Kells Rache: Roman (German Edition)
Alloria ehrfürchtig. Fiddion richtete den Blick seiner kleinen schwarzen Augen auf sie.
»Du wagst mich das zu fragen, Kind? Hinweg mit dir! Verschwinde! Ich bin nicht hier, um meine Seele einem Menschen gegenüber zu entblößen. Das wäre niederträchtig und armselig. Aber angesichts dessen, was ich will …« Er hielt inne und blinzelte einmal langsam, als würde er nachdenken. »Ja. Ich werde euch Informationen geben.«
»Warum?«, fuhr Vashell ihn an. Ihm war unbehaglich zu Mute. Alles in seiner Vachine-Welt verlangte Ehre und Loyalität der Religion der Ingenieure, dem Episkopat und den Uhrwerkern gegenüber. Und sie wiederum, das ganze Volk der Vachine, vertrauten den Schnittern bedingungslos. Sie hatten gemeinsam Kriege ausgefochten. Sie waren gemeinsam gestorben. Welche Informationen Fiddion auch verraten wollte, sein Wunsch entsprang der Verbitterung, dem Widerwillen und seinem Rachebedürfnis. Für Vashell war das schlimmer als ein Canker.
»Ich werde euch Informationen geben«, wiederholte der Schnitter. »Dann könnt ihr eine vernünftige Entscheidung treffen. Willst du deine Rasse retten, Vashell? Willst du die Vachine in ein neues Jahrtausend führen?«
»Das können wir auch ohne deine Hilfe«, antwortete Vashell ruhig. Aber seine Augen flackerten nervös, fast wie die Augen einer gehetzten Kreatur. Er ahnte, dass ihm nicht gefallen würde, was er jetzt zu hören bekam. Und instinktiv wusste er, dass es sein Leben für immer verändern würde.
Fiddion lachte, eine bemerkenswerte Leistung für einen abgetrennten Kopf. Seine Halswirbelsäule schien zu pulsieren und kratzte leise auf dem Fels, wie die Schuppen einer Schlange, die über Steine glitt.
»Hör zu, Vachine«, sagte er. Seine schwarzen Augen schimmerten wie ein sternenloser Himmel. »Deine ganze Rasse, deine ganze Religion und deine ganze Welt werden bedroht. Von den Schnittern. Von Kradek-ka. Von General Graal und seiner stinkenden Eisernen Armee. Sie arbeiten zusammen, begreifst du das nicht?«
»Um was zu tun?«, schnaubte Vashell verächtlich.
»Um die Rückkehr der drei Kriegsfürsten der Vampire herbeizuführen. Sie sind wie Dunkle Gottheiten und haben einst mit einer Bösartigkeit und Niedertracht über diese Welt geherrscht, die du nicht einmal annähernd begreifen könntest. Die Welt erzitterte, als sie erwachten; und sie wagte erst wieder Luft zu holen, als sie untergingen.«
»Sie sind Legenden«, erwiderte Vashell. Er hatte den Kopf schief gelegt, und eine Seite seines entstellten Gesichts wurde von den flackernden Flammen erleuchtet. Das Holz knisterte, und der Rauch reizte seine Nase. Draußen heulte traurig der Wind, und Vashell empfand eine große Leere, eine nicht enden wollende Trostlosigkeit in seiner Seele. »Selbst wenn sie zurückkehrten, würden sie uns nichts antun. Wir sind vom selben Blut. Wir sind Verbündete!« Noch während er die Worte aussprach, begriff er die verdrehte Logik seines Arguments. Denn sie waren keineswegs vom selben Blut. Und das war der entscheidende Punkt. Die Vachine waren eine Kreuzung, eine Uhrwerk-Mutation.
»Nein«, antwortete Fiddion. Er klang fast traurig, ob wohl Vashell sicher war, dass ein Gefühl wie Trauer den Schnittern fremd war. »Du bist Vachine. Du bist nur eine Abart, mein Freund, eine Verwässerung der wilden, bösartigen Kriegsfürsten der Vampire. Die Vampire sind uralt. Eure Uhrwerk-Existenz ist allem, woran sie glauben, ein Gräuel. Deine Rasse ist für sie eine Missbildung von allem, wofür sie stehen, sie wäre für ihre innerste Essenz vollkommen fremdartig.«
Vashell schüttelte den Kopf. »Wir sind sehr mächtig«, widersprach er. »Wir würden gegen sie kämpfen! Wir würden sie vernichten!«
»O nein, weil ihr längst tot wärt.«
»Was?«, entgegnete Vashell spöttisch. »Die gesamte Vachine-Zivilisation? Sei nicht albern.«
»Und du sei nicht so arrogant!«, fuhr Fiddion ihn an. »Denn das ist euer Fluch!«
»Und wie, bitte, soll dieses Wunder bewerkstelligt werden?«
Fiddion schwieg eine Weile. Sein Gesicht war vollkommen regungslos, bis er sich schließlich die schmalen Lippen leckte und seine spitzen Zähne zum Vorschein kamen. »Das weiß ich nicht«, antwortete er schließlich. »Es wurde unserem Vereinten Verstand nicht mitgeteilt. Ich weiß nur, dass Graal etwas damit zu tun hat, seine Eiserne Armee, seine jüngste Invasion von Falanor und die Ströme von Blutöl, die zur Zeit für die Große Magie gesammelt werden, die erforderlich ist, um
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