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Keltenfluch

Keltenfluch

Titel: Keltenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fragte Bill.
    »Ja!« stieß Tony Hellman hervor. »Der Sarg. Oder was immer es gewesen sein mochte. Ein gläsernes Gefäß. Ein Viereck, das auf einem Steinsockel stand. Darin lag jemand, den ich nicht erkennen konnte. Eine schleierhafte Gestalt, und die drei anderen haben vor dem Sarg gestanden und entsetzt hineingeschaut.«
    »Sie hatten Angst vor ihm?«
    »Das weiß ich nicht, Bill. Es kann sein, dass sie auch nur erstaunt gewesen sind. Oder auch entsetzt durch den Anblick, weil gewisse Dinge einfach nicht sein dürfen.«
    »Genau diese Dinge müssen wir finden. Das ist ganz einfach«, erklärte ich. Es waren die letzten Worte, die wir im Wohnmobil miteinander wechselten.
    ***
    Abendstimmung hatte sich über das Gelände des Camps gelegt. Da verschwammen die klaren Konturen, da wirkte alles wie von bleicher Farbe überpinselt. Die Feuchtigkeit stieg vom Boden hoch, allerdings nicht so stark, dass es zu einer dichten Nebelbildung kam. Der Dunst hielt sich in Grenzen und schwebte sanft über dem Gelände.
    Einen Sonnenuntergang erlebten wir nicht, dazu war es zu bewölkt. Fern im Westen hatte die graue Wolkendecke einen rötlichen Schimmer bekommen.
    Tonys Kollegen arbeiteten auch jetzt. Diesmal im Licht starker Scheinwerfer. Einige von ihnen strahlten in die große Grube hinein, wo gegraben, vermessen und gesammelt wurde. Daten für einen Computer, dessen Programm dann den Umriss und die Details der Keltensiedlung nachzeichnete.
    Ich sah auch innerhalb des Zeltes das helle Licht. Die dort arbeitenden Menschen zeichneten sich manchmal an den Wänden als übergroße Schattenrisse ab. Hin und wieder bewegte sich auch ein Schatten, wenn der eine oder andere aufstand und ein paar Schritte ging.
    Wir waren froh, dass uns Professor Nat Cochran in Ruhe gelassen hatte. Vom Tod seines Mitarbeiters Benny Flint würde er früh genug erfahren. Momentan konnten wir keine neugierigen Fragen gebrauchen. Wenn er dann zum Wohnmobil kam, waren wir eben nicht da.
    Wir hatten uns praktisch weggestohlen und waren zu Tony Hellmans ›Arbeitsplatz‹ gegangen. Er lag am Rande des Ausgrabungsfeldes. Schweres Gerät hatte sich in einen Hügel oder eine Böschung hineingefressen und einen Weg freigeschaufelt. Damit die Decke nicht einstürzte, war sie durch Stempel gestützt worden. Mir kam der Eingang vor wie der Zugang zu einem Bergwerk. Ich wandte mich an Tony, der zwischen Bill und mir ging. »Warum hat man das Gelände nicht von oben her abgetragen?« fragte ich. »Das wäre normaler gewesen.«
    Er gab mir recht und fügte dann hinzu: »Auf meinen Rat hin ist man behutsamer vorgegangen. Man wollte nichts zerstören. Außerdem waren wir nicht sicher, ob sich die Kultstätte genau an diesem Platz befand. Deshalb gingen wir sehr vorsichtig zu Werke. Ich hätte schon Bescheid gegeben, wenn es mir gelungen wäre, einen Hinweis zu finden.«
    »Also haben Sie nichts entdeckt, Tony?« forschte ich nach.
    »So ist es.«
    »Bis auf die Bilder«, sagte Bill leise.
    »Ja, aber sie waren nicht real.«
    Ich hatte mein Kreuz von der Brust genommen und es in die Tasche gesteckt. Zwar konnte ich mich nicht darauf verlassen, dass es auf die alte Druidenmagie reagierte, aber gewisse Zeichen würde es mir vielleicht geben. So hatte ich erlebt, dass es grünlich aufgeflimmert war, als ich einen direkten Kontakt mit Aibon bekommen hatte.
    Die schwache Helligkeit des Resttages blieb hinter uns zurück, als wir in die Böschung oder den Hügel hineinschritten. Der Eingang hätte in seiner Breite auch zu einem Dom gepasst, und es war hier ebenso still wie in der Kirche.
    Meine kleine Lampe ließ ich noch stecken. Dafür schaltete Tony seine Taschenlampe ein. Ein breiter Strahl verließ das Gehäuse. Er zitterte leicht.
    Das Ende war zu sehen. Der Lichtkreis malte sich auf einer dunklen Wand ab und sah aus wie ein kleiner Vollmond, der uns entgegenleuchten wollte.
    In meiner Nase schwebte noch immer der leichte Verwesungsgeruch. Ich hoffte, dass er sich hier nicht verstärken würde, und hatte auch das entsprechende Glück.
    Statt dessen nahmen wir den feuchten Geruch der Erde auf. Dunkle Wände umgaben uns. Sie waren nie glatt. Wenn das Licht der Lampe über sie hinweggeisterte, sahen wir einige Risse, und daraus wuchsen auch manche Gräser oder dünne Strauchreste hervor, die sich unterirdisch ihren Weg gebahnt hatten.
    Nach Spuren zu suchen, brachte nichts. Der Boden war einfach nicht glatt genug. Uneben, bedeckt mit Steinen der unterschiedlichsten Größe.

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