell grollte tief in der Kehle. »Tut mir leid. Ich werde versuchen, liebenswürdiger zu sein. Ich werde mit dir reden, Saark, und ich werde dich zuvorkommend behandeln.« Er hustete bellend, und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.
    »Du stirbst«, stellte Saark sanft

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