Keltenfluch
Benny Flint. Die beiden konnten sich nie leiden.«
»Dann hätte er sie schon gewaltsam entführen müssen.«
»Nein, Bill. Ich denke da an eine andere Sache. Benny Flint kann mit der anderen Macht aus der Vergangenheit gemeinsame Sache gemacht haben.«
Auch ich kam mit dem Fall nicht zurecht. Ich war wieder einige Schritte zum Fahrerhaus hingegangen und blieb vor der offenen Seitentür stehen. Die beiden anderen blieben zurück. Bill versuchte es mit guten Worten. Er wollte nicht, dass Tony Hellman den Blick für die Realitäten verlor. Die allerdings erwischten mich auf eine ganz andere Art und Weise, denn ich nahm einen ungewöhnlichen Geruch wahr.
Zunächst dachte ich noch an eine Einbildung. Was mir da in die Nase gestiegen war, passte nicht hierher, obwohl es nach etwas Altem stank. Ein ekliger Geruch, der nicht zu dieser Umgebung passte, in der es mehr nach Staub oder Erde roch.
Ich drehte mich um. Mein Blick fiel nach draußen, und ich sah den Wohnwagen gegenüber. Das Camp lag links von mir. Dort wurde wieder gearbeitet, und auch der Professor hatte sich zurückgezogen.
Aus dieser Richtung erwischte mich der Gestank auch nicht. Verwesung, altes Fleisch. Ein Totengeruch, wie er schlimmer nicht sein konnte. Er erinnerte mich an den Friedhof, an die Gräber und auch die tiefen Gruften. Ich hatte sie oft betreten, wenn ich auf der Suche nach irgendwelchen Zombies oder Ghouls gewesen war. Existierten sie hier auch?
Möglich war alles. Außerdem wusste ich nicht, was die Archäologen aus der Erde hervorholten. Andererseits kam mir dieser eklige Geruch etwas ›frischer‹ vor.
Ich verließ den Wagen. Der Geruch blieb. Er wurde auch nicht vom leichten Wind fortgeweht. Im Gegenteil, er kam mir noch intensiver vor und fächerte von unten nach oben in die Höhe. Ich schaute zu Boden.
Ich wusste jetzt, woher mich der Geruch erreichte. Aus der Lücke zwischen Wohnmobil und Boden.
Plötzlich erwischte mich der Schauer. Ich war darauf gefasst, etwas Schlimmes zu Gesicht zu bekommen und freute mich auch darüber, im Moment allein zu sein.
Ich kniete mich hin und schaute unter das Wohnmobil. Ein Schwall traf meine Nase! Ein widerlicher Gestank. Als wäre er mir unter dem Wagen entgegengepustet worden. Eklig, so dass ich den Atem anhielt, aber nicht die Augen schloss.
Da sah ich es. Unter dem Wagen lag eine Gestalt, die sich nicht mehr rührte. Man hatte den Toten einfach in die Lücke gequetscht und ihn dort liegengelassen…
Tony Hellman hatte recht gehabt. In diesem verdammten Umkreis stimmte einiges nicht. Seine Befürchtungen hatten sich bewahrheitet, aber nicht die, die Cella Lintock angingen. Denn dass sie es nicht war, die unter dem Wohnmobil lag, das hatte ich schon beim ersten Hinsehen erkannt. Die Leiche war männlich.
Ich richtete mich wieder auf. Genau da verließen Bill und Tony den Wagen. Sie sahen mich noch in der Bewegung, und sofort stellte der Reporter eine Frage.
»Was hat es dort gegeben?«
»Eine Leiche«, erwiderte ich leise.
Für einen Moment blieb sein Mund offen stehen. Dann flüsterte er: »Doch nicht Cella?«
»Nein.«
Tony Hellman hatte uns gehört. Aufgeregt fragte er: »Was ist denn mit Cella?«
»Nichts…«
Das wollte er nicht glauben und schüttelte mich durch. »Verdammt, ich habe doch gehört, wie ihr von ihr gesprochen habt und…« Er verschluckte seine nächsten Worte, weil er sah, wie sich Bill Conolly bückte und ebenfalls unter den Wagen spähte.
»Was gibt es dort zu sehen?«
»Einen Toten.«
Tony ließ mich los. Er war bleich geworden. »Doch nicht…«
»Nein, nein, es ist nicht Cella, wenn Sie das befürchtet haben. Es ist ein Mann.«
»Wer denn?«
»Ich kenne ihn nicht.«
Bill richtete sich auf. Er hatte länger hingeschaut als ich, und er schüttelte jetzt den Kopf. »Das ist ein Hammer, John, das ist kaum zu fassen, ehrlich.«
»Was meinst du?«
»Ich denke, wir ziehen den Toten mal etwas vor, dann kannst du es selbst sehen.«
Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Tony half uns nicht. Er blieb an der Tür stehen und bewegte seinen Kopf nach links und rechts, um sich zu vergewissern, dass wir nicht beobachtet wurden. Das war nicht der Fall. Bill und ich konnten die Leiche in aller Ruhe ein Stück vorziehen. Zumindest so weit, bis wir sahen, was mit ihr passiert war.
Es war Bill, der den Toten losließ, als wäre dieser kochend heiß geworden. Er ging noch in der gebückten Haltung zurück, während ich hocken blieb und nun auch sah, was Bill so
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