Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
Vom Netzwerk:
Messer und holte beides heraus. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Vashell den Kopf des Schnitters aufgehoben und ihn auf einen Felsen gelegt hatte.
    »Sieht fast aus, als wäre er am Leben«, erklärte sie.
    »Das bin ich auch«, drang eine schwache, kaum hörbare Stimme aus dem Mund des Schnitters. »Bringt mir Wasser.«
    Alloria stand wie erstarrt da, aber Vashell hielt dem Kopf eine kleine Flasche an die Lippen. Der Schnitter trank gurgelnd, benetzte seinen Mund, und Alloria beobachtete vollkommen angewidert, wie das Wasser aus dem abgetrennten Halsstumpf der Kreatur herausströmte.
    »Aber es ist doch tot!«, schrie sie schließlich und trat neben Vashell, als wollte sie dort Schutz suchen. Er kniete vor dem Kopf nieder, und Alloria folgte unwillkürlich seinem Beispiel. Ihr Blick war auf diese winzigen schwarzen Augen, diese Kreise gerichtet, und sie beobachtete mit morbider Faszination, wie eine Zunge die toten Lippen leckte.
    »Den Göttern sei Dank, dass ihr gekommen seid«, zischte der Schnitter. »Ich fürchtete schon, ich müsste eine Ewigkeit in dem stinkenden Maul dieser Bestie ausharren.«
    »Wie kannst du noch am Leben sein?«, erkundigte sich Alloria, die den Stumpf fassungslos anstarrte.
    »Haltet den Mund, Frau. Er hat nur begrenzte Kraft.« Vashell runzelte zwar die Stirn, wirkte jedoch keineswegs überrascht. Was bedeutete, dass er so etwas schon einmal zuvor gesehen haben musste.
    »Sie sind unsterblich?«, flüsterte Alloria.
    »Nicht unsterblich«, antwortete Vashell. »Habt Ihr jemals eine Kakerlake gesehen?«
    »Ja. Sie haben einmal die Vorratskammern des Palastes verseucht; wir haben sehr viel an Nahrungsmitteln verloren, und die Dienstboten brauchten eine Ewigkeit, um das Problem zu beheben. Was ist damit?«
    »Wenn Ihr einer Kakerlake mit einem Messer den Kopf abtrennt, dauert es eine Woche, bis dieses zähe kleine Biest verreckt. Und die Ursache ihres Todes? Die Kakerlake verhungert, weil sie nicht mehr essen und ihren Körper ernähren kann. Bei den Schnittern ist es genauso. Enthauptet man sie, bedeutet das manchmal ihr Ende, aber nicht immer.«
    »Das ist unglaublich.«
    »Glaubt, was Ihr wollt, Frau. Aber ich habe das schon einmal gesehen, als ich noch ein Kind war. Ich habe mit anderen Vachine-Adligen Schneelöwen gejagt; ich begleitete meinen Vater. Wir hatten einen Schnitter bei uns, einen Fährtensucher namens Graslek. Der Löwe überraschte uns in einem Ring aus Felsbrocken, und als wir uns hastig zurückzogen, biss er Graslek den Kopf ab. Mein Vater brachte den abgetrennten Kopf zu den anderen Schnittern, die ihn mit in ihre Welt nahmen. Ich weiß nicht, was dann passiert ist, aber man hat mir gesagt, dass der Kopf die ganze Reise zurück geredet hätte. Ich hatte monatelang Albträume. Meine Mutter musste mich mit einer starken Blutölinfusion beruhigen.«
    »Was ist mit dem Schneelöwen passiert?«
    »Bedauerlicherweise hat er überlebt. Er ist mit der Hälfte des Körpers des Schnitters als Beute in die Schwarzspitzen gelaufen. Das Tier hat den ganzen Jagdausflug ruiniert.«
    Vashell setzte sich mit gekreuzten Beinen vor den Kopf. Der Schnitter befeuchtete sich die Lippen, und auf seine Bitte hin goss Vashell noch mehr Wasser auf die gierige, bittende Zunge. Er wiederholte das fünf weitere Male, bis die Augen des Schnitters allmählich heller wurden und er das Gesicht entspannte.
    »Wie lautet dein Name, Schnitter?«
    »Fiddion.«
    »Wann wurdest du …?«
    »Getötet?« Der Schnitter lachte leise. Es war ein leises, ekelhaftes Lachen. »Wie es scheint, bin ich wohl zu überheblich geworden. Ich absolvierte gerade einen religiösen Ritus und verließ mich auf meine eigenen Beobachtungskünste. Ich habe den Wolf weder kommen sehen noch sein Nahen gespürt. Doch möglicherweise haben die Nonterrazake mir auch einige meiner Fähigkeiten genommen. In ihren Augen hätte ich eine derartige entwürdigende Bestrafung wohl verdient.«
    »Du wurdest ausgestoßen?« Vashell riss erschreckt die Augen auf. Es war die größte Zurschaustellung von Emotionen, die Alloria jemals bei dem Vachine erlebt hatte, aber so etwas wie Gefühle waren auf dem vernarbten Gesicht schwer zu entschlüsseln.
    »Ja. Obwohl es mich beschämt, muss ich gestehen, dass ich aufgrund dieser Behandlung einen brennenden Hass auf sie empfinde. Ich will mich an jenen rächen, die dies taten; am liebsten würde ich ihre ganze Welt unter Feuer und Asche begraben!«
    »Was hast du denn getan?«, erkundigte sich

Weitere Kostenlose Bücher